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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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sie wieder mit ihrem Märchen an. Als ob sie uns nicht schon genügend an der Nase herumgeführt hätte.»
    «Wenn ihr mich zur Beichte in die Kirche begleitet, werde ich morgen früh zur Kommunion gehen, damit ihr euch überzeugen könnt, daß ich die Wahrheit sage. Wenn der Priester mich losspricht, bedeutet das, daß ich nichts Schlimmes getan habe.»
    Die Mutter sagte aufs neue zu ihrem Mann, er solle nicht darauf hören, doch der Vater schüttelte den Kopf.
    «Nein, ich will wissen, wie weit die Frechheit dieses Mädchens geht», sagte er. «Ich selbst werde es jetzt und morgen früh begleiten.»
    Tatsächlich ging er mit ihr zur Kirche und wartete unter der Tür auf sie. Wenige Minuten später kam das Mädchen wieder heraus.
    «Schon fertig?» fragte Bolgotti sarkastisch.
    «Ich hatte ja fast nichts anderes zu sagen. Begleite mich morgen früh zum Wahllokal, sobald es geöffnet ist. Ich werde in der Halbneunuhr-Messe kommunizieren.»
    Man brachte sie auf ihr Zimmer zurück.
    «Die brütet doch irgendeinen Trick aus», folgerte die Mutter mißtrauisch, als der Mann ihr erzählte, was geschehen war. «Auf jeden Fall wird sie heute nacht bei mir schlafen. Ich trau’ ihr nicht.»
    Am andern Morgen verließen die Bolgottis schon vor acht Uhr das Haus. Sie gingen in der Dorfschule wählen und waren rechtzeitig vor der Halbneunuhr-Messe fertig.
    In der Messe bemerkten sie unter den jungen Mädchen, die zur Kommunion gingen, auch Cesarina.
    Als Bolgotti sah, daß Don Camillo Cesarina die Kommunion erteilte, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt, warf er seiner Frau einen Blick zu.
    Am Schluß der Messe geschah dann alles wie an den anderen Feiertagen, nur schneller, weil es regnete.
    Sie kehrten nach Hause zurück und setzten sich alle drei schweigend vor das Feuerchen, das das Dienstmädchen im Kamin angezündet hatte, denn es war ziemlich kühl, obwohl man schon Anfang Juni schrieb.
    Plötzlich sagte Bolgotti mit gedämpfter Stimme:
    «Cesarina, wenn du für Stern und Krone statt für Schild und Kreuz gestimmt hättest, wärst du unehrenhaft gewesen, unwürdig, die geheiligte Hostie zu empfangen. Das gilt auch für mich und deine Mutter. Statt dessen sind wir ehrenhafte Leute, weil wir alle drei für die Partei gestimmt haben, die uns Don Camillo angegeben hat. Wir können stolz darauf sein. Cesarina, jetzt wo alles wieder seine Ordnung hat - könnte man da nicht erfahren, wie jener junge Mann heißt, dem du versprochen hast, für den Stern zu stimmen?»
    «Ja, Papa. Er heißt Gigi Lamotti .»
    Bolgotti wendete langsam den Kopf, bis er auf den Blick seiner Frau traf.
    «Gigi Lamotti ?» fragte er leise. «Der junge Mann, der letzten Monat bei Fiumetto bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist?»
    «Ja, Papa. Wir hatten miteinander in einem kleinen Lokal gesprochen.»
    «Schon gut, Cesarina», flüsterte Bolgotti . «Er war ein braver Junge. Frieden seiner Seele.»
    Sie blieben alle drei stumm vor dem Feuerchen sitzen, bis es schließlich erlosch. Um zwölf Uhr aßen sie nicht.
    «In gewissen Augenblicken hat man keinen Hunger», erklärte Bolgotti . «Es ist die Aufregung wegen der Wahlen. Politik regt nun einmal auf.»
    Es war schon Nacht, als Bolgotti im Pfarrhaus eintraf.
    «Gibt’s was Besonderes?» erkundigte sich Don Camillo. «Irgendwas Schlimmes?»
    «Nein, Hochwürden, alles ist in Ordnung, alles hat letzten Endes gut funktioniert. Wir haben alle drei ein gutes Gewissen, weil wir unsere Stimme so abgegeben haben, wie Ihr das gewünscht habt. Wenn ich zu dieser späten Stunde komme, so deshalb, weil ich keinen Skandal will. Ich möchte, daß die Sache unter uns bleibt, Hochwürden. Ich möchte Euch nämlich eine Geschichte erzählen, und zwar unter dem Beichtgeheimnis. Eine merkwürdige Geschichte, die uns dieser Tage passiert ist.»
    Bolgotti erzählte mit ruhiger Stimme, und am Schluß seufzte er.
    «Ich will gar nicht wissen, was Ihr darüber denkt, Hochwürden. Ich bitte Euch nur darum, mit mir Hand anzulegen, denn ich muß draußen etwas auf den Lieferwagen laden.»
    Don Camillo folgte Bolgotti hinaus, war nicht erstaunt und sagte auch nichts. Er half wie verlangt, und Bolgotti fuhr weg.
    Einige Zeit verstrich, und an einem Sonntag blieb Don Camillo nach der Messe zurück, um mit Christus auf dem Hochaltar zu reden.
    «Jesus», sagte er, «die Bolgottis waren auch heute nicht in der Kirche. Wahrscheinlich wirst du sie nie Wiedersehen. Ich kenne diese Typen. Sehr brave Leute,

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