...und Don Camillo mittendrin...
ich hätte ihn bar bezahlt, und alle glauben, der alte Bresca sei von Bauern umgebracht und ausgeraubt worden. Wie kann ich jetzt sagen, daß ich mit einem Scheck bezahlt habe?»
Don Camillo verhielt ein paar Augenblicke schweigend.
«Bringt mir das Geld, und ich werde es der Familie zukommen lassen. Wir müssen keine Erklärung darüber abgeben, was uns unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut wird.»
Cirotti hatte schon alles bereit. Er reichte ihm das Päckchen.
«Ist meine Schuld nun beglichen?» fragte er.
«Nein, Ihr habt nur unrecht erworbenes Gut zurückerstattet.»
Cirotti zog ein weiteres Bündel Zehntausendernoten aus dem Sack:
«Da sind noch mal hunderttausend für die Speisung der Armen. Auf die Spendenliste könnt Ihr getrost meinen Namen setzen; das hier ist mein Geld.»
Don Camillo gab keine Antwort. Cirotti verließ das Pfarrhaus, und während er in sein Auto stieg, brummte er in seinen Bart:
«Das hatte ich erwartet, Es war richtig, daß ich gesagt habe, der Scheck sei über vierhunderttausend statt fünfhunderttausend gewesen. Es braucht schon mehr als einen Priester, um dem Cirotti beizukommen! Ich hab’ ein gutes Geschäft gemacht!»
Aber Christus hatte ein gar feines Gehör. Er vernahm diese Worte und schüttelte mißbilligend das Haupt. Bei ihm ging Cirottis Rechnung nicht auf.
Die schwarz-weiße Katze
Giorgino del Crocilone betrat das Sprechzimmer des Pfarrhauses; er schien noch betrunkener als gewöhnlich.
Giorgino del Crocilone war noch keine fünfunddreißig Jahre alt, ein kräftiger Mann, aber bei dem Schweineleben, das er schon seit längerer Zeit führte, war er frühzeitig gealtert.
«Ich bin hier», brummte Giorgino , während er mit gesenktem Kopf dastand und den verschmierten Hut in den Händen drehte.
«Jawohl», antwortete Don Camillo. «Es ist schon eine Weile her, seit wir uns gesehen haben. Nicht einmal bei deiner Hochzeit wolltest du den Pfarrer sehen. Und hast du bemerkt, wie das ausging? Ihr müßt euch in eure Köpfe einhämmern, daß ein Bürgermeister, auch wenn er so kräftig wie Peppone ist, es nicht allein schafft, zwei Christenmenschen für das ganze Leben zusammenzubinden.»
Giorgino strich sich mit der Hand über die Stirn. «Ich wollte kommen, aber ich konnte nicht», sagte er.
«Das ist nun vorbei», seufzte Don Camillo, «und außerdem, wenn du willst, ist es noch nicht zu spät, sich mit Gott auszusöhnen. Was willst du jetzt? Setz dich und sprich.»
Giorgino ließ sich in einen Sessel fallen. Aber sofort sprang er wieder hoch, riß wie irr beide Augen auf und seine Stimme zitterte vor Angst: «Die Katze!» keuchte er.
In gewissen Gegenden, wenn einer stockbetrunken ist, sagt man, er habe einen Affen, und so sagte Don Camillo ruhig: «Katze? Ich würde eher von einem Affen reden.»
Aber Giorginos Rausch beschränkte sich nur auf seine Beine. Im übrigen sprach er ganz vernünftig, und in seinen Augen glitzerte etwas, das gar nichts mit Alkohol zu tun hatte.
«Setz dich wieder hin», sagte Don Camillo, «reg dich nicht auf, sprich in aller Ruhe. Hier sind keine Katzen. Schau dich um, Giorgino . Schließ die Tür und dann setz dich.»
«Sie ist nicht hier, aber sie kommt noch», sagte Giorgino schließlich, «sie ist überall, diese verfluchte schwarzweiße Katze. Seit jenem Abend verfolgt sie mich.»
Giorgino del Crocilone war im März 1945 mit Peppone und seinem Partisanentrupp in der Macchia , und am Abend des 23. erklärte er, er müsse rasch ins Dorf, um eine Rechnung zu begleichen.
«Entweder bringe ich die Sache jetzt in Ordnung oder nie mehr. Jetzt wird alles liquidiert, und wenn man sich nicht beeilt, findet man keinen mehr vor, wenn der Umsturz kommt.»
«Geschäfte dieser Art behagen mir nicht», erwiderte Peppone, «jetzt muß man die persönlichen Belange vergessen.»
Giorgino schüttelte den Kopf. «Mein Bruder sitzt im Konzentrationslager, und wer ihn denunziert hat, muß bezahlen. Wenn du mich nicht gehen läßt, hau ich ab.»
«Dann hau ab», antwortete Peppone und kehrte ihm den Rücken zu.
Giorgino kam bis zur Tenne der Gianelli , als es bereits zehn Uhr war. Er drückte vorsichtig die Falle der Haustür, und die Tür ging auf. Er befand sich in der Küche, und vor dem Kaminfeuer saß die alte Gianelli in ihrem Rollstuhl.
Die Alte konnte kaum die Arme bewegen, denn vor zehn Jahren hatte sie der Schlag getroffen, aber ihre Zunge funktionierte noch gut.
«Was willst du?» fragte die Alte.
Giorgino zielte
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