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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Bestattung vorbereitet. Weshalb hat man mich nicht früher von seinem Tod in Kenntnis gesetzt?«
    Der Abt krauste die Stirn. »Wie denn früher, meine Tochter. Sowie ich es von Bruder Hnikar erfuhr, habe ich Bruder Faro losgeschickt, um dich zu suchen.«
    »Ich vermutete dich im
herbarium
«, erklärte Bruder Faro. »Aber dort warst du nicht, und Bruder Lonán konnte mir nicht sagen, wohin du gegangen warst.«
    Fidelma schluckte. Es stimmte. Sie hatte sich lange in der Bibliothek aufgehalten, und außer Bruder Eolann wusste niemand, dass sie dort gewesen war. Vielleicht war es tatsächlich ihr eigenes Verschulden, dass man sie nicht hatte früher informieren können.
    »Wann ist es passiert? Seit wann weiß man von seinem Tod?«
    »Man teilte Bruder Hnikar mit, dass etwas nicht stimmte, und er ging sofort zu ihm.«
    »Wer hat ihn benachrichtigt?«
    »Wahrscheinlich der Verwalter, es gehört ja zu seinen täglichen Aufgaben, zu überprüfen, ob alles seine Ordnung hat. Der Apotheker hat mich gleich aufgesucht, wir waren jedoch mitten in der Debatte mit Britmund. Er hielt es für besser, nicht zu stören, und wartete, bis ich allein war. Dann hieß es, du wärest zum Kräutergarten gegangen. Deshalb schickten wir Bruder Faro dorthin. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass dich die Sache erregt. So eine lange Reise, um deinen alten Mentor zu sehen, und nun ist er tot.« Er hielt inne, räusperte sich und entließ Bruder Faro.
    Als er gegangen war, forderte Abt Servillius Fidelma auf, sich zu setzen. »Wir sollten nicht vergessen, dass Schwester Fidelma in ihrem Land Anwältin ist«, merkte Magister Ado an. »In dieser Eigenschaft kennt sie es nicht anders, als dass ihr Todesfälle unverzüglich mitgeteilt werden. Wir sollten also Verständnis für ihre Erregung aufbringen, als Letzte von dem traurigen Geschehen zu erfahren.«
    Der Abt nahm einen Krug vom Tisch und füllte drei Becher.
    »Schon im ersten Brief an den heiligen Timotheus heißt es:
Noli adhuc aquam bibere, sed vino modico utere propter stomachum et frequentes tuas infirmitates.
«
    Fidelma war der Spruch nicht unbekannt: Lass das Wassertrinken und tu deinem Magen und deiner Gesundheit etwas Gutes mit ein wenig Wein. Ein Schluck Wein könnte jetzt nicht schaden, sagte sie sich, denn sie konnte den Schock über den Mord an Bruder Ruadán nur schwer verwinden. Außerdem wusste sie nicht, wem sie ihre Gedanken anvertrauen durfte.
    »Bruder Ruadán mochte den Rotwein aus unserer Gegend hier sehr«, meinte der Abt und reichte ihr den Becher. »Um Mitternacht werden wir ihn in unserer Nekropole bestatten. Sie liegt auf der Hügelseite hinter der Abtei. Ich glaube, die Zeremonie unterscheidet sich kaum von der, die bei solchen Anlässen in Hibernia üblich ist.«
    Schmerzlich berührt, nippte Fidelma an ihrem Wein und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Gibt es etwas von ihm, eine Reliquie vielleicht, die ich zu seiner Abtei auf Inis Celtra mit zurücknehmen könnte? Von dort kam er, dort hat er studiert, und dort habe ich ihn kennengelernt.«
    »Selbstverständlich findet sich da etwas«, sagte der Abt sofort. »Ist es bei euch nicht auch Sitte, dass jemand, der den Verstorbenen gut kannte, am Grab ein paar Worte spricht?«
    »Ja.«
    »Ich selbst werde ein paar Worte über sein Wirken hier in der Abtei sagen, aber über sein Leben, ehe er sein Land verließ und zu uns kam, wissen wir nichts. Wahrscheinlich hat Gott deine Schritte hierher gelenkt, damit du ehrende Worte über den achtbaren Diener des Herrn sprichst. Wärst du dazu bereit?«
    Sie stimmte ohne jegliches Zögern zu.
    »Der Tod ereilt uns immer unerwartet«, fuhr der Abt fort, »selbst wenn man darauf vorbereitet ist. Der einzige Fehler, den Bruder Ruadán hatte, war sein Eifer, denjenigen, die durch ketzerische Lehren in die Irre geleitet worden waren, den wahren Glauben zu verkünden. Sie fürchteten seine Stimmgewalt und die Wahrheit seiner Rede, doch seinen gebrechlichen Körper missachteten sie und fielen über ihn her.«
    In Fidelmas Kopf arbeitete es; wie konnte sie dem vermeintlichen Mörder ihres Mentors auf die Spur kommen? »Seid ihr überzeugt, dass sich in eurer Abtei kein Arius-Anhänger aufhält?«
    Die Frage überraschte sowohl den Abt als auch Magister Ado.
    »Bei uns sucht man Zuflucht vor solchen Ketzern«, erwiderte der Abt. »Wie kannst du nur so etwas denken? Wir sind ein Eiland des wahren Glaubens. Warum sollte Ketzern etwas daran liegen, einen der Ihren bei uns

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