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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Dorf zerstören, ich würde in der Ruine stehen und aller Welt verkünden: Mein Vater, du hast versagt, und deinetwegen sind wir ohne Heil. Du weißt, dass ich mein ganzes Leben voller Ehrfurcht war. Ich habe mich dir immer unterworfen, ich habe deine Herrschaft ohne jedes Zögern anerkannt. Die Ehrfurcht vor Gott und die Ehrfurcht vor den Menschen sind einander nicht fern. Es ist das Gleiche, sich deinem Willen zu ergeben oder ihrem. Und vielleicht wollte ich lieber ihnen dienen als dir. Jetzt verschlingt die Verzweiflung die Reste von Ehrfurcht, die noch in mir sind, und die Sünde macht mich frei. In dieser Nacht und in den kommenden Nächten werde ich mit dir abrechnen.
    Gib mir ein Zeichen, mein Vater. Auch in der tiefsten Verzweiflung habe ich keinen Vater außer dir.
    Du zögerst. Die Nacht schreitet fort, bringt Wagenladungen voller Dunkelheit, während das kleine Mädchen hier liegt, zwischen Leben und Tod.
17. September 1943
    Ihre Augenlider sind fest geschlossen, sie schreckt vor jeder Bewegung zurück. Lass nicht zu, dass sie heute Nacht unter meinen Händen stirbt. Ich habe ihr Wasser über den Kopf gegossen und ein paar Tropfen in den Mund. Sie kauert in ihrer Nische wie ein Erdklumpen, aber ich bin es, der sich im Schlamm wälzt. Wohin soll ich mit der Verzweiflung? Dabei glaubte ich, dass mir Qualen nicht fremd seien. Spreche ich doch in meinen Predigten von den Qualen des Sohnes und fordere von meiner Herde, an ihnen teilzuhaben. Aber heute Nacht bekenne ich meine Unwissenheit. Sogar dein Sohn war kein kleines Kind, als er das Leid auf sich nahm.
    Als du ihn die Via Dolorosa entlangführtest, hast du seine Seele gerüstet. Mit einer tröstenden Mutter, mit einem zärtlichen Vater. In seinem Gedächtnis lebten die Hände Maria Magdalenas. Er war nicht fünf Jahre alt, sondern ein Mann von dreiunddreißig, genau wie die Zahl der Knöpfe an meiner Soutane. Sogar damals, auf seinem letzten Weg, war er nicht allein. Veronika verließ ihr Haus und reichte ihm ein Tuch und er drückte sein Gesicht hinein. Und Simon von Kyrene trug für ihn das Kreuz, als er zusammenbrach, und seine Mutter fiel vor ihm auf die Knie, und sogar Mütter, die er nicht kannte, klagten. Weint nicht um mich, Töchter Jerusalems, sagte er zu ihnen, weint um euch und eure Kinder.
    Unzählige Male habe ich mir dieses Bild vorgestellt, und immer sah ich mich als Tochter Jerusalems.
    Dein Sohn war glücklich, er hatte so viele Menschen, die ihn in seiner letzten Stunde trösteten, doch dieses Mädchen hast du ganz allein in ihr Erdloch geschickt. Und wenn du es nicht warst, der dieses Leiden geschaffen hast, dann war es vielleicht der Antichrist, und dies ist sein Königreich, nicht deines.
    Ich habe Angst, es herauszufinden.
18. September 1943
    Das Dorf schläft. Von meinem Fenster aus sieht man den Hügel, zu dessen Füßen es sich erstreckt, die Holzhäuser mit strohgedeckten Dächern, die Steinhäuser mit Dachziegeln. Ihre Wände sind weiß gestrichen, die Fenster rot umrandet, wie die Farben unserer Fahne. Um das Dorf herum erstrecken sich Felder mit Roggen, Zuckerrüben, Hafer und Kartoffeln. Die Kirche liegt mitten im Dorf, mit einem Kirchturm, auf dessen Spitze im Frühjahr ein Storchenpaar nistet. Es gibt einen Birnbaum, in dessen Schatten ich meine Predigten schreibe. Stundenlang habe ich schon zugeschaut, wie das Laub wechselt, voller Ehrfurcht vor dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Kapuzinerkresse, die ich im Garten gepflanzt habe, als ich vor vielen Jahren meinen Dienst hier begann, gedeiht. Das Gemeindehaus und die Schule liegen zu beiden Seiten der Kirche, und am Rand des Dorfs, an einer Wegkreuzung, befindet sich eine kleine Kapelle. Vorübergehende halten inne und beten, hängen grüne Zweige und Blumen an die Statue des leidenden Christus.
    Ein kleines Dorf, wie es viele gibt. Wer weiß seinen Namen. Wer erinnert sich daran. Alles geht seinen Gang, als gäbe es keinen Krieg. Die Schweine werden gefüttert, die Kühe gemolken, die Eier im Hühnerstall gesammelt. Man isst seine kargen Mahlzeiten. Aber was verbergen sie in ihren Kellern, in ihren Erdlöchern, hinter ihren Ave-Maria-Gebeten? Ihr Alltag trog mich, und auch ich war versunken in meine Angelegenheiten und tat nichts, um die Plage aufzuhalten, die sich ausbreitete.
    Als die deutschen Panzer auftauchten, ging ich hinaus, um sie an der Kapelle zu empfangen. Ich fuhr mit dem ersten Panzer bis zum Marktplatz in der Mitte des Dorfs. Dort hielt er an. Ich drückte dem

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