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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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vor keine Ahnung, wie man wann wie viel setzte!
    Doch genauso plötzlich, wie Richie verschwunden war, war er wieder da. Und jetzt sah Justus sogar sein Gesicht durch die Holzstäbe. Und seine Augen. Weit aufgerissen, voller Erstaunen, voll ungläubiger Überraschung.
    »Babyface, du musst setzen!« Der Cowboy ließ eine Kaugummiblase lautstark platzen.
    »Äh, was? Ja … natürlich.«
     
    Peter konnte jetzt mehr erkennen. Benni stand unschlüssig im Raum, trat von einem Bein aufs andere und knetete seine Hände. Offenbar wartete er auf jemanden. Und fühlte sich alles andere als wohl dabei.
    Dann ging plötzlich eine unscheinbare Tapetentür an der hinteren Wand des Büros auf. Peter konnte für einen Moment einen Blick auf ein prächtig eingerichtetes Zimmer erhaschen. Ein teurer Teppich, ein riesiges Aquarium, glitzernde und spiegelnde Flächen, Ledersessel. Dann verdeckte ihm ein Körper die Sicht. Ein mächtiger Körper. Jackie Jin kam ins Büro!
    »Hallo, Benni.« Jin warf dem Jungen keinen einzigen Blick zu, sondern setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Der Drehstuhl knarrte bedenklich, als er sich darauf niederließ. Dann begann er, in irgendwelchen Akten zu wühlen.
    »Tag, Jackie. Du wolltest mich sprechen?« Bennis Stimme flatterte nervös.
    »In der Tat.« Jackie sah ihn immer noch nicht an, sondern las und blätterte jetzt in irgendeinem Dokument. Und sagte für eine Weile gar nichts.
    Peter glaubte förmlich, Bennis Herz vor Angst schlagen zu hören. Der Junge war völlig eingeschüchtert.
    Erst nach einer Ewigkeit ließ sich der Chinese in die Lehne seines Stuhles sinken und betrachtete Benni. Schweigend, undurchsichtig und so, als wüsste er bereits die Antwort auf das, was er gleich fragen würde.
    »Benni.« Ein gefährliches Wohlwollen lag in diesem Wort. »Du hast mir da vorhin zwei Bündel Geld gebracht. Das Geld, das du Richie abnehmen solltest. Das Geld, auf das ich schon eine geraume Zeit warte. Das Geld, das die Krallenhand seinem Neffen hinterlassen hat.«
    »J…ja.« Eine Frage, eine Bestätigung, ein kläglicher Ausdruck der Verwirrung. Benni hatte offenbar keine Ahnung, worauf Jackie hinauswollte.
    Und auch Peter war verwirrt. Die Krallenhand? Meinte Jin tatsächlich Richies Onkel Tony? Es konnte eigentlich von niemand anderem die Rede sein. Aber wieso hatte er ihm diesen Namen gegeben? Und wieso wartete Jin auf Geld von ihm? Und woher wusste Jin, dass Onkel Tony Richie das Geld hatte schicken wollen?
    »Benni.« Jin beugte sich nach vorne und stützte seine mächtigen Unterarme mit den Drachentatoos auf die Tischplatte, sodass der ganze Schreibtisch wackelte. »Benni, Benni, Benni.« Wieder dieses unheilschwangere Verständnis. »Das waren aber gerade mal 600 Dollar, die du mir da gebracht hast. Und ich hätte mein anderes Auge dafür verwettet, dass die Krallenhand sehr viel mehr Schotter auf die Seite geschafft hatte, bevor sie ins Gras gebissen hat.« Jin lupfte demonstrativ seine Augenklappe, sodass Benni einen kurzen Blick auf das verdeckte Auge werfen konnte.
    Und Peter, dem umgehend das Blut in den Adern gefror bei diesem Anblick. Eine gelbliche, kalte Kugel lag tief in einer verbrannten Augenhöhle und starrte leblos daraus hervor.
    »Aber das war«, Benni schluckte und sah verstört zu Boden, »wirklich alles. Da war nicht mehr drin. Ehrlich. Ich schwör’s, Jackie. Ich schwör’s.« Seine Worte überschlugen sich fast.
    Jin lächelte, lächelte noch einmal, stand auf und kam auf Benni zu. Peter hielt die Luft an. Er rechnete mit dem Schlimmsten.
    »Benni.« Jin fasste den Jungen am Nacken und zog seinen Kopf ganz leicht zu sich. »Du würdest mich doch nie anlügen, oder?«
    Peter hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Er konnte das hässlich Knacken fast schon hören, mit dem Halswirbel brechen.
     
    Justus wusste, worauf Richie spekulierte. Auf eine Straße. Der Flop hatte eine Acht und der Turn eine Zehn gebracht. Wenn der River jetzt noch eine Sechs oder ein Bube war, dann hatte er ein wirklich gutes Blatt. Und das brauchte er auch. Er hatte gerade noch genügend Geld übrig, um das Spiel zu Ende zu bringen. Gewann er, war alles in Ordnung. Verlor er jedoch, mussten sie irgendwoher sehr schnell 280 Dollar bekommen. Denn Jin würde ihn sicher nicht ziehen lassen, ohne genau zu wissen, bei wem er 280 Dollar guthatte. Und dann begannen die Probleme erst …
    Justus sah zu Richie hinauf. Der war immer noch merkwürdig fahrig. Aber immerhin hatte er ihn bisher

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