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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Gottes Wille, der deine Schritte in unser Tal zu diesem geheiligten Ort gelenkt hat. Erfahren hast du wohl bereits, dass es schlimm um ihn steht? Natürlich sollst du ihn am Krankenbett aufsuchen. Nur muss ich dich leider warnen, sein Zustand hat sich in den letzten Tagen arg verschlechtert.«
    »Kannst du mir Genaueres sagen, was ihm zugestoßen ist?«, erkundigte sich Fidelma.
    »Ich weiß nur wenig. Man fand ihn eines Morgens vor den Toren der Abtei, jemand hatte ihm einen Pergamentstreifen mit der Aufschrift ›Ketzer‹ an die Kutte geheftet. Wir wissen,dass er oft vor Anhängern des Arius gepredigt hat, um sie von ihren irrigen Auffassungen abzubringen. Vermutlich hat er einige sehr verärgert, und sie haben ihn ihre Wut spüren lassen. Vor drei Wochen ist er aus Placentia von einer Predigtfahrt heimgekehrt. Man hatte ihn dort so übel zugerichtet, dass er nur mit Mühe zurückkam. Doch er ließ sich nicht abschrecken. Er verließ erneut die Abtei, um in Travo zu predigen, weiter unten im Tal. Danach haben wir ihn schwer verwundet vor den Toren der Abtei aufgefunden. Er wurde zu Bett gebracht und liegt seitdem fest. Aber vielleicht wird der Anblick einer jungen Freundin seinen Geist wieder beleben. Eine solche unerwartete Verbindung mit seinem Heimatland mag wie ein Stärkungsmittel wirken, wie Balsam für seine Seele.«
    »Er wird doch gewiss von einem guten Arzt versorgt?«, fragte Fidelma.
    »Bruder Hnikar ist der beste Apotheker weit und breit in unserem Tal. Er kümmert sich täglich um ihn. Doch wenn das Fleisch alt und schwach ist …« Der Abt hob hilflos die Schultern, um anzudeuten, mit dem Schicksal kann man nicht rechten. »Ich muss dich darauf hinweisen, wir sind keine gemischte klösterliche Gemeinschaft, deshalb sind deine Möglichkeiten, dich in der Abtei zu bewegen, begrenzt. Du solltest darauf achten, stets einen Bruder an der Seite zu haben, der dich begleitet.« Er beugte sich vor und klingelte mit einer kleinen Handglocke. Sofort erschien Bruder Wulfila in der Tür.
    »Die Schwester hier …«, er hielt inne, schüttelte den Kopf und begann erneut: »Begleite die Edle Fidelma von Hibernia zu Bruder Hnikar. Ihr ist ohne jede Einschränkung gestattet, ihren Landsmann, Bruder Ruadán, zu besuchen und sich mit ihm zu unterhalten.«
    Der Verwalter unterdrückte seine Überraschung und verneigte sich vor seinem Vorgesetzten. Wortlos forderte er Fidelma auf, ihm zu folgen.
    »Komm nachher bitte zu uns zurück, wir legen dann fest, wo du untergebracht wirst und unter welchen Bedingungen du dich bei uns aufhalten kannst«, rief der Abt ihr nach.
    Der Apotheker, mit dem sie bekannt gemacht wurde, war ein Mann von gedrungener, rundlicher Statur. Sein Gesicht glänzte rosig, wie das eines Kleinkinds. Die Augen waren so hellblau, dass sie beinahe farblos wirkten. Fidelma war sich nicht sicher, ob seine kahle Kopfmitte naturgegeben war oder ob er eine Tonsur trug. Rundherum umgab sie langes, nicht sehr ordentlich geschnittenes Silberhaar. Er begrüßte sie wie ein gütiger Alter.
    »Du wirst den armen Bruder Ruadán in einem beklagenswerten Zustand finden«, sagte er. »Wie du weißt, kann zunehmendes Alter unschöne Folgen haben, doch diese letzten Tage haben ihn über die Maßen geschwächt.«
    »Hat er schlimme Verletzungen?«
    Bruder Hnikar presste die Lippen zusammen. »Die sichtbaren Verletzungen sind nicht so schwerwiegend; bei seinem Alter war es mehr der Schock, derartiger Gewalt ausgeliefert zu sein. Stichwunden, Beulen und Brüche weiß ich zu heilen, aber wenn die Verwundung tief in Geist und Seele dringt …« Er verzog das Gesicht. »Lass Vorsicht walten, wenn du mit ihm sprichst. Er ist wirr im Kopf und bildet sich die unmöglichsten Dinge ein. Komm, ich führe dich zu ihm.«
    Der Raum, in dem Bruder Ruadán lag, war klein, hatte aber eine weite Fensteröffnung, die so in die Mauer eingefügt war, dass viel Licht hereinfiel, wenn sich die Sonne über den Höhenzügen im Westen neigte. Außer der Bettstatt war kaum etwas anderes in der Zelle. Der betagte Mönch ruhteauf einem Strohsack und war mit einer dünnen Wolldecke zugedeckt. Ein einfaches Holzkreuz hing an einer Wand. Ein Tischchen mit einem Wasserkrug und einem Becher sowie eine hölzerne Truhe für persönliche Dinge und Kleidungsstücke bildeten das ganze Mobiliar.
    Bruder Hnikar ließ sie eintreten und flüsterte ihr zu: »Denk dran, überanstrenge ihn nicht. Er wird von Tag zu Tag schwächer.«
    Ohne ihm zu antworten, ging

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