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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Direktor Palmgren zu Ihnen mehr Vertrauen hatte als zu Broberg. Und dennoch hat Broberg schon fünfzehn Jahre für ihn gearbeitet und Sie erst… Ja, wie lange eigentlich?«
    »Fast fünf Jahre«, erwiderte Mats Linder.
    »Hat Direktor Palmgren Broberg nicht getraut?«
    »Viel zu sehr«, sagte Linder und kniff die Lippen zusammen, als wollte er die Antwort auslöschen und aus dem Protokoll streichen lassen.
    »Halten Sie Broberg für unzuverlässig?« stieß Martin Beck sofort nach.
    »Das ist eine Frage, die ich ungern beantworten möchte.«
    »Hat es zwischen Ihnen und ihm Kontroversen gegeben?« Linder schwieg eine Weile. Es schien, als versuchte er, die Situation genau abzuwägen. »Ja«, sagte er schließlich.
    »Worum ging es bei diesen Auseinandersetzungen?«
    »Das ist eine strikt firmeninterne Angelegenheit.«
    »Sind Sie der Meinung, daß er sich dem Konzern gegenüber nicht loyal verhält?«
    Linder sagte nichts. Das spielte aber keine Rolle mehr, weil er die Frage ja eigentlich schon beantwortet hatte.
    »Nun, wir werden mit Direktor Broberg selbst reden müssen«, sagte Martin Beck leichthin.
    Der Mann hinterm Schreibtisch holte einen langen, schmalen Zigarillo aus der Jackentasche, entfernte die Cellophanhülle und zündete ihn sorgfältig an. »Im übrigen verstehe ich gar nicht, was all das mit dem Mord an meinem Chef zu tun haben soll«, sagte er.
    »Vielleicht gar nichts«, sagte Martin Beck. »Wir werden sehen.«
    »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwelche Auskünfte geben, meine Herren?« fragte Linder und qualmte an seinem Zigarillo.
    »Sie hatten doch eine Konferenz am Mittwochnachmittag, nicht wahr?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Wo?«
    »Hier.«
    »In diesem Raum?«
    »Nein, im Konferenzraum.«
    »Worum ging es bei dieser Zusammenkunft?«
    »Um interne Angelegenheiten. Ich kann Ihnen darüber keine näheren Angaben machen und will es auch nicht. Sagen wir mal, daß Direktor Palmgren sich von der direkten Geschäftstätigkeit für eine bestimmte Zeit zurückziehen wollte und daher eine zusammenfassende Darstellung der Lage hier in Skandinavien wünschte.«
    »Wurden anläßlich dieser Sitzung Rügen erteilt? Gab es etwas, womit Direktor Palmgren unzufrieden war?«
    Die Antwort kam nach kurzem Zögern: »Nein.«
    »Aber Sie sind vielleicht der Meinung, daß einige Rügen angebracht gewesen wären?«
    Linder antwortete nicht.
    »Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, daß wir uns einmal mit Hampus Broberg unterhalten?«
    »Im Gegenteil«, murmelte Linder.
    »Verzeihung, ich habe nicht verstanden, was Sie sagten.«
    »Es war nichts.«
    Schweigen. Martin Beck glaubte nicht, auf dem eingeschlagenen Weg viel weiter kommen zu können. Hier stank zwar irgend etwas, aber es sprach vorläufig nichts dafür, daß diese Sache etwas mit dem Mord zu tun hatte.
    Mänsson schien völlig passiv zu sein, und Linder verhielt sich abwartend.
    »Jedenfalls scheint völlig klar zu sein, daß Direktor Palmgren zu Ihnen mehr Vertrauen hatte als zu Broberg«, stellte Martin Beck wie selbstverständlich fest.
    »Das ist möglich«, sagte Linder trocken. »Wie dem auch sei; mit dem Mord hat das alles jedenfalls nichts zu tun.«
    »Das wird sich zeigen«, sagte Martin Beck.
    In den Augen des anderen blitzte es auf. Er war wütend, und es fiel ihm schwer, das zu verbergen.
    »Nun, wir haben Ihre kostbare Zeit schon recht lange in Anspruch genommen«, sagte Martin Beck.
    »Das haben Sie wahrhaftig. Je eher dieses Gespräch beendet wird, desto besser. Für mich wie für Sie. Bei diesem Wiederkäuen kommt doch nichts Konstruktives heraus.«
    »Dann lassen wir's dabei bewenden«, sagte Martin Beck und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Sehr verbunden«, sagte Linder in gemessenem, aber sarkastischem Ton.
    In diesem Augenblick meldete Mänsson sich zu Wort. »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich Sie gern noch einiges fragen.«
    »Und was wäre das?«
    »In welchem Verhältnis stehen Sie zu Charlotte Palmgren?«
    »Ich kenne sie.«
    »Wie gut kennen Sie sie?«
    »Das dürfte wohl meine Privatangelegenheit sein.«
    »Ja, das ist natürlich richtig. Aber ich möchte trotzdem, daß Sie die Frage beantworten.«
    »Welche Frage?«
    »Ob Sie ein Verhältnis mit Frau Palmgren haben?«
    Linder sah ihn kalt und abweisend an. Nach einer Minute Schweigen zerrieb er den Zigarillo im Aschenbecher und sagte:
    »Ja.«
    »Ein amouröses Verhältnis?«
    »Ein sexuelles Verhältnis. Ich pflege gelegentlich mit ihr zu schlafen, um es in einer

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