Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
Begleiter fehlte jede Spur. Sie begrüßte den Ehrwürdigen Ionas und setzte sich. Der alte Gelehrte erhob sich, und da der Abt nicht anwesend war, stimmte er das
gratias,
das Tischgebet, an. Dann ließ er sich nieder, und ein Glockenschlag verkündete den Beginn der Mahlzeit.
    »Ist es nicht gegen die Gepflogenheiten, dass so viele der höheren Geistlichen beim ersten Mahl des Tages fehlen?«, fragte sie.
    Der Ehrwürdige Ionas lächelte. »Es ist in der Tat ungewöhnlich«, bestätigte er. »Ein Reiter überbrachte die Nachricht, dass Seigneur Radoald in Kürze zu erwarten ist, und Abt Servillius trifft die Vorbereitungen für die Begegnung. Ich glaube nicht, dass es bei der Unterredung zu einem befriedigenden Ergebnis kommt.«
    Fidelma verspürte wenig Lust, mehr über den Streit zwischen den Glaubensgemeinschaften zu hören, und ließ sich lieber ihr Frühstück schmecken. Sie wollte gerade die Halle verlassen, als Trompetenstöße erklangen. Neugierig blieb sie oben auf den Stufen stehen, die zum Innenhof hinunterführten. Bruder Wulfila eilte ans Portal der Abtei, und wenigeAugenblicke später erschienen Abt Servillius und der Ehrwürdige Ionas neben ihr auf der Treppe.
    Durch das weit geöffnete Tor trabten vier Reiter und hielten in der Mitte des Hofs. Ihr Anführer war unschwer als Radoald, Seigneur von Trebbia zu erkennen, und hinter ihm auf fahlgrauem Ross der Krieger Wulfoald. Alle saßen ab. Die Pferde wurden von den zwei anderen Reitern weggeführt, und Lord Radoald und Wulfoald schritten auf die Treppe zu. Der Abt eilte ihnen entgegen und hieß sie willkommen. Fidelma verharrte auf ihrer Stelle und beobachtete das Geschehen. Bischof Britmund und sein Begleiter hatten sich ebenfalls zur Begrüßung eingefunden. Der Abt führte seine Gäste ins Hauptgebäude. Als der junge Landesherr Fidelma erblickte, hob er grüßend die Hand, ging aber vorüber, ohne sie anzusprechen; auch Wulfoald nickte ihr nur von weitem zu.
    Unschlüssig blieb sie stehen. Doch schon kam Bruder Faro, der sich mit einem anderen Bruder unterhalten hatte, auf sie zu. Er trug den Arm immer noch in der Schlinge.
    »Was macht deine Wunde?«, fragte Fidelma lächelnd.
    »Gott sei gelobt, Schwester, sie ist schon sehr viel besser. Schmerzt manchmal noch ein bisschen, heilt aber gut, wie Bruder Hnikar vorausgesagt hat.«
    »Das freut mich zu hören.«
    Magister Ado näherte sich ihnen, woraufhin Bruder Faro sich nervös entschuldigte: »Ich bitte um Verständnis, aber ich habe noch was zu tun … bin mit jemandem verabredet.«
    Verwundert schaute ihm Fidelma nach, doch Magister Ado gesellte sich zu ihr und gluckste vergnügt.
    »Der Bursche ist verliebt bis über beide Ohren«, tuschelte er.
    »Schwester Gisa?«
    »Ganz offensichtlich. Es ist zwar nicht verboten, miteinander zu verkehren, doch Abt Servillius gehört, wie du weißt, zu denen, die für die ›Trennung der Geschlechter‹ im Leben der Mönche eintreten. Die beiden, Gisa und Faro, geben sich alle Mühe, ihr Geheimnis zu wahren. Zum Glück ist Abt Servillius auf dem Auge ziemlich blind.«
    »Ich verstehe.«
    Magister Ado schaute hoch zum strahlend blauen Himmel und wechselte das Thema. »Der Tag heute ist wirklich schön. Ich
könnte
mir vorstellen, dass du die Gelegenheit nutzen möchtest, um einen Blick in unser
herbarium
zu werfen. Auf unseren Kräutergarten sind wir richtig stolz. Übrigens wird er von einem der Brüder aus Hibernia, Bruder Lonán, betreut. An einem Tag wie diesem sich draußen aufzuhalten, ist doch besser, als drinnen im Düstern zu hocken.«
    »Sich gerade jetzt in den Garten zu begeben, ist vielleicht nicht angebracht«, gab Fidelma zur Antwort. »Aber du hast eine Möglichkeitsform benutzt. Du
könntest
dir vorstellen, hast du gesagt. Hat das einen Grund?«
    »Du hörst wirklich sehr genau hin«, meinte Magister Ado belustigt. »Ich fürchte, man wird mich auffordern, an dieser Beratung teilzunehmen, dabei ist sie die reinste Zeitverschwendung.«
    »Du scheinst dir dessen ziemlich sicher zu sein. Ich meine, was die Zeitverschwendung angeht.«
    »Da bin ich mir völlig sicher. Mit Britmund Frieden schließen zu wollen, kommt dem Versuch gleich, einen Aal mit bloßen Händen zu fangen.«
    Just in dem Augenblick erschien Bruder Wulfila im Hauptportal, schaute sich suchend um und hastete zu den beiden hinüber. »Magister Ado, die Beratung soll gleich beginnen, und der Abt bittet dich, dich sofort in die Amtsstubezu begeben«, sagte er ganz außer Atem. Und

Weitere Kostenlose Bücher