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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Jangtse schwimmend zeigte. Vielleicht befanden sich die Maoisten von Lund im Höje-Fluß, um dem Beispiel des Vorsitzenden zu folgen. Paulsson zog das Jackett aus und machte sich auf den Weg zum Dom. Er staunte, daß der berühmte Riese Finn so klein war, und kaufte eine Ansichtskarte, auf der dieser zu sehen war, um sie seiner Frau zu schicken.
    Auf dem Rückweg vom Dom entdeckte er an einer Litfaßsäule ein Plakat, auf dem die Akademische Vereinigung für diesen Abend eine Tanzveranstaltung ankündigte. Paulsson beschloß hinzugehen, aber weil es noch früh am Abend war, mußte er sich bis dahin irgendwie die Zeit vertreiben.
    Er flanierte in der sommerlich leeren Stadt umher, spazierte unter den hohen Bäumen im Stadtpark, promenierte lange auf den Kieswegen im Botanischen Garten und stellte plötzlich fest, daß er großen Hunger hatte. Er nahm im Storkällaren ein einfaches Essen ein und blieb anschließend noch eine Weile bei einer Tasse Kaffee sitzen, um das spärliche Leben und Treiben auf dem Markt draußen zu beobachten.
    Er hatte kaum einen Schimmer, wie er die Suche nach dem Mörder Viktor Palmgrens anlegen sollte. Politische Attentate sind selten in Schweden. Paulsson konnte sich nicht an einen einzigen politischen Mord erinnern. Er wünschte, die Voraussetzungen für die Fahndung wären besser. Er hätte gern gewußt, wen es zu suchen galt.
    Als die Dunkelheit sich über die Stadt gesenkt hatte und die Straßenlaternen eingeschaltet worden waren, ging er zur Diskothek. Auch dieser Besuch brachte kein Ergebnis. Etwa zwanzig junge Leute tranken Bier und tanzten zu ohrenbetäubender Popmusik. Paulsson sprach mit einigen von ihnen, aber es stellte sich heraus, daß sie nicht einmal Studenten waren. Er trank ein kleines Glas Bier und fuhr anschließend mit der Bahn nach Malmö zurück.
    Im Fahrstuhl des Hotels stieß er mit Martin Beck zusammen. Obwohl sie allein waren, starrte Beck beharrlich auf einen Punkt über Paulssons Scheitel, während er leise vor sich hin pfiff. Als der Fahrstuhl anhielt, kniff er ein zu, lächelte leicht, legte den Zeigefinger auf den Mund und trat auf Flur hinaus.

19
    Am Montagnachmittag rief Mänsson seinen dänischen Kollegen an.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Mogensen. »Du rufst mich während der Dienstzeit an? Oder glaubst du vielleicht, ich schlafe auch tagsüber bei der Arbeit?«
    »Haha, sehr lustig«, sagte Mänsson.
    »Ah, ich verstehe, es ist eilig, so daß du dir nicht leisten kannst, bis heute nacht zu warten. Na, laß hören, ich drehe hier sowieso nur Däumchen.«
    »Öle Hoff-Jensen«, sagte Mänsson. »Er ist Direktor bei einer Firma, die zu einem internationalen Konzern dieses Viktor Palmgren gehört. Du weißt, der, der letzte Woche erschossen worden ist. Ich möchte gern wissen, um was für eine Firma es sich handelt und wo sie ihr Büro hat. So schnell wie möglich.«
    »Okay, kapiert«, sagte Mogensen. »Ich rufe zurück.«
    Es dauerte eine halbe Stunde.
    »Es war nicht schwierig«, sagte Mogensen. »Hörst du?«
    »Ja, ja, nur raus damit«, sagte Mänsson und griff nach dem Kugelschreiber.
    »Direktor Öle Hoff-Jensen ist achtundvierzig Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Seine Frau heißt Birthe und ist dreiundvierzig.
    Sie wohnen in der Richelieus alle in Hellerup. Die Firma ist ein Luftfrachtunternehmen mit Namen Aerofragt und hat ihr Hauptbüro am Kultorvet sowie eine Nebenstelle im Flughafen Kastrup. Das Unternehmen besitzt fünf Maschinen des Typs DC 6. Willst du noch mehr wissen?«
    »Nein, danke, das genügt im Augenblick. Wie geht's dir übrigens?«
    »Beschissen. Und heiß ist es auch. Ich glaube, die Hitze macht die Leute verrückt. Die Stadt ist voll mit den eigenartigsten Menschen. Nicht zuletzt mit komischen Schweden. Farvel.«
    Mänsson legte auf, und im selben Moment fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, nach der Telefonnummer der Luftfrachtfirma zu fragen. Er bat die Zentrale, die Nummer zu besorgen, was seine Zeit dauerte. Als er schließlich bei der Aerofragt durchkam, erhielt er den Bescheid, daß Hoff-Jensen erst am kommenden Tag anzutreffen sei und daß er bitte nach elf Uhr morgens vorbeikommen möge.
    Mir soll's recht sein, dachte Mänsson. Noch einen Direktor hätte ich heute nicht verkraftet. Den Rest des Montagnachmittags widmete er einigen Routineangelegenheiten, die auch erledigt werden wollten. Am Dienstagvormittag holte er Marthy Beck vor dem Hotel ab. Mänsson hatte vorgehabt, ein Tragflächenboot nach

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