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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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einzunisten?«
    »Ach, nur, weil er so etwas gesagt hat.« Sie machte die Bemerkung ohne rot zu werden. »Wir Anwälte sind wissbegierige Leute, schon die leiseste Anspielung, die wir nicht verstehen, macht uns hellhörig und beschäftigt uns.«
    Magister Ado betrachtete sie argwöhnisch. »Etwas, was Bruder Ruadán gesagt hat? Ich dachte, du hast ihn nur einmal, gleich nach deiner Ankunft gesehen, als er reichlich durcheinander war.«
    Sie merkte, sie musste vorsichtiger bei ihrer Wahrheitssuche sein. Und doch war sie sich inzwischen sicher, dass Bruder Ruadán nicht im Fieberwahn geredet hatte, als er sie vor dem Bösen warnte, das in der Abtei umginge. Man hatte ihn ermordet. Daran war nicht zu rütteln. Sie musste herausfinden, wer ihn auf seinem Krankenlager erstickt hatte – und warum.
    Sie erhob sich und stellte den geleerten Weinbecher aufdem Tisch ab. »Es war einfach dies, dass mir die, die über ihn hergefallen sind, keine Ruhe lassen. Jemanden zusammenschlagen, nur, weil er gegen die Glaubensauffassung des Arius predigt. Verzeiht. Ich gehe ins Gästehaus und lege mich ein wenig hin.«
    Sie war schon an der Tür, als Abt Servillius sie zurückhielt. »Mein Verwalter, Bruder Wulfila, sagte mir, du wärest betroffen gewesen, dass Freifrau Gunora und Prinz Romuald die Abtei verlassen haben. Freifrau Gunora war um die Sicherheit des Jungen besorgt und hat mich gestern Abend aufgesucht. Sie teilte mir ihre Absicht mit, die Abtei vor Sonnenaufgang zu verlassen, sie wollte zur Festung von Seigneur Radoald, wo sie sich sicherer glaubte.«
    »Nach alldem, was ich inzwischen gehört habe, scheint mir das eine wenig kluge Entscheidung«, befand Fidelma. »Bei der Unruhe, die das Land hier offensichtlich ergriffen hat, wäre sie in den Mauern der Abtei besser aufgehoben.«
    Der Abt sah sie spöttisch an. »Freifrau Gunora und du, ihr habt etwas gemeinsam«, stellte er fest. »Ihr legt die gleiche Entschlossenheit an den Tag, die keinen Widerspruch duldet. Als ich ihr darlegte, dass ihr Vorhaben nicht gerade weise wäre, genau so, wie du es eben gesagt hast, entgegnete sie mir, ich sei ein alter Narr, sie würde die Abtei verlassen, ob es andere für klug hielten oder nicht.«
    Fidelma errötete. »Ich weise nur auf Dinge hin, die der Logik entbehren.«
    »Und das trifft im Falle von Freifrau Gunora leider zu«, erwiderte der Abt. »Gönn dir etwas Ruhe, Fidelma. Man wird Bruder Ruadáns Leichnam zur Kapelle bringen, wo die Brüder und Schwestern die Gelegenheit haben, ihm im Gebet die letzte Ehre zu erweisen. Zur Mitternacht erfolgt traditionsgemäß die Bestattung.«
    »Ich werde zugegen sein.« Fidelma nickte beiden Männern höflich zu und ging.
     
    Ein endlos langer, einsamer Nachmittag lag vor ihr. Merkwürdigerweise zog es sie nicht in die Kapelle, um an der Bahre ihres alten Lehrers Wache zu halten. Draußen war es heiß, der Himmel war blau und die Sonne immer noch stechend. Die Tageszeit lud zum Verweilen im Freien ein, draußen, wo Leben war. Dem Tod sollte eher die Nacht gehören, fand Fidelma. Nacht und Tod gingen Hand in Hand. Zu blauem Himmel und warmem Sonnenschein passte er nicht. In der Abenddämmerung würde sie bei dem Toten wachen, aber nicht jetzt am helllichten Tag, der für das Leben strahlte.
    Bruder Ruadán war tot – doch
warum
? Alle Welt behauptete, man wäre über ihn hergefallen, weil er unerbittlich gegen den arianischen Glauben zu Felde zog und das Glaubensbekenntnis von Nicäa verteidigte. Aber ermordet hatte ihn jemand, der Zugang zur Abtei hatte. Gab es noch ein anderes Tatmotiv? Hatte man ihn ermordet, weil jemand befürchtete, er könnte etwas verlauten lassen? Was hatte er gesagt? Irgendetwas mit Münzen, Goldmünzen … Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern.
    Mit sich und ihren Gedanken beschäftigt, wanderte sie langsam durch die Abtei, fast von allein trugen sie die Füße wieder ins
herbarium
. Mit gesenktem Kopf schlenderte sie über die schmalen Wege durch die Beete. Ab und an stand ein Mönch herum und murmelte
Laus Deo
oder
Deus misereatur
oder Ähnliches. Es blieb nicht aus, dass es sie zu der einen Person zog, in deren Gesellschaft sie sich unbefangen fühlte, und schon bald kletterte sie den Turm hinauf zum
scriptorium
von Bruder Eolann. Etwas verwirrt stand er von seinem Pult auf, als sie den Raum betrat.
    »Bruder Ruadán ist für immer von uns gegangen, ich weiß. Es tut mir außerordentlich leid, Lady. Ich empfinde sein Dahinscheiden als einen herben

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