Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
mit der Maschinenpistole auf ihre Brust.
    «Schweig!» zischte er.
    Die Alte zuckte die Schultern. «Unnötig, leise zu reden, ich bin allein in diesem Haus zurückgeblieben.»
    «Wenn du auch nur das Maul aufmachst, bringe ich alle um», flüsterte Giorgino .
    Dann stieg er in den ersten Stock und fand nur leere Betten. Auch in der kleinen Stube und im Keller entdeckte er niemanden. Der kleine Stall war verlassen, die Scheune leer.
    «Sie sind mit all ihren Sachen fortgegangen», sagte die Alte, als Giorgino zurückkam.
    Giorgino schäumte vor Wut. Er stieß die Mündung der Maschinenpistole zwischen die Rippen der Alten.
    «Wohin sind sie gegangen?»
    «Weiß ich nicht», antwortete die alte Gianelli .
    «Wenn du mir nicht sagst, wohin sie gegangen sind, knall ich dich ab.»
    «Ich weiß es nicht», erwiderte die Alte, «laß mich in Ruhe!»
    Giorgino blieb beharrlich stehen, aber die Alte hatte einen Dickschädel.
    «Dann wirst eben du für die anderen bezahlen», sagte Giorgino und feuerte eine kurze Salve ab.
    Die Alte blieb steif und unbeweglich in ihrem Rollstuhl vor dem Kamin sitzen. Es hätte auch so nicht viel gebraucht, sie umzubringen, denn der Schlaganfall hatte ihr wenig Lebenskraft gelassen.
    Giorgino verhielt sich einen Augenblick ganz still und lauschte, ob sich etwas rege. Aber die nächtliche Stille wurde nicht einmal von Hundegebell unterbrochen. Selbst die Hunde hatten in jenen unglückseligen Zeiten das Bellen verlernt. Und wer in der Nacht einen Schuß hörte, sagte sich, es sei der Wind, der einen Fensterladen zuschlägt.
    Giorgino hörte also keinen Laut, aber er hatte das deutliche Gefühl, daß ihn jemand beobachte. Er drehte sich zum Fenster um und sah zwei weitgeöffnete Augen, die ihn hinter den Scheiben anstarrten.
    Die Salve hämmerte los, bevor Giorgino auch nur ans Schießen dachte. Die Scheiben splitterten, aber die Katze rannte weg. Giorgino sah sie genau, weil das Aufflammen der Feuergarbe sie beleuchtete. Es war eine große schwarz-weiße Katze.
    Diesmal dauerte die Salve länger als die erste, und bald darauf durchbrach lärmiges Tack-Tack von Maschinengewehren die Stille der Nacht.
    Die deutsche Garnison hatte Alarm geschlagen, und Giorgino floh durch die Felder auf den Fluß zu. Bevor er in Sicherheit war, pfiffen zweimal Kugeln knapp drei Finger breit an seinem Kopf vorbei.
    Die Ereignisse nahmen ihren Lauf, und Giorgino kehrte mit den anderen des Partisanentrupps ins Dorf zurück. Niemand hatte auch nur die geringste Idee, von wem die alte Gianelli umgelegt worden war. Im übrigen waren dies Fragen, die man vergessen wollte, schließlich wehte in jener Zeit ein rauher Wind.
    Hin und wieder aber dachte Giorgino an die verfluchte Katze. Eines Abends, während er gerade einzuschlafen versuchte, spürte er, daß ihn zwei Augen anschauten, und als er zum Fenster blickte, sah er die schwarz-weiße Katze auf dem Fenstersims sitzen, die ihn anstarrte wie an jenem Abend.
    Er schleuderte einen Schuh nach ihr, der aber nur die Scheibe zerbrach. Doch in dieser Nacht konnte Giorgino nicht schlafen.
    Noch mehrere Male begegnete Giorgino der schwarzweißen Katze. Dann fühlte Giorgino plötzlich zwei Augen auf sich ruhen, und wenn er sich umdrehte, war da die schwarz-weiße Katze, die ihn anstarrte.
    Es wurde zum Alptraum. Eines Abends, als er sein Zimmer betreten hatte, entdeckte er, daß die schwarzweiße Katze auf seinem Bett kauerte. Das Licht brannte, und er konnte sie deutlich sehen. Er schloß die Tür und schob den Riegel vor. Das Fenster war zu.
    «Diesmal entwischst du mir nicht», sagte Giorgino , während sein Herz fast zersprang. Die Doppelflinte hing an der Wand. Giorgino streckte die Hand nach ihr aus, aber die Katze sprang plötzlich vom Bett herab, kroch blitzschnell in den Kamin und verschwand, wie sie gekommen war.
    Giorgino konnte nicht schlafen, ohne sich vorher mit Wein vollaufen zu lassen. Aber als er am nächsten Morgen mit verdorbenem Magen aufwachte und einem
    Kopf, der fast zerplatzte, blickte er sofort zum Kamin: dort saß die schwarz-weiße Katze und starrte ihn an.

    Giorgino entschloß sich zu einer kleinen Luftveränderung. Er ging in die Stadt, arbeitete in einer Transport-Genossenschaft und schlief in einer miesen Mansarde. Aber auch dort konnte er nur wenig schlafen. Schon am zweiten Morgen, als er die Augen öffnete, sah er die schwarz-weiße Katze, die ihn durch das Fenster der Mansarde anstarrte. Rasend vor Angst kletterte er auf das Dach, und rannte

Weitere Kostenlose Bücher