Und die Hölle folgte ihm nach
Aufforderung entziehen konnte oder nicht, und sagte: »Wenn ich in irgendeiner Weise behilflich sein kann, will ich das gern tun.«
Sie rückte sich in ihrem Armsessel neben Bruder Wulfila zurecht, bereit, den Gang der Verhandlung zu verfolgen, und war es zufrieden, dass alle Latein sprachen.
»Als Seigneur von Trebbia bekümmert es mich, dass Glaubensbrüder meines Landes miteinander im Streit liegen«, begann Radoald. »Die Geistlichen können sich mit Worten bekämpfen, doch oft greifen die einfachen Leute, die durch eben diese Worte angestachelt werden, zu Waffen, die ihrevermeintlichen Gegner verwunden und ihnen Schmerz bereiten. Wir sind hier zusammengekommen, um nach einer Lösung der verworrenen Situation zu suchen, auf dass mein Volk in Eintracht leben kann. Das ist der Zweck dieser Zusammenkunft. Stimmst du dem zu, Abt Servillius?«
Der Abt neigte das Haupt vor Radoald. »Ich stimme dem zu.«
»Und du, Bischof Britmund, stimmst du dem zu?«
Der halsstarrige Bischof verneigte sich zwar ebenfalls andeutungsweise, äußerte aber streitsüchtig: »Aus dem Grunde habe ich zugestimmt, in dieses Haus der Ketzerei zu kommen.«
Empört zischte der Abt, doch der Ehrwürdige Ionas packte ihn am Arm und hinderte ihn daran, sich zu einer Erwiderung zu erheben.
»Wir sollten unsere Debatte in versöhnlichem Ton führen«, tadelte Radoald den Bischof.
»Bevor wir mit der Debatte beginnen, müssen die Meinungsverschiedenheiten zwischen uns klar herausgestellt werden«, verlangte der Bischof barsch. Es zeigte sich bald, dass er die entnervende Gewohnheit hatte, niemandem zu gestatten, seinen Redefluss zu unterbrechen. Mit tiefer, dröhnender Stimme übertönte er jeden, bis er zu Ende gebracht hatte, was er gerade sagen wollte.
»Unsere Meinungsverschiedenheiten sind doch hinlänglich bekannt«, wandte Abt Servillius ein. »Wir verstehen die Heilige Dreieinigkeit als Gott den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist. Die Lehren des Arius von Alexandria sind als Ketzereien verworfen worden.«
»Er wurde auf dem Konzil von Tyrus freigesprochen«, erwiderte der Bischof.
»Und auf dem Konzil von Konstantinopel abermals als Ketzer verdammt«, hielt ihm der Abt entgegen.
Radoald hob die Hand. »Meine Freunde, eine Aufzählung der Beschlüsse von Konzilen in den verschiedenen Teilen der Welt dürfte kaum zu unserem Verständnis der gegenwärtigen Lage beitragen.«
»Dennoch müssen wir uns darüber im Klaren sein«, fuhr Bischof Britmund fort, »es gibt nur einen Gott, der alles erschaffen hat. Er war ewig, hat von aller Ewigkeit an bestanden. Doch Jesus war der eingeborene Sohn Gottes und kann nicht vor aller Ewigkeit dagewesen sein, wurde nicht geboren vor dem Beginn aller Zeit und bevor Gott alle Dinge erschuf. Da er der Sohn Gottes ist, muss auch er von Gott erschaffen worden sein. Sagt nicht der heilige Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther: ›Wir haben nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind‹? Hat nicht der heilige Johannes darauf hingewiesen, dass Jesus selbst gesagt hat, ›denn der Vater ist größer als ich‹?«
»Wir sind nicht hier, um über Fragen der Auslegung der Bibel zu streiten«, entgegnete der Abt ungehalten. »Unser Glaube wurde auf dem Konzil von Nicäa verkündet, auf dem das Werk des Arius als ketzerisch verurteilt wurde. Wir glauben an die Gottgegebenheit der Heiligen Dreieinigkeit. Gott als Drei in Einem. Von Nicäa stammt unser Glaubensbekenntnis, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist wesensgleich sind
– homoousios –
das heißt eines Wesens sind.«
»Es gibt genügend Beweise für unsere Ansicht in den Evangelien und der Apostelgeschichte des Lukas«, erwiderte der Bischof nicht weniger beharrlich. »Wir glauben an einen Gott. Wir glauben, dass Christus, da er der Sohn Gottes ist, Gott, seinem Vater, in allen Dingen untergeordnet und ihm gehorsam ist. Wir glauben, der Heilige Geist ist Jesu und Seinem Vater in allen Dingen untergeordnet und gehorsam. Der Sohn und der Heilige Geist wurden von Gott erschaffen.Gott ist ewig und nicht erschaffen worden, hat immer existiert.«
Fidelma war verblüfft. Auf ihr logisches Denken hielt sie sich einiges zugute, und sie empfand die Beweisführung von Bischof Britmund verständlich und nachvollziehbar.
Radoald hob abermals die Hand, um Ruhe zu gebieten. »Ihr habt die Auffassungen in der Auslegung der Heiligen Schrift benannt, die unversöhnlich zwischen euch bestehen. Und wir sind uns dessen sehr wohl bewusst.
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