Und die Ratte lacht - Roman
Kirche reparieren, damit es im Winter nicht hereinregnet.
Um sie zu besänftigen, nannte ich die Bäuerin »meine Tochter«. Aus einem geheimen Fach holte ich einen goldenen Kerzenleuchter mit eingehämmerten Kreuzen. Gib mir das Kind, sagte ich, und ich will es dir vergelten. Vor Jahren hat mir einmal ein Mann in der großen Stadt gesagt, dass die Auslösung eines Gefangenen bei den Juden als gottgefälliges Werk gilt. Auch die Vergessenen, die Ungeliebten sind deine Kinder. Doch das habe ich nicht laut gesagt. Mit unterwürfiger Stimme bat ich sie noch einmal, gib mir das Mädchen. Ich werde wissen, was man mit ihr machen muss. Die Bäuerin überlegte, und schließlich schob sie das Mädchen in meine Richtung.
Töten Sie die kleine Jüdin mit Ihren eigenen Händen und rächen Sie das Blut unseres Herrn. Aber seien Sie vorsichtig, Pater Stanislaw, wenn Sie ein Messer nehmen, damit Sie sich nicht anstecken. Bald werden wir eine Messe halten für eine judenfreie Welt.
Ihr Lachen dröhnte, als sie vor dem Altar eine weitere Kerze anzündete. Ihr einziger Sohn war ebenfalls in der Kirche. Ein riesiger Kerl. Mit großen Händen. Er spricht nicht viel, hat aber die Augen überall. Er küsst mir immer unterwürfig die Hände, passt auf, dass seine Mutter es sieht. Ich taufte ihn am Tag des heiligen Stefan. Er kniet immer vor dem großen Kreuz und macht ein frommes Gesicht. Jeden Sonntag steht er als Erster vor dem Beichtstuhl. Gott sei in deinem Herzen und auf deinen Lippen, damit du aufrichtig und demütig deine Sünden bekennst – und dann bekennt er kleine Diebstähle. Unbedeutende Sünden. Vor einer Woche hat er sich betrunken und geriet in eine Rauferei im Nachbardorf. Und immer beichtet er, ein Gebet versäumt zu haben, und ich vergebe ihm und schicke ihn seiner Wege.
Das Mädchen.
Er hat sie nie erwähnt.
Was er ihr im Dunkeln angetan hat, geschah mit Wissen seiner Eltern. Und vielleicht hat er ihr Schweigen erkauft. Mein Vater, vergib mir meine sündigen Gedanken nicht. Indem ich mich der Verzweiflung hingebe, verleugne ich dich, aber wenn ich in die Zukunft schaue, sehe ich nichts als Tod. Sie haben dieses Mädchen dem Tod geweiht, sie wurde von ihrer Mutter und ihrem Vater getrennt, von jedem, der sie liebte. Gegen diese Verzweiflung kann ich nicht kämpfen.
Heute Nacht verkünde ich: Angesichts des absoluten Bösen gibt es keine Rettung aus der Verzweiflung.
Und bevor mich die Sünde vollkommen in Besitz nimmt, schlage ich dir einen Handel vor. Wenn du ein Wunder bewirkst und das Entsetzen aus ihrer Erinnerung nimmst, werde ich für die Sünde büßen.
Ein Zeichen.
Ich warte vergeblich.
Man kann mit dem Antichristen einen Handel schließen, aber nicht mit dir.
16. September 1943
Ich versuche alles. Wasser, Brot, eine warme Zudecke, aber sie erlaubt mir nicht, in ihre Nähe zu kommen. Die ganze Nacht betrachte ich sie, wie sie in ihrer seltsamen Stellung verharrt. Halb auf dem Bauch liegend, halb sitzend. Arme und Beine an den Körper gezogen, ein Versuch, ihre Existenz zu verbergen. Wenn ich mich ihr nähere, krümmt sie sich in der kleinen Wandnische neben meiner Schlafkammer zusammen. Ich möchte dieser zusammengekrümmten Seele sagen: Auch für dich gibt es einen Platz auf dieser Welt. Wenn ich ihr nur einen Platz in der kommenden Welt versprechen könnte.
Ich knie vor einem Mädchen, dem in der Dunkelheit Gewalt angetan wurde. Mein Vater, hast du gesehen, was unter der Erde geschah, oder hast du dem, was geschah, den Rücken zugekehrt?
Ich habe dir mein Leben geweiht, aus dem tiefen Glauben heraus, dass du die Gnade bist und dass ich aus dir die Güte schöpfe, die ich predige. Es wäre besser gewesen, wenn du nicht zwischen Finsternis und Licht unterschieden hättest, wenn du das Tohuwabohu auf der Welt gelassen hättest, denn die Ordnung, die du schufst, ist nur eine Illusion, die uns zu dem Glauben verleitet, dass zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort Rechenschaft abgelegt wird. Aber wenn du deine Geschöpfe nicht liebst, wie wagst du es, von uns zu verlangen, unseren Nächsten zu lieben? Denn die wirkliche Hölle ist nicht in einer Welt außerhalb der Welt, am Tag des Jüngsten Gerichts, wie ich es von der Kanzel predige, sondern hier, auf der Erde. Die Hölle ist ein Märchen, das ich verkaufe, um die Hölle zu leugnen, die wir mit unseren eigenen Händen schaffen. Leere Worte sind es, die ich auf das Papier spucke. Wenn ich mutig wäre, würde ich die Kirche in diesem schönen
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