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Und die Toten laesst man ruhen

Und die Toten laesst man ruhen

Titel: Und die Toten laesst man ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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zu bewegen, ich traf eine Menge interessanter Menschen. Mehr als zehn Jahre war ich Karl Pobradt eine treue Ehefrau. Und das, obwohl ich wusste, dass er eine Geliebte hatte.«
    Offensichtlich sah ich überrascht aus.
    »Ja, das ist neu für Sie, nicht wahr? Davon hat Ihnen der saubere Bruder nichts erzählt.« Sie schüttelte leicht den Kopf. »Es störte mich nicht. In dieser Zeit ließ er mich in Ruhe.«
    »Wie hieß die Geliebte?«
    Sie lachte mich aus. »Bin ich der Detektiv oder sind Sie es? Finden Sie es heraus!«
    »Es könnte Sie entlasten.«
    »Warum sollte ich mich entlasten? Es ist Ihre Aufgabe, mich zu belasten. Also, tun Sie etwas für Ihr Geld!«
    Ich ging darauf nicht ein. »Als Sie sich selber einen Geliebten zulegten, war Karl damit nicht einverstanden.«
    Mit diesem Gegenangriff hatte sie nicht gerechnet. Ihre Stimme klang betont gleichmütig: »Welcher Geliebte?«
    »Werner Meyer.«
    »Ach so.« Ein kleines, gezwungenes Lachen. »Das war lange nach dem Tod meines Mannes.«
    »Es war vor dem Tod Ihres Mannes. Sie haben ihn angerufen, als Ihr Mann starb, haben Sie das vergessen?«
    »Woher wissen Sie das?« Die Gleichmütigkeit war verschwunden. Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht mehr unterdrücken.
    Und endlich durfte ich auch mal lächeln. »Ich bin der Detektiv. Und manchmal tue ich was für mein Geld.«
    Sie akzeptierte, dass sie einen Punkt verloren hatte. »Nicht, dass Karl seine Liebe zu mir wiederentdeckte, falls er jemals eine gehegt hatte. Es war einfach gekränkte Eitelkeit. Er mochte nicht glauben, dass es einen Mann neben ihm gab. Deshalb drohte er mir mit Scheidung.«
    »Die Sie vermeiden wollten.«
    »Richtig. Ich wollte nicht zurück in eine Zwei-Zimmer-Wohnung, wo der Küchenmief ins Schlafzimmer zieht, und die Kinder unter dem Wohnzimmertisch spielen.«
    »Um das zu verhindern, waren Sie zu allem bereit.«
    Sie schnaubte. »Junger Mann, mit dieser billigen Tour kommen Sie bei mir nicht durch. Ich habe meinen Mann nicht umgebracht, wenn Sie es genau wissen wollen. Er hat das selber erledigt. Und ich gebe Ihnen sogar einen Tipp: Seine Geliebte hatte ihn kurz vorher verlassen.«
    »Die Geliebte, die bislang nur in Ihrer Erzählung existiert.«
    »Ihr Problem.«
    »In den Abschiedsbriefen stand nichts von einer Geliebten.«
    »Die Briefe waren für die Nachwelt bestimmt. Eine Geliebte hätte seinem Image als Saubermann geschadet.«
    Ich hatte noch eine Frage: »Was wissen Sie von den Geschäften, die Ihr Mann mit Kurt Hillerich machte?«
    »Nichts, so gut wie nichts. Als er lebte, interessierte mich nicht, wie er sein Geld verdiente. Und er hielt es nicht für die Aufgabe einer Frau, sich in die geschäftlichen Dinge ihres Mannes einzumischen.«
    »Nach dem Tod Ihres Mannes übernahmen Sie die Firma. Und die Geschäftskontakte zu Kurt Hillerich.«
    »Die Geschäfte, die mir Hillerich vorschlug, entsprachen sehr bald nicht mehr den Vorstellungen, die ich von der Leitung der Firma hatte. Ist es das, was Sie hören möchten?«
    »Daran, dass sich Ihr Mann von Kurt Hillerich trennen wollte, können Sie sich nicht erinnern?«
    »Nein. Aber er hätte es mir vermutlich auch nicht erzählt.«
    Mein Mund war ausgetrocknet und mein Kopf so leer wie die Autobahn nachts um drei. Sie lächelte mich mitleidig an.
    »Keine leichte Aufgabe, die Sie haben.«
    Ich zuckte mit den Augenbrauen.
    »Zumal bei einem Auftraggeber, der verrückt ist.«
    Das saß.
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf«, fuhr sie fort, »geben Sie es auf! Es hat keinen Sinn.«
    Katharina beachtete mich nicht, als ich ging. Der Regen hatte sich verstärkt, und die Scheibenwischer verschluckten sich an den Wassermassen. Beinahe hätte ich einen Radfahrer umgenietet, der ein schwarzes Regencape trug und den Strom für die Beleuchtung seines Fahrrads sparte. Es war der richtige Abend, um über meine Berufung zum Privatdetektiv nachzudenken. Genau genommen stand ich nämlich da, wo ich schon vor zehn Tagen gestanden hatte. Zwischendurch hatte ich ein paar Steine hochgehoben und jede Menge Käfer wegrennen sehen. Jeder mittelmäßige Detektiv hätte aus den Spuren der Käfer seine Schlüsse gezogen. Nur ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Wahrscheinlich hatte ich bei der entsprechenden Unterrichtsstunde während des Detektiv-Fernkurses gefehlt.
    Ich war drauf und dran, ins Büro zu fahren, einen Bericht und eine Rechnung zu tippen und beides per Eilpost an Hermann Pobradt zu schicken. Da sagte ich mir, dass ich, einer

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