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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Don Camillo, der auf dem Bänkchen neben dem Eingang seine halbe Toscana rauchte, schaute ihn überrascht an.
    «Guten Tag», grüßte Peppone überaus ernst. «Ich möchte den Pfarrer fragen, ob er geneigt ist, den Bürgermeister in einer öffentlichen Angelegenheit zu empfangen.»
    Don Camillo erhob sich, trat in das Pfarrhaus und stellte sich dort an das Fenster.
    «Der Pfarrer sagt, daß der Herr Bürgermeister eintreten möge», erklärte Don Camillo.
    Als Peppone im Haus war, forderte er Don Camillo auf, die Tür und auch das Fenster zu schließen. Dann kam er sofort zur Sache.
    «In diesem Dorf lebt ein verdammter Feigling, der sich einen Spaß daraus macht, anonyme Briefe zu schreiben», sagte Peppone. «Ich hab einen bekommen und fünfzehn andere Leute ebenfalls, deren Namen Euch aber nicht interessieren dürften. Aber sie leben alle hier.»
    Peppone zog aus der Tasche ein Bündel Briefe und zeigte es Don Camillo.
    Da nahm auch Don Camillo sein Briefbündel aus der Kassette, wählte einen aus, zog ihn aus dem Umschlag und faltete ihn dann so, daß nur vier oder fünf Zeilen sichtbar wurden.
    «Schauen wir uns das einmal an», brummte er.
    Peppone tat dasselbe mit einem seiner Briefe, dann wurden beide Blätter, eins neben das andere, auf den Tisch gelegt.
    «Es ist derselbe Schuft», schloß Don Camillo nach einer schnellen Prüfung. «Dir bleibt nichts anderes übrig, als die Briefe dem Maresciallo zu bringen.»
    «Warum nicht Ihr?»
    «Weil der Priester alles hören, aber nichts sagen darf. Für den Bürgermeister liegt der Fall anders.»
    Peppone kratzte sich am Kinn.
    «Das Schlimme ist nur, daß man mir diese Briefe nicht als Bürgermeister anvertraut hat, sondern sagen wir ...»
    «Sagen wir gar nichts. Man hat sie dir anvertraut in deiner Funktion als Haupt der Fünften Kolonne oder irgend so was. Wie dem auch sei, über deinen eigenen Brief kannst du frei verfügen. Er gehört dir, du hast ihn bekommen und bist nur dir selber dafür verantwortlich.»
    Peppone schüttelte den Kopf.
    «Irrtum, Hochwürden», stellte er richtig, «ich muß mich nur der Partei gegenüber verantworten. Man hat mir private Verleumdungen ins Haus geschickt, und wenn ich sie veröffentliche, schade ich mir und somit der Partei.»
    «Und wie willst du sie veröffentlichen? Vielleicht wird der Maresciallo deinen Brief mit seinen Bekanntmachungen drucken lassen! Du kannst das halten, wie’s dir paßt!»
    «Die Polizei ist immer öffentlich, sie ist nie eine Privatsache. Und dann ... Und dann, Hochwürden, stehen in dem Brief Gemeinheiten gegen das Allerheiligste meiner Familie. Bevor ich das einen anderen lesen lasse, freß ich den Brief lieber auf!»
    «Bäh - laß gut sein!» antwortete Don Camillo. «Das heißt also: Wenn ich etwas über die Angelegenheit weiß, sag ich es dir. Wenn du etwas weißt, sagst du es mir auch.»
    Don Camillo hatte schon eine Idee.
    «Der Damm an der Strada Quarta ist ein Problem, das alle angeht, Rote wie Schwarze. Das Volk befürchtet, er könne beim nächsten Hochwasser brechen. Schick einen von deinen Lümmeln bei euren Anhängern vorbei, um
    Unterschriften für eine Petition bei der Regierung zu sammeln. Alle Männer über fünfzehn sollen folgenden Satz schreiben: , und sie sollen ihre Unterschrift darunter setzen. Ich mach’ die gleiche Petition und lasse sie von den anderen unterschreiben. So haben wir von allen eine Handschriftprobe. Dann werden wir uns diese ansehen, und etwas kommt bestimmt dabei heraus.»

    Zwei Tage später machte sich Don Camillo auf die Runde. Es war eine langwierige und schwierige Angelegenheit, denn er mußte jedem alles erst erklären und, wenn die Männer nicht zu Hause waren, wieder kommen und wieder erklären oder sie irgendwo mitten auf den Feldern aufstöbern. Am dritten Tag war Don Camillo todmüde, als ihm auf offenem Feld ein Fahrradreifen platzte.
    Er warf sich ins Gras, obwohl es reichlich unbequem war, aber der Allmächtige stand ihm bei, denn bald darauf erschien ein von zwei Ochsen gezogener Karren . Er war mit Rüben vollbeladen und fuhr Richtung Dorf, wo die Rüben auf einen Lastwagen umgeladen wurden, der sie in die Zuckerfabrik in der Stadt transportierte.
    Vorn auf dem Karren saß Pinacci .
    «Ich hab’ einen Platten », sagte Don Camillo. «Laß mich das Fahrrad aufladen und mich zu dir setzen, ich bin nämlich hundemüde.»
    Einige Minuten später saß Don Camillo neben Pinacci . «Ich sammle

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