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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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sicher durch das Spiel gelotst. Dann nahm der Croupier die alles entscheidende Karte vom Stapel.
     
    »Nie, Jackie, nie.« Benni schüttelte den Kopf. Viel zu schnell, viel zu heftig.
    »Denn weißt du, hier drin steht«, Jin wedelte mit der Akte, die er in der anderen Hand hielt, »dass die Krallenhand mehr als 100.000 Dollar Spielschulden bei mir hat. Und ich war mir so sicher, dass er zumindest einen Teil dieser Schulden mit dem begleichen könnte, was er seinem Neffen schicken wollte. Er hat mich ja sogar angerufen, mir gesagt, wann dieser Richie das Paket von der Post abholen würde, damit ich es sehen könne, und mich gebeten, seinem Neffen nichts zu tun und ihm zu lassen, was er ihm vermachen wollte. Und jetzt … 600 Dollar. Verstehst du, was ich meine? Hm, Benni, verstehst du es?« Noch ein klein wenig fester zog er an dem dünnen Jungennacken.
    Der junge Gauner brach jetzt völlig zusammen. Sein Körper fing an zu zittern, und mit tränenerstickter Stimme presste er hervor: »Aber ich hab nichts genommen, Jackie, wirklich, ich habe nichts genommen, ich habe dir alles gegeben, ich habe nichts genommen.« Schluchzend und von Todesangst geschüttelt, barg Benni sein Gesicht in seinen Händen.
    Jin wartete noch eine Sekunde. Dann ließ er Benni los. »Okay, ich glaube dir. Ich glaube dir. Aber was ich nicht glaube, ist, dass diese Kanaille Defago nur 600 Dollar hatte, als er über den Jordan ging. Das«, Jins Stimme verebbte zu einem wütenden Zischen, »glaube ich nicht.«
    Benni wollte sich schon umdrehen und gehen, als Jin noch etwas einfiel. »Ah, eines noch«, hielt er ihn zurück. »Kennst du einen Typen namens Atbash?«
    »Atbash?« Benni schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie gehört.«
    Peter hatte genug gehört. Leise wie ein Schatten huschte er über den Gang zu Richie zurück.
    »Hey, Richie«, flüsterte er ihm zu, als er wieder hinter der Kommode saß, »wusstest du, dass dein Onkel –«
    »Peter!«, unterbrach ihn Richie jedoch sofort. »Ich weiß, was das Gedicht zu bedeuten hat!«
    »Du weißt was?« Peter war nicht gleich im Bilde.
    »Das Gedicht! Sieben Pären in der Scheune und so weiter. Du weißt schon!«
    »Ach das!«
    »Ja, als Justus seine beiden Pocketkarten bekam, eine Sieben und eine Neun, fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen.«
    »Justus!« Peter drängte sich zum Geländer und sah hinunter zum Spieltisch. Eben hatte der Croupier den River aufgedeckt. Es war ein Bube.
    »Was hat Justus? Hat er gewonnen?« Peters Blick flog über den Tisch.
    »Er hat einen Straight.«
    »Ist das gut? Das ist gut, oder?«
    »Ja, im Prinzip schon«, antwortete Richie ausweichend. »Aber solange wir nicht wissen, was die anderen haben …« Den Rest ließ er ungesagt und sah Peter stattdessen bangend an.
    Und als Justus seine Karten als Erster aufdeckte, schienen sich Richies Vorahnungen zu bestätigen. Denn alles, was der Cowboy dafür übrig hatte, war ein dreckiges, herablassendes Lachen.

Flop
    »Okay, Babyface, diesmal ist alles deins!« Der Cowboy warf seine Karten hin und stand auf. »Ich brauch jetzt erst mal ’nen ordentlichen Schluck Bourbon.«
    »Gott sei Dank!« Richie wischte sich demonstrativ den Schweiß von der Stirn.
    »Er hat gewonnen?« Peter fasste ihn an der Schulter.
    »Ja, hat er.«
    »Mann, da fällt mir aber ein ganzer Steinbruch vom Herzen! Halleluja! Und reicht der Pot?«
    »Gerade mal so.«
    Justus verschaffte sich derweilen einen Überblick über seinen Gewinn. Müden Blickes zählte er seine Jetons und sah danach auf die Uhr. »Ich muss gehen, Leute. War mir ein Vergnügen.« Er erhob sich, tippte sich zum Abschied an die Schläfe und schob dem Croupier fast alle seine Jetons zu. »Würden Sie bitte dafür sorgen, dass das Jackie bekommt. Und der hier«, er schnippte ihm seinen letzten Jeton zu, »ist für Sie.« Dann wandte er sich vom Tisch ab, steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte auf die Treppe zu. Als er die Stufen hinaufstieg, warf er Peter und Richie einen unmerklichen Blick zu und bewegte seinen Kopf Richtung Ausgang.
    »Worauf du dich verlassen kannst«, flüsterte Peter und machte sich startklar.
    Vom Gang aus winkte Justus Jin, der neben einem der Baccaratische stand, noch kurz zu. Dann öffnete er die Eingangstür und verließ die Spielhölle.
    Peter wartete noch zwei Sekunden, schaute sich um und winkte dann Richie hinter sich her. »Und jetzt nichts wie raus hier. Los!«
    Als die beiden oben ins Freie traten, sahen sie Justus

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