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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Glockenturm. Jemand musste sie bereits gesichtet haben, denn die Glocke schlug langsam viermal an. Die Torflügel des hohen Portals aus dunklem Holz, das Fidelma für Eiche hielt, schwangen auf.
    Vor dem Tor verzweigte sich der Weg. Nach kurzer Verständigung mit Magister Ado und einem Abschiedsgruß wandten sich die Krieger dem Städtchen zu, wohin die Bauern mit ihren Packtieren bereits losgezogen waren. Magister Ado ritt mit seinen verbleibenden Gefährten die kurze Steigung zum Portal hinauf. Kaum hatten sie den Hof erreicht, kam ihnen einer der Brüder entgegen. Verwunderung malte sich auf seinen Zügen, als er Magister Ado erkannte.
    »Magister Ado! Sehe ich richtig? Bist du es?«
    »Wenn nicht ich es bin, dann ist es mein Schatten«, entgegnete der Geistliche und stieg vom Pferd. »Ja, Bruder Wulfila, ich bin von der Reise zurück.«
    »Der Abt muss sofort erfahren, dass du sicher heimgekehrt bist.« Sein Blick streifte Bruder Faro, und entsetzt rief er: »Um Himmels willen, du bist ja verwundet …«
    »Mach nicht so ein Gewese«, erwiderte der schroff, besann sich jedoch sogleich, dass er sich dem Verwalter gegenüber im Ton vergriffen hatte. Er saß ab und meinte versöhnlich: »Verzeih, Bruder Wulfila, mitunter schmerzt es noch, und dann bin ich ungehalten.
Mea culpa

    Der Verwalter überhörte die Entschuldigung fast und riet ihm dringend: »Du musst sofort den Apotheker aufsuchen.«
    »Ich könnte ihn dorthin begleiten«, bot Schwester Gisa an. »Wir haben die Wunde gereinigt und verbunden, sie muss aber weiter behandelt werden.«
    Bruder Wulfila zögerte. »Ohne Genehmigung des Abts darfst du nicht in der Abtei umherwandern. Ich bin gehalten, streng darauf zu achten, dass nicht gegen die Regel verstoßen wird, die die Trennung der Geschlechter vorschreibt.« Er winkte den Mann heran, der das Tor geöffnet hatte. »Bruder Bladulf, bringe Bruder Faro zum Apotheker, der soll ihn sich ansehen.« Dann wandte er sich besorgt Magister Ado zu. »Ist er vom Pferd gestürzt?«
    Der Magister schüttelte den Kopf. »Ein Pfeil von einem Banditen war’s.« Bruder Wulfila genügte die Auskunft nicht, er wollte Näheres über den Überfall wissen, doch Magister Ado überging sein Drängen und stellte ihm Fidelma vor. »Schwester Fidelma, das ist Bruder Wulfila, der Verwalter der Abtei. Schwester Fidelmas alter Mentor ist Bruder Ruadán, ihn will sie besuchen und hat seinetwegen die Reise nicht gescheut.«
    Bruder Wulfila machte ein ernstes Gesicht. »Da bist du gerade noch rechtzeitig gekommen. Bruder Ruadán liegt seit einer Woche schwer danieder, wir befürchten das Schlimmste. Er ist im Kopf schon nicht mehr klar.«
    »Aber er lebt noch?«, fragte sie erregt.
    »Er wurde fürchterlich zusammengeschlagen und ist geradenoch lebend davongekommen. Bei seinem Alter wird er sich schwerlich erholen. Viele Tage werden ihm wohl nicht mehr vergönnt sein.«
    »Dann möchte ich sofort zu ihm.«
    »Wir sind kein
conhospitae,
Schwester«, erklärte Bruder Wulfila empört. »Frauen dürfen sich nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Abts in der Abtei aufhalten. Deshalb durfte ich auch Schwester Gisa nicht erlauben, Bruder Faro zum Apotheker zu begleiten. Das Frauenhaus ist unten in der Siedlung. Frauen dürfen nur zum Gottesdienst in die Kapelle kommen und vor der Andacht mit uns die Abendmahlzeit einnehmen.«
    Magister Ado legte Bruder Wulfila beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Dann sollten wir unsere Ankunft zuallererst dem Abt vermelden. Das gehört sich so. Fidelma ist nicht irgendeine Besucherin. Sie kommt geradewegs aus Rom und ist die Tochter eines Königs in Hibernia.«
    Fidelma musste einsehen, dass sie nicht unverzüglich ans Krankenlager von Bruder Ruadán eilen konnte. Es wäre ungehörig gewesen, sich gegen die hier herrschenden Sitten zu stellen und gegen die Regeln der Abtei zu verstoßen.
    »Ich bringe euch zu ihm«, sagte der Verwalter und fertigte Schwester Gisa brüsk ab. »Du brauchst hier nicht länger zu verweilen.«
    Einen Moment schien Schwester Gisa dagegen aufbegehren zu wollen, dass sie derart schroff fortgeschickt wurde, sagte dann aber nur zu Fidelma: »Wir sehen uns also spätestens bei der Abendmahlzeit.« Sie saß auf und ritt durch das Tor hinaus. Bruder Wulfila winkte zwei andere Brüder heran. Einer übernahm die Pferde und den Packesel, der andere brachte einen Eimer, eine Schöpfkelle und ein Tuch. Fidelma hatte fast das Ritual vergessen, bei dem NeuankömmlingenHände und Füße

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