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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Hätte ich sie in der Öffentlichkeit denunziert, wäre das Schicksal des Mädchens besiegelt. Den ganzen Tag hat sie sich bemüht, sie hat frische Tannenzweige auch in den hintersten Ecken ausgelegt. Ich habe sie gebeten, sich zu schonen, aber sie hat nicht auf mich gehört. Sie saß vor dem Spalt in der Wand, in der Hoffnung, den Stern von Bethlehem zu sehen. Während der heiligen Messe hat sie sich in ihrer Nische versteckt. Ich befestigte einen Stern an der Spitze des Weihnachtsbaums.
    Vielleicht aus Erschöpfung war sie das erste Mal einverstanden, auf meiner Matratze zu schlafen. Ihre Locken, die langsam nachwachsen, liegen auf meinem Kissen. Am Scheitel kann man Narben erkennen. Ihr Mund bewegt sich. Ich habe das Gefühl, dass ich die lateinischen Worte erkenne, die ihr über die Lippen kommen.
    Der Wald gegenüber ist schneebedeckt. Die Pfützen sind zugefroren und glitzern wie geschliffene Spiegel. Heute Nacht können sogar die Tiere sprechen, doch nur die, die ohne Schuld und ohne Sünde sind, können sie verstehen. Man erzählt von einem Bauern, der die Unterhaltung seiner Ochsen belauschte, in der sie seinen baldigen Tod voraussagten. In dieser Nacht stöhnen auch die Glocken auf dem Grund der zugefrorenen Flüsse, und ich möchte mit ihnen stöhnen, aber ich kann nicht. Über den Feldern stehen die hellen Sterne. Bei ihrem Licht schreibe ich.
    Die Schönheit der schlanken Tannen und des unberührten Schnees tut mir weh. Würde sich uns die Welt nur in ihrer Hässlichkeit zeigen, würden unsere Glocken zur Warnung läuten. Aber du hast über deine Welt eine Decke der Schönheit gelegt, um sicherzugehen, dass wir unwissend bleiben. Und auch ich habe es vorgezogen, auf der geschützten Seite des Gitters zu bleiben und dem Chaos, das sich außerhalb meiner Reichweite ausbreitete, den Rücken zuzukehren.
    Ich zweifle nicht daran, dass es dich gibt, Vater. Es gibt dich, so wie es mich gibt. Nach deinem Bild wurde ich erschaffen – feige, egoistisch und schwach. Das tote Licht der Sterne ist Zeuge.
    Die Morgendämmerung naht, ihr blasses Licht verleiht dem Himmel eine neue Farbe. All diese Schönheit. Die Buchstaben unter meinen Händen werden klarer. Ich höre eine Stimme. Ich bin nicht sicher. Vielleicht ist es eine Täuschung, aus Müdigkeit oder Verrücktheit.
    Stasch.
    Ich falle vor ihr nieder.
    An diesem einzelnen Wort hängen die heilenden Erinnerungen.
    Vielleicht hast du trotz allem gelauscht.
    Egal was auch geschieht, ich werde ihr Stasch sein.
26. Dezember 1943
    Gedenktag des heiligen Stefan
    Den ganzen Tag lang singen sie Lieder zur Geburt des Herrn. Unsere Bauern bewerfen einander mit Samen, als Zeichen für eine gute Ernte. Als ich Weihwasser versprengte, bewarf mich der Sohn des Bauern mit einer Handvoll Graupen und Hafer, und rief laut: Siehe, es ist der Tag meiner Geburt.
    Heute sind der Herr und der Knecht gleich und jeder Mensch ist frei, das habe ich zu dem Mädchen gesagt.
    Stasch.
    Ich trage das Wort in mir, als wäre es mein einziges Gebet.
28. Dezember 1943
    Tag der unschuldigen Kinder
    Heute Morgen, mitten in der Messe, erschienen Soldaten. Ein junger Offizier trat hervor, bekreuzigte sich flüchtig, beugte aber nicht das Knie. Er trug einen langen, bis zu den Stiefeln reichenden Mantel und auf dem Kopf einen Stahlhelm. Sein Maschinengewehr war auf meine Brust gerichtet. Ich wurde ganz ruhig. Wenn sie zum Tode verurteilt ist, wird sie zumindest nicht allein sterben.
    Sie gingen zwischen den Bänken hindurch, schauten darunter, kontrollierten die Ikonen und die heiligen Gefäße. Sie betasteten das große Kruzifix von oben bis unten und von links nach rechts, als sei ein Mensch darin versteckt. Ich breitete die Arme um den Altar, unter dem sie sich versteckt hatte. Ich wusste, dass sie keinen Ton hören lassen würde. Niemand kann sich so still verhalten wie sie. Ich begleitete die Deutschen hinaus. Langsam schloss ich die Tür hinter ihnen. Sie entfernten sich. Der junge Offizier zögerte noch einen Moment. Dann bekreuzigte er sich.
    Ich atmete erleichtert auf. Auf dem nahen Friedhof entdeckte ich den Sohn der Bauern, der zwischen den Grabsteinen kauerte. Als er mich sah, hob er den Arm in meine Richtung und ging davon.
31. Dezember 1943
    Gedenktag des heiligen Silvester
    Heute ist es kalt in der Erde. Ihre Zähne klappern. Ich scheffle mit beiden Händen Erde, um uns zu bedecken, und erzähle ihr eine weitere Geschichte, die ich von meiner Großmutter gehört habe.
    Als die Heilige

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