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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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heulend, so wie er gerade war, im Hemd, dem Tier nach.
    Sogleich sprach es sich herum, ein Irrer laufe nackt über die Dächer. Man höre ihn schreien. Giorgino fand gerade noch Zeit, in seine Mansarde zurückzukehren, sich anzukleiden und davonzulaufen. Seine Papiere waren nicht in Ordnung, und außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen. Er machte sich wieder auf den Weg ins Dorf, traf zu Hause ein: vor der Tür wartete eine schwarz-weiße Katze auf ihn.
    Jetzt hatte er nicht mehr den Mut, allein in dem einsamen Häuschen zu leben. Da war aber ein unglückliches Mädchen, das seit einem Jahr sein Geschwätz anhörte. Er heiratete sie.
    In die Kirche wollte er nicht gehen, wegen der Politik, sagte er, doch in Wirklichkeit fehlte ihm der Mut dazu. Das unglückliche Mädchen entpuppte sich als eine sehr brave Frau.
    Sie war ein sanftes, freundliches Geschöpf, das immer ja sagte, auch wenn sie lieber nein gesagt hätte. Alles verlief gut, bis zu jenem Tag, als Giorgino heimkehrte und die Frau in dem kleinen Hof antraf, wie sie gerade der schwarz-weißen Katze ein Schälchen Milch hinstellte.
    «Was soll das bedeuten?» schrie Giorgino , während die Katze davonrannte.
    «Das arme Tier kommt immer hierher», erklärte die Frau, «es mag mich. Darin sehe ich nichts Böses.»
    Giorgino wurde rasend. Er gab der Frau eine Ohrfeige. Es war die erste, aber nicht die letzte.
    Dann wurde ein Kind geboren, und das ließ Giorgino die schwarz-weiße Katze für eine Weile vergessen. Aber die Katze kam wieder.
    Eines Tages nahm Giorgino das Kind auf den Arm, um es zum Arzt zu bringen. Er stieg auf sein Fahrrad und fuhr gemächlich die verlassene Straße entlang. Plötzlich rannte die schwarz-weiße Katze aus einer Hecke quer über die Straße, gerade vor ihm, als ob sie vom Vorderrad überfahren werden wollte.
    Giorgino bremste und gab der Lenkstange einen kräftigen Ruck. Die Straße war steinig und sein einer Arm mit dem Kind behindert. Er schlitterte samt dem Fahrrad in den Kies und stürzte zu Boden, wobei das Kind heftig mit dem Kopf gegen einen Wegstein schlug.
    Halb wahnsinnig trottete Giorgino nach Hause, das tote Kind auf dem Arm. Da rebellierte seine Frau zum ersten Mal, stürzte auf ihn los und schrie:
    «Du läßt dich ständig mit Wein vollaufen und kannst nicht einmal geradestehen. Wärst du nicht besoffen gewesen, dann wärst du nicht gefallen und das Kind wäre nicht tot.»
    Giorgino hatte nicht mehr die Kraft zu antworten.
    Die Frau verließ ihn, ging zu ihrer Familie zurück und ließ ihm ausrichten, wenn er sich noch einmal bei ihr sehen lasse, werde sie ihn mit Gewehrschüssen empfangen.
    Verzweifelt ergab sich nun Giorgino ganz dem Wein, aber das machte die Sache nur noch schlimmer. Denn sobald der Alkohol seine Wirkung verlor, sah er die schwarz-weiße Katze, auch wenn sie gar nicht da war.
    Zwei Jahre vergingen, aber die schwarz-weiße Katze blieb ihm immer auf den Fersen. Eines Tages hatte er plötzlich eine Pistole in der Hand und wollte sich erschießen, aber ein gräßlicher Gedanke ließ ihn zurückschrecken. Und so ging er zu Don Camillo.

    Don Camillo hörte sich die Geschichte an, und als Giorgino geendet hatte, sagte er leise zu ihm:
    «Ich verstehe, mein Sohn, ich verstehe alles. Aber du mußt vernünftig denken. Du darfst dich nicht von dieser fixen Idee überwältigen lassen.»
    «Fixe Idee! Fixe Idee! Schaut doch, Hochwürden!»
    Die schwarz-weiße Katze saß auf dem Fenstersims, und Don Camillo sah sie gut, bevor sie hinuntersprang.
    «Es ist keine fixe Idee, Hochwürden, ganz und gar keine fixe Idee. Ich hätte mich erschossen, wenn ich nicht an etwas Entsetzliches gedacht hätte», jammerte Giorgino verzweifelt. «Ich habe alles verloren, Hochwürden. Meinen Sohn, meine Frau, meine Arbeit, meine Gesundheit, meinen Frieden. Nichts ist mir geblieben, und ich bin zum Sterben bereit. Und ich würde gerne sterben. Aber ich will nicht, daß sich diese Katze auf mein Grab setzt. Im Leben, ja, aber über das Leben hinaus, nein. Helft mir, sonst setzt sich die Katze auf mein Grab.»
    Don Camillo trat ans Fenster. Draußen, zwei Meter vom Fenster entfernt, saß die schwarz-weiße Katze und wartete. Don Camillo schaute ihr direkt in die Augen.
    «Was soll ich tun?» keuchte Giorgino , «ich kann nicht einmal mehr sterben, wenn Ihr mich nicht von dieser Angst befreit!»
    Don Camillo legte seine riesige Hand auf Giorginos Schulter.
    «Du mußt nicht sterben», sagte er, «du mußt für dein Verbrechen

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