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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Mutter mit dem Jesuskind nach Ägypten floh, vor der Bedrohung durch die Soldaten des Königs Herodes, traf sie unterwegs einen Bauern. Sie nahm ihm den Sack mit Weizenkörnern aus der Hand, verstreute die Saat mit eigenen Händen und versprach ihm: Morgen wirst du ernten. Am nächsten Morgen, als der Bauer die Wunderernte einbrachte, kamen die Soldaten vorbei und fragten nach der Mutter und dem Kind. Der Bauer antwortete, ich habe sie zwar gesehen, aber vor vielen Tagen, als ich dieses Feld säte. Die Soldaten glaubten ihn und kehrten zurück, und das Kind war gerettet.
    Vorläufig.
    Ich sage nichts von seinem Ende, aber das kennt sie vermutlich.
1. Januar 1944
    Stasch.
    Sie schiebt ihre kleine, erdige Hand näher, und das Wort kommt mit klarer Stimme aus ihrem Mund. Erst als ihr kleiner Finger meine Wange berührt, merke ich, dass ich weine. Sie beugt sich zu mir, vielleicht erschrocken, vielleicht erstaunt. Ich führe ihren Finger über die erdige Spur, die die Tränen über meine Wangen ziehen, und bete darum, dass ich eines Tages ihre Tränen trocknen kann.
    Wenn sie erst weinen kann, wird sie eines Tages auch lachen können.
6. Januar 1944
    Epiphanias
    Stasch, erzähl mehr.
    An diesem Tag kamen drei Könige aus dem Osten nach Bethlehem, um vor dem König zu knien, der den Juden geboren worden war.
    Sie wirft zornig mit einer Handvoll Erde nach mir.
    Nicht den Juden, du lügst, Stasch.
    Man sagt, dass an den Tagen zwischen der Geburt Christi und seiner Taufe Gott selbst auf die Erde kommt und uns genau betrachtet.
    Ich glaube nicht daran. Denn wenn du sehen würdest, was ich sehe, hättest du die Welt zerstört. Aber vielleicht bist sogar du in der Hand der Feinde.
2. Februar 1944
    Mariä Lichtmess
    Heilige Mutter der Lichter, du weißt am besten, was es bedeutet, unrein zu sein, abgesondert von allen. Es war dir verboten, bis vierzig Tage nach der Geburt mit jemandem zu sprechen, auch nicht mit denen, die dir am nächsten standen. Denn wenn eine Frau vor der Reinigung stirbt, verwandelt sie sich in eine Mamuna, eine Hexe, die Säuglinge raubt und sie gegen die entstellten Früchte ihres eigenen Leibs tauscht.
    Die Bauern brachten ihre Kerzen zur Kirche, damit ich sie segne. Dann gingen sie in einer Prozession zu ihren Häusern und schützten die brennenden Kerzen vor dem Wind, denn wenn eine Flamme erlischt, gilt das als böses Omen. Heute Abend werden sie die geheiligte Flamme durch ihre Häuser tragen. Sie werden die Kerze an der Wand neben ihrem Bett abstellen und sie ein Jahr lang bewachen. Sie werden diese Kerze einem Sterbenden in die Hand geben, um seine Schmerzen zu lindern.
    Stasch.
    Nur wenn das Mädchen spricht, spüre ich, dass ich lebe.
5. Februar 1944
    Heute habe ich ihr aus dem Alten Testament vorgelesen. Ich krieche auf dem Boden, krümme den Rücken, bewege mich wie eine Ratte und schreibe Buchstaben in die Erde, um ihr Lesen und Schreiben beizubringen. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Während der Verwandlung von einem Menschen in eine Ratte hält sie inne, die Beine in die Luft gestreckt.
    Erzähl mir etwas anderes.
    Sie schüttelte ihre Locken. Ich hätte sie am liebsten gestreichelt, aber ich wagte es nicht.
    Ich darf keine Erinnerung an diesen Stefan wecken.
    Es gibt keine andere Geschichte. So fing alles an. Am Anfang schuf unser Vater …
    Sie unterbricht mich.
    Stasch, versprich mir, dass er kein Jude ist.
    Ich erwidere: Er ist, was er ist, und er hat keinen Namen.
16. Februar 1944
    Aschermittwoch
    Am Tag, der den Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit markiert, streue ich Asche auf die Häupter der Betenden, male ein Kreuz auf ihre Stirnen. Mein Körper vollführt die Zeremonie nach Vorschrift, aber mein Geist wandert. Wer ist der fremde Mann, der so treu seine Pflicht erfüllt?
    Mein Inneres brannte bei dem Gedanken, dass sie ihren Nächsten zeichnen. Sie vermeiden das Essen von Fleisch, und zugleich verschlingen sie Menschen.
    Für einen Moment sah ich dich, mein Vater, ich sah deinen Körper, mit Asche bedeckt.
    Während ich die Seiten umblättere, wird mir deutlich, wie anders draußen die Zeit vergeht, ganz anders als für das Mädchen und mich. Ich werde mit all der Kraft, die mir zur Verfügung steht, versuchen, ihre Erinnerung in eine andere Bahn zu lenken.
22. Februar 1944
    Petri Stuhlfeier
    Was ist ein Wunder?
    Etwas Seltenes, das nie zuvor geschehen ist.
    Wer vollbringt Wunder?
    Gott.
    Und wer ist Gott?
    Unser Vater.
    Und wo ist er?
    Im Himmel.
    Der Himmel – ist er

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