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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Heuboden und prüfte dort ihre Zähne, das Gesicht und ihre anderen Körperteile. Ich weiß nicht, ob sie sich bei ihrer Rückkehr zur Wirtschaft Münzen und bunte Eier schenkten, als Zeichen ihres Abkommens, und wann sie in Schande vertrieben wurde und mich in der Obhut ihrer Mutter zurückließ. Die Geschichten, die ein Kind sucht, sind ausgerechnet die, welche ihm nicht erzählt werden.
    Ich werde nicht zulassen, mein Vater, dass du diesem Mädchen wehtust. Wenn ich schon das, was geschah, nicht aus ihrer Erinnerung nehmen kann, dann zumindest die Schimpfwörter.
    Obwohl sie offenbar anfängt, gesund zu werden, ist die Verzweiflung meine ständige Begleiterin.
2. April 1944
    Palmsonntag – eine Woche vor Ostern
    Die Kinder Jerusalems begrüßten sogar den Esel des Heilands, indem sie ihre Mäntel ausbreiteten, als er die Stadt betrat. In der Kirche herrscht Lärm. Die Bauern kommen und gehen, bringen Weidenzweige, die ich segne. Sie wurden in der ersten Woche des vierzigtägigen Fastens geschnitten und in Wasser gestellt, damit ihre Knospen heute, am Palmsonntag, aufgehen. Das Mädchen erschrak vom Quaken der Frösche, und ich erklärte ihr, dass der heilige Georg den Fröschen mit einem Schlüssel die Kehlen öffnet.
    Ich geißelte die Gemeindemitglieder. Für sie ist das ein Omen für Gesundheit und Wachstum. Die Frauen werden ihre Familie mit dornigen Zweigen schlagen, zur Erinnerung an die Dornenkrone. Bis aufs Blut peitsche ich sie. Verzweiflung hat einen Vorteil, mein Vater – sie verleiht Kraft.
    Bei der Zeremonie des Schweineschlachtens heben die Männer das Tier auf ein Gerüst. Sie drehen das Ferkel auf den Rücken und packen es an den Beinen. Der Bauer überließ mir die Ehre, den Schwanz des zappelnden Tieres festzuhalten, während er ihm ein scharfes Messer in den Hals stieß. Die Bäuerin führte die Frauen an, die das Blut in einer Schüssel auffingen, das sie zur Wurstherstellung und für andere gepökelte Delikatessen benötigen. Gegen Abend schickten sie mir eine Schweineleber, vermischt mit Buchweizen. Ich habe sie im Kapuzinerkressebeet vergraben. Die Augen des Mädchens schauten sehnsüchtig zu, aber ich blieb hart.
    Davon werden wir nichts essen.
3. April 1944
    Montag vor Ostern
    Gestern Nacht wurde an die Kirchentür geklopft. Blitzschnell versteckte sich das Mädchen in ihrer Höhle und war still. Sie schafft es sogar, unhörbar zu atmen. Ich zog in aller Eile meine Soutane an und habe sie kaum zuknöpfen können. Ich dachte, irgendjemand, wer es auch sei, habe sie verraten, doch dann stellte sich heraus, dass ich zu einem Sterbenden gerufen wurde, um ihm die Beichte abzunehmen.
    Ich drehte mich um. Zum ersten Mal war ich gezwungen, sie nachts allein zu lassen. Ich sagte ihr, Stasch wird wiederkommen, aber sie drehte mir den Rücken zu.
    Am Bett des Sterbenden wurde ich gefragt, warum ich Erde in den Haaren hätte. Auch der Sohn der Bauern stand an der Haustür. Mörder erkennt man daran, dass sie keinen Schatten haben, aber hinter deinem Rücken hat sich eine neue Art entwickelt: Ihr Schatten ist größer als ihr Körper.
4. April 1944
    Dritter Tag vor Ostern
    Im Sarg liegt der älteste Mann des Dorfs, neben ihm der Kamm, den er immer benutzt hat, und die Nadel, mit der sein Totenhemd genäht wurde, und eine Handvoll Münzen – sein Eintrittsgeld für die nächste Welt.
    Die Trauergäste strahlen vor Glück, denn diese Tage gelten als der beste Zeitpunkt zum Sterben. Alle Gräber sind offen, die Erde drückt nicht auf den Toten. Ein Glückspilz ist er, der alte Antek, sagen sie zueinander. In der Woche zu sterben, da man der Toten gedenkt, das ist schon was.
    Bei uns erzählt man von einem Bauern, der sich nicht an das Verbot hielt, in dieser heiligen Woche zu arbeiten. Er soll samt Pflug und allem von der Erde verschluckt worden sein. Wann immer ein Wagen in den Friedhof fährt, bekreuzigen sich die Trauernden, die darauf sitzen, denn sie glauben, die Hilferufe des Toten unter den Rädern zu hören.
    Drei Schaufeln Erde warf ich auf den Sarg und segnete den Toten. Als sie den Friedhof verließen, schauten die Trauergäste nicht zurück. Ich weigerte mich, am Totenmahl teilzunehmen. Ich blieb allein am frischen Grab stehen und dachte über ihren Tod nach, der für sie die Gestalt einer großen weißgekleideten Frau hat. Einmal hatte ein Bauer sie sieben Jahre lang in seiner Tabaksdose gefangen gehalten, bis die Erde klagte, sie könne das Gewicht der Menschen nicht mehr tragen, und

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