...und Don Camillo mittendrin...
folgte ein heftiger Donnerschlag, der Don Camillo und Peppone einige Sekunden lang betäubte.
Der Blitz hatte die bereits ausgehöhlte Jahrhunderteiche in Stücke zersplittert und bis zu den Wurzeln freigelegt. Neue Blitze erhellten die Holztrümmer, aber von dem Mann ohne Kopf war keine Spur mehr zu entdecken.
Don Camillo fand sich zusammengekrampft in seinem Bett liegend wieder, ohne genau zu wissen, wie er da hineingekommen war, und verfiel in einen bleiernen Schlaf.
Doch schon früh am Morgen wurde er wieder geweckt und buchstäblich ins Freie gezerrt. Das halbe Dorf hatte sich um die Jahrhunderteiche versammelt, wo in der schwarzen Erde zwischen den freigelegten Wurzeln ein gebleichter Schädel lag.
Die Leute zögerten keinen Augenblick: er konnte nur dem Mann ohne Kopf gehören. Die Art und Weise, wie er zum Vorschein gekommen war, bestätigte es. Sie begruben ihn noch am selben Morgen in dem Grab mit dem schwarzen Stein.
Alle fühlten, daß der Alptraum jetzt vorüber war.
Noch völlig verblüfft ging Don Camillo heim und kniete vor Christus nieder.
«Jesus», stammelte er, «ich danke dir, daß ich für meine Vermessenheit bestraft worden bin. Jetzt weiß ich, was Angst heißt.»
«Warum? Glaubst du jetzt auch an Gespenster ohne Kopf?»
«Nein», antwortete Don Camillo. «Aber gestern nacht wurde auch mein Verstand für eine kurze Weile von der allgemeinen Angst beherrscht.»
«Das ist eine fast wissenschaftliche Erklärung», flüsterte Christus.
«Es ist ein Mittel wie jedes andere, um meine Schmach nicht einzugestehen», erklärte Don Camillo.
Der Mann mit dem abgeschlagenen Kopf hatte nun einen Kopf. Aber war’s auch der seine? Oder vielleicht doch nicht?
Wie auch immer, er gab sich jedenfalls damit zufrieden und verwirrte nicht länger die Gemüter der Leute.
Und der große, stille Fluß trug auch diese Geschichte wie ein totes Blatt mit sich ins Meer.
Das Versprechen
Die Familien-Kirchenbank stand in den ersten Reihen, und diese Tatsache konnten weder Bolgotti noch seine Frau, die steif neben ihm saß, übersehen. Unter den Mädchen, die an der Kommunion teilgenommen hatten, war Cesarina nicht zu entdecken.
Weder Bolgotti noch seine Frau zuckten mit der Wimper. Wer in einem Dorf lebt, muß sich in jedem Augenblick beherrschen können, besonders wenn er einen Namen und einen guten Ruf zu verteidigen hat.
Die beiden Eheleute benahmen sich daher wie an allen übrigen Feiertagen, und als die Messe beendet war, verließen sie Arm in Arm die Kirche, begaben sich ins gewohnte Café zum gewohnten Aperitif, plauderten mit den gewohnten Freunden und kehrten dann gemächlich nach Hause zurück.
Dort war Cesarina und wartete auf sie, und da sie die beiden so ruhig sah, atmete sie erleichtert auf. Es war gut gegangen.
Doch das Gewitter zog bereits über ihrem Haupt auf, und das Donnerwetter brach nach dem Mittagessen los, als das Dienstmädchen, nachdem es das Geschirr abgewaschen hatte, spazieren ging.
Dann fragte Bolgotti Cesarina:
«Bist du gestern abend nicht zur Beichte gegangen?»
«Natürlich ist sie», sagte die Frau, «ich hab’ sie ja selber bis vor die Kirche begleitet.»
«Und wie kommt es, daß du heute morgen nicht zur Kommunion gegangen bist?» erkundigte sich Bolgotti .
Cesarina war schon zweiundzwanzig Jahre alt, aber sie war nach altmodischer Art erzogen worden, und ihr Vater flößte ihr große Angst ein. Zuerst errötete sie, dann wurde sie blaß.
«Gerade als ich zur Kommunion wollte, wurde mir schwindlig», druckste sie hervor. Man sah ihr schon meilenweit an, daß sie log.
«Ich hab’ gesagt, daß ich wissen will, aus welchem Grund du heut’ morgen nicht zur Kommunion gegangen bist!» schrie Bolgotti und hieb mit der Faust auf den Tisch.
Das Mädchen schaute die Mutter an, aber dort traf sie nur auf harte, feindselige Augen.
«Ich durfte nicht», sagte Cesarina verängstigt. «Der Priester wollte mir die Absolution nicht erteilen. Aber ich habe nichts Böses getan.»
Bolgotti sprang auf die Füße und näherte sich dem Mädchen. Er war so groß und stark, daß er einem einen Schrecken einjagen konnte, und Cesarina kam sich noch winziger vor als sonst.
«Wenn er dir die Absolution nicht erteilt hat, mußt du etwas Schlechtes getan haben», sagte der Mann mit knirschenden Zähnen.
«Ich habe nichts getan», keuchte das Mädchen, «es ist wegen der Wahlen ... Er hat mich gefragt, für wen ich stimme, und er hat mir gesagt, falls ich für die Monarchie stimme,
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