...und Don Camillo mittendrin...
zweifelt, so laßt es meinetwegen von einem Fachmann prüfen, der euer Vertrauen genießt. In der ganzen Angelegenheit kann man mir nur eines vorwerfen, daß ich nämlich nicht daran dachte, daß eine Chronik aus dem Jahre siebzehnhundertzweiundfünfzig die Gemüter so gefährlich erregen könnte.»
«Dann ist also etwas Wahres an der Geschichte des Mannes ohne Kopf?» brummte Bigio .
«Wahr daran ist einzig, was auf diesem Blatt geschrieben steht», bekräftigte Don Camillo. «Alles übrige ist pure Einbildung!»
Der Peppone-Trupp ging nachdenklich weg, und am selben Abend begegneten zwei andere aus dem Dorf dem Mann ohne Kopf.
Am folgenden Tag sprach eine Gruppe von Matronen bei Don Camillo vor. Die Frauen waren äußerst erregt.
«Hochwürden, Sie müssen etwas unternehmen! Sie müssen eingreifen! Das Grab mit dem schwarzen Stein muß gesegnet und für das Heil der gepeinigten Seele eine Messe gelesen werden!»
«Nein», antwortete Don Camillo. «Nein, hier gibt’s überhaupt keine gepeinigte Seele. Es sind nur eure dummen Hirngespinste, für die ich mich nicht verwenden kann!»
«Wir werden beim Bischof protestieren!» schimpften die Weiber.
«Macht, was ihr wollt! Kein Mensch kann mich zwingen, an Gespenster zu glauben!»
Der Alptraum wurde schlimmer und schlimmer; bald hatten schon Aberdutzende den Mann ohne Kopf gesehen. Wie eine Seuche hatte die Angst sogar auf die vernünftigsten Köpfe übergegriffen, und die Lage wurde mit jedem Tag bedenklicher. So beschloß Don Camillo eines Abends, etwas dagegen zu unternehmen.
Er wartete, bis alles Leben im Dorf zur Ruhe gekommen war, und klopfte dann an Peppones Tür.
Peppone war noch auf und öffnete sofort.
Es goß wie aus Kübeln, und so schien, was Don Camillo nun sagte, Peppone mehr als natürlich:
«Ich muß zu einem Sterbenden, und mit dem Rad schaff ich es nicht. Bring mich mit dem Auto hin!»
Peppone fuhr den Dienstwagen aus dem Schuppen.
Sie stiegen ein.
«Fahr mich noch schnell ins Pfarrhaus», sagte Don Camillo. Dort angekommen, stieg Don Camillo aus und forderte Peppone auf, ebenfalls auszusteigen.
«Ich muß mit dir reden», erklärte Don Camillo in der Wohnstube.
«War diese ganze Komödie eigentlich nötig?»
«Diese und noch ganz andere Komödien! Hier spielen bald alle verrückt, und wir, die den Verstand noch beisammen haben, müssen sie um jeden Preis von der Angst befreien. Es ist zwar nicht ehrenhaft, was ich dir vorschlage, aber ich nehme vor Gott und den Menschen die Verantwortung auf mich. Wir müssen den Fund eines Totenschädels vortäuschen. Dazu werden wir einen geeigneten Ort aussuchen. Ich vergrabe den Schädel, und du läßt Erdarbeiten durchführen, damit man ihn wieder findet.
Ich werde ihn zusammen mit einer halben Münze aus jener Zeit eingraben. Die andere Münzhälfte werde ich in das Grab zu den Gebeinen unter dem schwarzen Stein legen. Kapiert?»
Peppone schwitzte.
«Eine scheußliche Sache», brummte er.
«Aber noch scheußlicher ist es, daß die Leute vor Angst verrückt werden. Man muß sie von der einen Einbildung durch eine andere Einbildung heilen. Jetzt müssen wir noch die Einzelheiten des Plans festlegen.»
Sie legten die Einzelheiten des Plans fest, und so wurde es ziemlich spät.
Als Peppone wieder ins Auto stieg, war es gerade zwei Uhr in der Frühe.
Plötzlich stieß er einen Fluch aus.
«Was ist denn?» fragte Don Camillo, der noch unter der Tür stand.
«Es muß was mit der Batterie sein, der Anlasser funktioniert nicht!»
Er versuchte, den Wagen mit der Handkurbel zu starten, aber alle Mühen waren vergebens.
«Laß die Kiste hier. Du kannst sie ja morgen früh abholen», meinte Don Camillo. «Ich begleite dich nach Hause. Ich bin sowieso schon bis auf die Knochen naß.»
Sie machten sich im strömenden Regen auf den Weg, auf dem Sträßchen, das um das Dorf herumführt. Mit einem Mal blieb Peppone stehen und packte mit einer Hand den Arm Don Camillos.
Gerade vor ihnen, mitten auf der Straße, war der Mann ohne Kopf.
Der Himmel wurde von den grellen Blitzen des Unwetters erhellt, und man konnte ihn deutlich sehen: ja, es war der Mann ohne Kopf. Er ging seinen Weg, und Don Camillo und Peppone folgten ihm langsam.
Er bog in das Sträßchen ein, das zum Damm führte, und als er unter der Jahrhunderteiche ankam, verhielt er seinen Schritt. Auch Don Camillo und Peppone blieben stehen.
Erneut beleuchtete das Flackern eines Blitzes den unter der Eiche stehenden Mann ohne Kopf. Dann
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