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Und die Toten laesst man ruhen

Und die Toten laesst man ruhen

Titel: Und die Toten laesst man ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ganz alten Regel folgend, die Sache noch einmal überschlafen sollte. Und sei es auch nur, weil ich eigentlich viel zu müde war, um einen flotten Bericht zu schreiben.

XIII
     
     
    Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass das Leben für seine Weisheiten keine Gewähr übernimmt: Ich war über Nacht keinen Deut schlauer geworden. Missmutig vertrödelte ich viel Zeit mit Frühstücken und Zeitunglesen. Als sich das Unangenehme nicht länger aufschieben ließ, hängte ich mich ans Telefon.
    Er war so freundlich, wie ich ihn in Erinnerung hatte. »Dass es Sie noch gibt! Ich dachte schon, Sie wären untergetaucht.«
    Wenn er gewusst hätte, wie das meinen Wünschen entsprach. »Ich war in Berlin. Dienstlich.«
    »Hoffentlich haben Sie etwas herausgefunden!«
    »Ja, das heißt eigentlich nein.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Herr Wilsberg. Ich glaube, ich habe ein Anrecht auf genauere Auskünfte.«
    »Um es kurz zu machen: Ich möchte die Untersuchung abschließen. Ich schicke Ihnen einen detaillierten Bericht und die Rechnung.«
    »Moment mal, Sie haben mir doch versprochen, nicht aufzugeben. Wie soll ich das jetzt verstehen?«
    »Herr Pobradt, wir können beweisen, dass der Polizeibericht lückenhaft ist, wir können auch beweisen, dass die Polizei nicht allen Spuren nachgegangen ist. Aber wir haben nicht genug, um mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen: Das ist der Mörder! Wenn wir mit meinem Material zum Staatsanwalt gehen, lacht er uns aus.«
    »Dann suchen Sie eben weiter.«
    »Ich bin mit meinem Latein am Ende. Vielleicht haben Sie den falschen Mann engagiert. Ein anderer hätte den Job möglicherweise besser erledigt.«
    »Ach was, Sie sind genau richtig.«
    So viel Gemüt hatte ich ihm gar nicht zugetraut.
    »Nun ja, es gibt da eine winzige Spur, die ich noch verfolgen könnte.«
    »So gefallen Sie mir schon besser.«
    »Sie ist jedoch mit erheblichem Aufwand und reichlich Gefahr verbunden. Konkret gesprochen: Ich müsste ein Gesetz brechen. Das habe ich zwar letzte Woche schon getan, aber einmal pro Fall reicht eigentlich. Wir sind schließlich nicht in Amerika, wo die Detektive jenseits von Recht und Ordnung arbeiten.«
    Ich machte eine Pause. Und er hatte eine Idee. »Hören Sie, ich schätze, was Sie für mich getan haben. Ich bin auch bereit, das entsprechend zu honorieren. Zweitausend Mark für den erheblichen Aufwand und noch einmal fünftausend, wenn Sie mir Beweise bringen.«
    Das machten siebentausend Mark plus acht Tagessätze bis zum heutigen Morgen. Genug für einen attraktiven Urlaub.
    »Okay, ich hänge noch zwei Tage dran. Wenn sich bis dahin nichts ergibt, streiche ich die Segel.«
    »Dann sehen wir weiter, Herr Wilsberg.«
    Er konnte so ungemein kooperativ sein.
    Ich rief Willi an und fragte nach dem Geschäft und diesem und jenem. Dann eröffnete ich ihm, dass ich am Abend seine Hilfe brauchte. Er war mit allem einverstanden, als ich ihm sein Honorar nannte.
     
    Manchmal verwöhnt das Glück sogar mich. Für den späten Nachmittag war eine Ausschusssitzung des Stadtrates angesetzt, an der Kurt Hillerich als Ausschussvorsitzender wohl oder übel teilnehmen musste.
    Um ganz sicherzugehen, postierte ich mich ab vier Uhr nachmittags hinter einer Säule in der Nähe des Stadtweinhauses. Kurz vor fünf kam Hillerich. Er trug eine Aktentasche und eine gewichtige Miene.
    Fünf Minuten später packte ich Willi ins Auto und fuhr mit ihm nach Amelsbüren. In groben Zügen eröffnete ich ihm meinen Plan und er war Abenteurer genug, um den erhöhten Adrenalinspiegel zu genießen.
    Vor der Dorfkirche zwängten wir uns in eine Telefonzelle.
    »Guten Tag, Frau Hillerich«, sagte Willi, als die Groschen fielen, »mein Name ist Schäfer, vom städtischen Presseamt. Ich muss Ihnen leider eine unangenehme Nachricht überbringen. Ihr Mann hatte während der Ausschusssitzung einen Schwächeanfall.« – »Nein, nichts Ernstes. Aber wir haben ihn vorsichtshalber mit einem Krankenwagen in die Uni-Klinik bringen lassen.« – »Ja, ich glaube, er würde sich freuen, wenn Sie vorbeikämen.« – »Nein, er ist noch auf dem Weg.« – »Auf Wiederhören, Frau Hillerich.«
    »Wir sind Schweine«, grinste Willi, nachdem wir uns aus der Telefonzelle geschält hatten.
    »Das ist nicht zum Lachen«, belehrte ich ihn. »Wäre das nicht mein Beruf, ich würde es schärfstens verurteilen.«
    Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um Frau Hillerich davonfahren zu sehen. Ich nahm meine Ausrüstung und machte einen

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