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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wie diesen kann man die Dinge gar nicht anders sehen«, erwiderte Wulfoald unbeeindruckt.
    »Ich bin Kaufmann und betrachte alles unter dem Aspekt von Handel und Gewinn. Wenn ich an Kriegsherren wie Grasulf oder Radoald zahlen muss, dann bleibt einem nichtsanderes übrig, als die Unkosten auf den Preis aufzuschlagen.«
    »Hast du gar keine Angst, dass diese Kriegsherren eines Tages auch dich umbringen könnten?«, fragte Wulfoald.
    Ratchis lachte stillvergnügt. »Und wer würde sie dann mit dem Nötigen beliefern?«
    Fidelma hatte der Unterhaltung schweigend zugehört. Derweil waren sie bereits ein beträchtliches Stück bergauf geritten. Wulfoald schlug schließlich vor, dort abzusteigen, wo der Hauptweg abzweigte. Fidelma erinnerte sich, dass sie also nicht weit von Hawisas Hütte waren. Leises Wiehern drang an ihr Ohr. Schon hatte Wulfoald sein Schwert gezogen und war vom Pferd geglitten. Warnend hielt er den Finger an die Lippen. Umsichtig stieg er den Pfad hoch, an dem sie stehen geblieben waren. Sie saßen und warteten. Es dauerte nicht lange, da kam er zurück, sein Schwert steckte bereits wieder in der Scheide.
    »Das sind die Pferde und das Maultier von Bruder Bladulf und seinen Leuten. Sie haben sie da oben in einer kleinen Lichtung angebunden und sind zu Fuß zum Heiligtum hochgegangen, um den Leichnam heimzuholen. Wir lassen unsere Tiere auch dort, der Pfad wird zu steil für sie.«
    So wurden Pferde und Muli zwischen den Bäumen angebunden. Der Fleck konnte den Tieren behagen, ein Bach plätscherte vorbei, und ringsum wuchs saftiges Grass. Erst ein ziemliches Stück oberhalb begann das Gebiet, in dem das Feuer gewütet hatte.
    »Wenn ich mich nicht irre, steht Hawisas Hütte gleich über der Steigung da.« Fidelma wies nach oben.
    »Das stimmt«, erwiderte Wulfoald. Sein Gesicht wirkte auffallend angespannt.
    Schon von weitem nahm Fidelma den beißenden Geruchvon eben verbranntem Holz wahr. Der auf- und abschwellende Wind hatte begonnen, puderfeine Asche aufzuwirbeln. Auch Wulfoald hatte das bemerkt und eilte mit großen Schritten die Steigung hinauf.
    »Ich will erst mal sehen, wie weit sich das Feuer in den Wald gefressen hat«, rief er ihr über die Schulter zu. Wieder beschlich Fidelma die Vorahnung, die ihr schon gekommen war, als sie noch auf dem Hof der Abtei gestanden und die Rauchsäule am Berg gesehen hatte. War der Waldbrand von selbst entstanden oder hatten ihn Grasulf und seine Leute gelegt? Vielleicht lauerten sie noch irgendwo im Hinterhalt.
    »Wir sollten uns jetzt mit aller Vorsicht bewegen«, riet sie.
    »Warum denn?« Die Stimme des Händlers klang schrill vor Erregung. Eine Antwort erhielt er nicht.
    Als sie an die Stelle kamen, wo das Feuer gewütet hatte, fühlte sich Fidelma ausgesprochen unwohl. Wenn ihre Vermutung stimmte, dass Hawisa die Wahrheit gesagt hatte, als sie behauptete, Wamba sei sofort zur Abtei geschafft worden, Wulfoald aber gelogen hatte, dann hätte er Grund, ihr etwas anzutun. Sie war froh, dass der Ehrwürdige Ionas den Händler überredet hatte, sie zu begleiten. Dessen Hilfe war immerhin besser als gar keine. Wenn nur nicht alles so verwirrend gewesen wäre. Wulfoald war sich seiner Sache offenbar völlig sicher. Oder irrte sie sich da? Und wenn dem so war, warum hatte Hawisa gelogen? Hatte das etwas mit der Entschädigung für die Münze zu tun, hing es mit dem Gold zusammen?
    Die Gegend kam Fidelma vertraut vor, als sie den Hauptweg verließen und in das Waldstück hineingingen. Die Vorahnung, die sie schon geplagt hatte, überfiel sie mit voller Wucht. Die heftigen Regenschauer hatten die Flammen gelöscht, doch der alles durchdringende Geruch von Rauchund angebranntem Holz war geblieben … und lag da noch etwas in der Luft? Es roch merkwürdig, als hätte man ein Schwein am Spieß gebraten. Dann sah sie die Trümmer der Hütte. Die Lage an dem herabschießenden Gebirgsbach war das einzige Erkennungszeichen in der schwarz verkohlten Umgebung. Dort, wo einmal die Tür zu der Hütte gewesen war, vor der sie noch vor wenigen Tagen gesessen hatte, lagen die Überreste einer Leiche, zu verkohlt und verkrümmt, als dass man den Toten sofort erkannt hätte.
    Fidelma erstarrte. Ohne jede Warnung drang ein Schrei zu ihr, ein Schrei, schrill wie von einem Tier. Eine Gestalt kam auf sie zugerannt, in der hocherhobenen Hand die blitzende Klinge eines Messers. Fidelma war unfähig, sich zu rühren beim Anblick des Wesens, das da zwischen den geschwärzten Baumstämmen

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