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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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könne er mich nicht lossprechen.»
    Bolgotti grinste.
    «Da hast du dir keine schlechte Ausrede zurechtgelegt, aber ich bin kein solcher Dummkopf, daß ich sie glaube. Laß das unsinnige Gerede und sag mir, was du angestellt hast.»
    Die Mutter stürzte sich auf das Mädchen und zerrte es an den Haaren.
    «Sag’s, du elendes Ding, sag’s, oder ich kratz dir die Augen aus!»
    «Ich hab’ die Wahrheit gesagt, ich schwöre es», schluchzte Cesarina. «Geht doch zu Don Camillo und fragt ihn. Ihr werdet sehen, daß dies der Grund ist.»
    «Schamloses Weibsbild!» brüllte die Mutter und schüttelte das Mädchen wie rasend. «Sie sagt das nur, weil sie weiß, daß der Priester nichts sagen darf.»
    Cesarina hing wie ein lebloser Lappen in den Händen der Mutter, und nach einer Weile lockerte die Frau ihren Griff.
    Das Mädchen sank erschöpft auf das Sofa und beharrte darauf, daß sie die Wahrheit gesagt habe und dass ihr die Absolution nicht erteilt worden sei, weil sie Don Camillo erklärt habe, sie werde der Liste mit Stern und Krone ihre Stimme geben.
    «Ich wußte nicht, daß dies eine Sünde ist. Ich hab’s nicht gewußt», jammerte sie.
    Bolgotti packte das Mädchen wutschnaubend und riß es hoch.
    «Bevor Don Camillo es dir gesagt hat, hast du es nicht gewußt, aber nachdem Don Camillo es dir erklärt hatte, wußtest du es. Und dann hätte genügt, daß du ihm sagtest: , und du hättest die Absolution bekommen. Merkst du denn nicht, auf was für schwachen Füßen deine Geschichte steht? Vorwärts, heraus mit der Wahrheit!»
    Aber so sehr man sie schüttelte und buchstäblich fertigmachte, Cesarina gab nicht nach. Sie hatte sich nun einmal in das dumme Märchen hineinmanövriert und wiederholte ständig, daß es keine anderen Gründe gebe.
    Bolgotti und seine Frau waren völlig außer sich vor Wut. Schließlich führte der Eigensinn des Mädchens so weit, daß der Mann den Gürtel abschnallte und auf sie einschlug, bis ihm der Atem ausging.
    «Ich konnte nicht», wimmerte Cesarina. «Ich habe geschworen.»
    «Was geschworen?» schrie Bolgotti .
    «Ich habe geschworen, daß ich am Sonntag für den Stern stimmen werde.»
    «Und wem hast du geschworen?»
    «Einem Menschen.»
    «Einem Menschen!» Bolgotti riß vor Erstaunen weit die Augen auf.
    Einige Minuten schien er wie vom Blitz getroffen, dann übermannte ihn erneut die Wut. Er packte den Schürhaken, der neben dem Kamin hing, und hob ihn hoch.
    «Wer ist dieser Mensch? Sprich, oder ich bring’ dich um!»
    Und Cesarina sprach. Eigentlich war es mehr ein Schluchzen als ein Sprechen, aber dennoch konnte man daraus entnehmen, daß jener Mensch ein junger Mann war, ein anständiger junger Mann, mit dem Cesarina einige Worte gewechselt hatte.
    «Sie hat ein Verhältnis und hat es nicht einmal ihrer Mutter gesagt!» rief Bolgottis Frau entsetzt.
    Sie nahmen sie buchstäblich so weit auseinander, wie es überhaupt ging, und dann erstickten sie Cesarina unter einer Lawine schrecklicher Beschimpfungen.
    «Also deshalb hat ihr der Priester die Absolution verweigert!» donnerte Bolgotti . «Sie hat sich kompromittiert, sie hat die Familie entehrt! Das war’s - und nicht die Wahlen!»
    Es gab keine Möglichkeit mehr, das unglückliche Mädchen noch weiter zu mißhandeln. Es hatte mehr als genügend Schläge und Beschimpfungen eingesteckt. Jetzt ging es um ein rein praktisches Problem.
    So schickten sie das Mädchen weg. «Geh auf dein Zimmer und komm erst dann herunter, wenn wir dich rufen.»
    Cesarina sah erst am folgenden Abend, am Freitag, wieder einen Menschen. Ihre Mutter trat ins Zimmer und warf ihr etwas Eßbares auf den Tisch. Sie schleuderte ihr ein gräßliches Wort ins Gesicht und schlug die Tür zu.
    Am Samstag gegen Mittag brachte man ihr einen Teller Minestra und ein kleines Stück Fleisch. Es war wieder die Mutter, und wieder sagte sie das abscheuliche Wort.
    Das Mädchen schluchzte.
    «Ich möchte meinem Vater etwas sagen.»
    Einige Minuten später polterte Bolgotti herauf.
    «Was willst du?» fragte er drohend.
    «Ich werde nicht für den Stern stimmen, sondern für das Schild mit dem Kreuz», antwortete das Mädchen. «Gott wird mir verzeihen, wenn ich meinen Schwur breche.»
    «Und dann?» wetterte Bolgotti .
    «Wenn ihr mich zur Beichte gehen läßt, werde ich morgen früh zur Kommunion gehen.»
    Die Mutter fuhr dazwischen.
    «Hör nicht auf sie, sie ist ein schamloses Weib! Jetzt fängt

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