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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ihr das so erzählt hat.«
    »Dann war sie also noch nicht zur Abtei gegangen, als sie mit dir gesprochen hat. Wann hat der Krieger ihr gesagt, wie und wo er den Jungen gefunden hat?«
    Der junge Mann war nun vollends verwirrt. »Ich verstehe nicht, was du willst. Er hat ihr das natürlich erzählt, als er den Toten zu ihrer Hütte brachte.«
    Fidelma überhörte Wulfoalds befriedigtes Grunzen.
    »Hat sie dir gesagt, wer der Krieger war? Wie er hieß?«
    »Nur, dass er zur Truppe von Seigneur Radoald gehörte, mehr weiß ich nicht. Seltsam war das schon. Abt Servillius war auch gerade bei ihr gewesen. Er war gekommen, um Wamba einen Gegenwert für eine alte Münze zu bringen, die Wamba von irgendwem erhalten hatte. Soviel ich weiß, hatte er das Geldstück zur Abtei gebracht.«
    »Zu Wambas Bestattung bist du wohl nicht gegangen?«
    »Ich konnte nicht. Hawisa hatte mich gebeten, mich um die Ziegen zu kümmern. Sie war ohne mich dort.«
    Fidelma lehnte sich zurück, ihre Gedanken überschlugen sich. Das war das Gegenteil von dem, was Hawisa ihr bei ihrem Besuch erzählt hatte. Odos Aussagen bestätigten Wulfoalds Darstellung der Vorgänge voll und ganz. Wie war das möglich?
    Wulfoald lächelte beinahe triumphierend. »Da hast du es; was ich dir erzählt habe, stimmt also.«
    »Noch etwas, Odo. Hast du gewusst, dass deine Tante ein Kästchen, das Wamba gehörte, in den Steinhaufen gestellt hat, den sie ihm zum Gedenken aufgeschichtet hatte?«
    Der Bursche nickte traurig. »Es wurde beinahe gleich danach gestohlen. Einer der Hirten hat sogar gesehen, wie es entwendet wurde. Er hat gesehen, wie ein Mann in einer Mönchskutte von der Gedenkstelle heruntergeklettert ist und das Kästchen in der Hand hatte. Er wollte ihm den Weg abschneiden, ist heruntergekraxelt, doch als er unten ankam, war der Dieb auf seinem Pferd schon weg. Noch merkwürdiger ist, dass meine Tante gestern früh das Kistchen wiederfand, zwar ein bisschen beschädigt, aber ordentlich in den Steinhaufen zurückgestellt.«
    Fidelma hielt es nicht für nötig, ihm den Sachverhalt zuerklären, wollte aber wissen: »Hat der Hirt vielleicht die Farbe von dem Pferd erwähnt?«
    Odo überlegte einen Moment und begriff dann, weshalb sie fragte. »Es war ebenfalls fahlgrau.«
    »Wo könnte dieser Zeuge jetzt sein?«
    »Er ist nicht hier, Schwester. Er ist nach Travo gegangen, bald nachdem der Gedenksteinhaufen zerstört war, und ist noch nicht zurück.«
    Fidelma blieb unschlüssig sitzen. Nachdenklich schaute sie auf das strudelnde Wasser des Gebirgsbachs. Oft schon hatte sie erlebt, dass Fragen wie eine Kaskade auf sie einstürzten. Warum hatte Hawisa ihr und Bruder Eolann eine Geschichte aufgetischt, die so völlig anders klang? Warum hatte sie so unverschämt gelogen? Plötzlich ging ihr auf, dass sie die Frage falsch stellte. Das hatte sie sich vorher nie richtig klargemacht. Woher wusste sie eigentlich, was Hawisa erzählt hatte? Nur über die Übersetzung hatte sie erfahren, was die Alte sagte. Fidelma hatte sich voll und ganz auf ihren Dolmetscher verlassen, und das war Bruder Eolann. Aber warum sollte der junge Mönch falsch wiedergegeben haben, was er gehört hatte? Falls Hawisa nicht gelogen hatte, warum sollte der
scriptor
ihre Worte vorsätzlich verdreht haben? Auch andere Fragen standen im Raum. Warum war Abt Servillius den ganzen beschwerlichen Weg bis zu Hawisas Hütte hinaufgestiegen, um sie für eine Münze zu entschädigen, die nicht einmal viel wert war? Und warum hatte Bruder Ruadán behauptet, Wamba sei getötet worden, nur weil er die Münzen hatte?
    Fidelma stand auf, wendete die Antworten hin und her, die ebenso viele neue Fragen aufwarfen. Dabei kam ihr ein nächster Gedanke.
    »Odo, du hast vorhin gesagt, Abt Servillius hätte an jenem Tag Hawisa in ihrer Hütte aufgesucht, um Wamba für irgendwelcheMünzen zu entschädigen, die er zur Abtei gebracht hatte.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Überleg noch mal genau, hatte Wamba die Münzen gefunden, oder hatte er sie von jemandem bekommen?«
    »Wamba hat mir erzählt, dass man ihm zwei Münzen gegeben hat, einfach gefunden hat er sie nicht. Er war der Meinung, sie waren aus Gold und richtig alt. Gezeigt hat er mir sie nicht. Seiner Mutter hat er aber nur von einer Münze erzählt.«
    »Ich wiederhole, um sicherzugehen, dass ich keinen Fehler mache: Wamba hat die Münzen von jemandem erhalten.«
    »Jedenfalls hat er es mir so erzählt, und seiner Mutter ebenso.«
    »Wer kann ihm die Münzen

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