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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Kopenhagen zu nehmen, aber Martin Beck erklärte, daß er mit einem richtigen Schiff fahren wolle und daß sie das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und während der Überfahrt essen könnten. Er habe sich erkundigt und erfahren, daß die Eisenbahnfähre Malmöhus in zwanzig Minuten ablegen würde.
    Es waren nicht viele Passagiere an Bord, und im Restaurant waren nur zwei Tische besetzt. Sie aßen eine Heringsplatte und Wiener Schnitzel, worauf sie sich in den Salon im Vorschiff begaben, um dort ihren Kaffee zu trinken. Der Sund war spiegelblank, aber die Sicht nicht ganz klar. Die Silhouette der Insel Ven war zwar im Sonnendunst zu sehen, aber man konnte weder die grünen Weidenhänge noch die kleine Kirche erkennen. Martin Beck studierte interessiert den lebhaften Schiffsverkehr und entdeckte zu seinem großen Entzücken sogar einen richtigen Dampfer mit formschönem Rumpf und einem reellen geraden Schornstein.
    Beim Kaffee berichtete Martin Beck von den Ermittlungen Kollbergs und Gunvald Larssons in Sachen Broberg und Helena Hansson.
    Diese Neuigkeiten waren einigermaßen überraschend, aber in der eigentlichen Mordsache führten sie trotzdem nicht recht weiter.
    Sie nahmen den Hafenzug zum Hovedbanegärden, gingen dann zu Fuß über den Rädhusplads und durch die schmalen Straßen zum Kultorvet. Das Büro der Aerofragt lag hoch oben in einem alten Haus. Einen Fahrstuhl gab es nicht, so daß sie die steilen und engen Treppen hinaufklettern mußten.
    Mochte das Haus auch alt sein, die Einrichtung des Büros war hochmodern. Sie betraten einen langen, schmalen Flur mit mehreren Türen, die mit grüner Lederimitation gepolstert waren. Die Wände zwischen den Türen bedeckten Vergrößerungen von Fotos älterer Flugzeugmodelle. Unter jedem Bild stand ein lederbezogener Sessel, daneben ein Messingaschenbecher auf einem hohen Fuß.
    Der Flur mündete in einen großen Raum mit zwei hohen Fenstern zum Markt.
    Die Empfangsdame, die mit dem Rücken zu den Fenstern an einem weißlackierten, stählernen Schreibtisch saß, war weder besonders jung noch besonders hübsch. Dagegen hatte sie eine angenehme Stimme; Mänsson erkannte sie von dem gestrigen Gespräch wieder. Außerdem hatte sie prachtvolles rotblondes Haar.
    Sie telefonierte gerade und machte eine einladende Geste zu einer Sitzgruppe an der Stirnwand des Raumes hin. Mänsson ließ sich in einen der Sessel fallen und holte einen Zahnstocher aus der Tasche. Er hatte seinen Vorrat aus dem Gewürzständer im Restaurant der Fähre ergänzt. Martin Beck blieb stehen und betrachtete den alten Kachelofen in einer Ecke des Raumes.
    Das Telefongespräch wurde auf spanisch geführt, in einer Sprache, die weder Martin Beck noch Mänsson beherrschten, so daß sie es bald aufgaben zuzuhören. Schließlich beendete die Rotblonde das Gespräch und erhob sich lächelnd. »Sie sind sicher die Herren von der schwedischen Polizei«, sagte sie. »Einen Augenblick, bitte, ich werde Direktor Hoff-Jensen verständigen.«
    Sie verschwand durch eine Doppeltür, ebenfalls mit Lederimitation ausgeschlagen, diesmal aber in Tabakbraun. Große blanke Messingnieten schmückten die Tür, die sich lautlos hinter ihr schloß, und obwohl Martin Beck die Ohren spitzte, konnte er keine Stimme hören. Es dauerte eine knappe Minute, dann wurde die Tür wieder geöffnet, und Hoff-Jensen kam ihnen mit ausgestrecktem Arm entgegen.
    Er sah durchtrainiert und sonnengebräunt aus, und das breite Lächeln gab eine Reihe blendendweißer und völlig fehlerfreier Zähne frei. Sein blonder Schnurrbart war äußerst gepflegt. Hoff-Jensen war ausgesucht unkonventionell gekleidet. Er trug ein olivgrünes Hemd aus dünner Rohseide, ein dunkleres grünes Jackett aus weichem irischen Tweed, nougatbraune Hosen und beigefarbene Mokassins. Das dichte krause Haar, das im Halsausschnitt des Hemdes zu sehen war, glänzte beinahe silberweiß auf der bronzefarbenen Haut. Der Mann hatte einen breiten Brustkasten, einen großen Kopf mit kräftigen Gesichtszügen, und das dichte, kurzgeschorene Haar war ebenso wie der Schnurrbart weißblond. Seine Hüften wirkten angesichts des massigen Oberkörpers unnatürlich schmal.
    Nachdem er Martin Beck und Mänsson die Hand gegeben hatte, hielt er ihnen die Tür auf, und bevor er sie schloß, sagte er zu der Sekretärin: »Ich möchte eine Weile nicht gestört werden.« Hoff-Jensen wartete, bis die beiden Polizeibeamten Platz genommen hatten, dann erst ließ er sich selbst hinterm

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