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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Doch der Zweck dieser Zusammenkunft besteht darin, in unserem Tal zu einer praktischen Toleranz dieser beiden Ansichten zu gelangen, auf dass sich niemand fürchten muss vor dem, der anderer Meinung ist.«
    »Wir wollen unserem Glauben und unserem Bekenntnis nicht abschwören, denn beides hat der Heilige Vater in Rom gebilligt«, erklärte Abt Servillius standhaft.
    »Noch wollen wir der Wahrheit abschwören«, wehrte sich Bischof Britmund ebenso entschlossen.
    Der Landesherr stöhnte ungehalten auf. »Niemand verlangt von euch, einer Auffassung abzuschwören oder sie gutzuheißen. Es geht lediglich darum, einen Weg zu finden, auf dem ihr euch in gegenseitiger Duldung und nicht voller Hass begegnet.«
    »Dann sollen, bitte schön, die Mitglieder dieser Abtei damit beginnen«, forderte der Bischof. »Sollen sie doch aufhören, in Placentia gegen uns zu predigen, aufhören, zu den umliegenden Ortschaften und Kirchen zu pilgern und unser Glaubensbekenntnis als Ketzerei anzuprangern.«
    »Ebenso gut müssen die Prälaten und Verkünder eurer Ketzerei damit aufhören, den Leuten vorzugaukeln, sie würden Gottes Segen empfangen, wenn sie sich gegen uns erheben und uns und die Abtei vernichten«, rief Abt Servillius.
    Bischof Britmund schwieg einen Moment, ehe er warnend die Stimme erhob. »Was soll diese Beschuldigung, Servillius?«
    »Willst du etwa leugnen, dass ein solches Kriegsgeschrei von euren Kanzeln ertönt?«, höhnte der Abt. »Es dringt sogar bis hinter die ehrwürdigen Mauern hier.«
    Hochrot im Gesicht wandte sich Bischof Britmund an Seigneur Radoald. »Ich bin nicht hierhergekommen, um mich fälschlich beschuldigen zu lassen.«
    Alle warteten schweigend, dann schaute Radoald hinüber zu Fidelma. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. »Was hältst du von dem Ganzen, edle Dame? Ist es auf dem Konzil, dem du in Streonshalh beigewohnt hast, auch zu derart entgegengesetzten Ansichten gekommen?«
    Fidelma überlegte kurz und erwiderte: »Dort prallten gewiss auch Meinungen aufeinander, doch trug man sie mit etwas geringerer Heftigkeit vor. Ich dachte, hier wollte man eine
via media aurea,
einen Mittelweg, finden, gewissermaßen den goldenen Pfad, auf dem sich beide Seiten begegnen könnten.«
    »Eben das war meine Absicht«, stimmte ihr Radoald ernst zu. »Doch bislang scheint ein solcher Pfad in weiter Ferne.«
    »Ich habe den Eindruck, wir sind auf der
via militaris
stecken geblieben. Heißt es nicht immer, die Wahrheit findet man auf dem Mittelweg?«
    »Es gibt keinen Mittelweg«, fuhr der Bischof sie an. »Es gibt nur die Wahrheit oder die Unwahrheit. Die Wahrheit kennt keinen Kompromiss.« Er stand unvermittelt auf, und sein Gefährte erhob sich gleichfalls. »Ich bin der Aufforderung von Seigneur Radoald gefolgt. Ich hatte gehofft, in ihm einem ebenso großen Landesherrn, wie sein Vater einer war, zu begegnen, stattdessen muss ich feststellen, er hat sich vondieser Abtei und der hier waltenden häretischen Sicht der Dinge betören lassen.«
    Wulfoald packte mit drohender Gebärde den Griff seines Schwertes, doch Radoald fasste seinen Krieger am Arm und hielt ihn zurück. Am Sprechen aber konnte er ihn nicht hindern.
    »Nimm dich in Acht, Bischof, beleidige nicht den Seigneur von Trebbia«, stieß Wulfoald warnend hervor. »Noch haben die Krieger Perctarits nicht den mächtigen Padus überquert, um dich zu schützen.«
    Auch Bruder Godomar hatte sich vorgebeugt und zog den Bischof eindringlich am Ärmel seiner Soutane. Britmunds Augen blitzten wütend, doch besann er sich und erklärte nachgiebig: »Ich habe niemand beleidigen wollen, Seigneur Radoald. Verzeih meine ungeschickte Art, mein Missvergnügen zum Ausdruck zu bringen. Ich sehe keine Möglichkeit, unsere Meinungsverschiedenheiten hier friedfertig beizulegen. Wir stehen ebenso fest zu unserem Glauben, wie die Gemeinschaft dieser Abtei zu ihrer Ketzerei. Beide müssen wir hinnehmen, dass unser Mittelweg nur der sein kann: Werden wir angegriffen, schlagen wir zurück.
Oculum pro oculo, dentem pro dente, manum pro manu, pedem pro pede.
«
    »Ich dachte, unser Glaube, wie immer du ihn auslegst, gründet sich auf die Worte und die Lehren von Christus«, bemerkte Fidelma leise, doch unüberhörbar.
    Wütend drehte sich Bischof Britmund zu ihr um. »Willst du mich etwa über unseren Glauben belehren, Weib aus Hibernia?«
    »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass Christus in der Bergpredigt tatsächlich gesagt hat, es heißt Auge um Auge, Zahn um Zahn, aber

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