...und Don Camillo mittendrin...
Rest nach.»
Am nächsten Morgen machte sich Cino dreiviertel Stunden eher auf den Weg als sonst und kam viel zu früh in der Schule an, obwohl er der Hauptstraße gefolgt war.
Auf dem Heimweg nahm er wieder die Hauptstraße und beeilte sich sehr. Der Schädel brummte ihm noch von der gewaltigen Ohrfeige des Vaters, und der Gedanke, zu spät nach Hause zu kommen, versetzte ihn in panische Angst.
Bei der Schleuse mußte er indes stehen bleiben: Wieder sprang der Hund hinter einer Hecke hervor und verstellte ihm den Weg. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, und als Cino zu schreien versuchte, näherte sich der Hund knurrend.
Er mußte über den Graben und dann mit langsamen Schritten durch das Wäldchen von Pralungo , bis die Bestie schließlich am gewohnten Platz von ihm abließ, ohne ihn weiter zu belästigen.
Noch nie war er so spät nach Hause gekommen. Sogar der Vater war vor ihm da und erwartete ihn mit einem Schrecken einflößenden Gesicht. Kaum hatte Cino die
Küche betreten, schob der Rohling seine Frau, die ihn zurückzuhalten suchte, zur Seite, und trat zähneknirschend auf ihn zu.
«Nein!» schrie der Bub voller Angst. «Ich bin nicht schuld! Schuld ist der Hund!»
Die erste Ohrfeige sauste wie ein Steinschlag auf seinen Kopf herab und warf ihn mit einer Gehirnerschütterung zu Boden. Aber Cino fand noch die Kraft weiterzuschreien, daß es nicht seine Schuld, sondern die Schuld des Hundes sei.
Unter dem Fußtritt des Rohlings, mit dem er das Kind zu treffen suchte, knirschten jedoch schon die mageren Knochen der Celestina, die sich kreischend auf den Jungen geworfen hatte. Dem Rohling war das schnuppe, und er zog sich zufrieden zurück. Celestina trug ihren Sohn ins Bett. Er fieberte und konnte in dieser Nacht nicht einschlafen.
Tags darauf stand Cino auf und richtete sich her. Dann sagte er zu seiner Mutter:
«Ich geh’ heut nicht zur Schule. Ich will überhaupt nicht mehr hingehen. Ich habe Angst vor dem Hund.»
Der Rohling, der sich gerade ankleidete, um zur Arbeit zu gehen, trat hinter seine Frau und das Kind.
«Wer will hier nicht mehr in die Schule?» brüllte er.
«Das Kind hat Angst vor dem Hund!» antwortete Celestina erschrocken. «Die ganze Nacht hat es gefiebert und dauernd von diesem vermaledeiten Hund geredet. Sei nicht so heftig mit ihm, hör ihm einen Augenblick zu.»
Der Rohling schnaubte.
«Was ist das für ein Blödsinn?» fragte er unwirsch.
«Er hat’s auf mich abgesehen», keuchte zitternd das
Kind. «Jeden Abend wartet er auf mich hinter dem Wäldchen der Abkürzung.»
«Dann gehst du eben nicht mehr über die Abkürzung!» schimpfte der Rohling. «Nimm die Hauptstraße!»
«Gestern bin ich auf dem Hin- und Rückweg da gegangen», erklärte der Bub, «aber auf dem Heimweg sprang der Hund hinter der alten Schleuse hervor. Ich hab’ versucht, um Hilfe zu schreien, aber da fing er an, mich anzugreifen. Ich mußte zur Abkürzung zurück, sonst hätte er mich nicht gehen lassen.»
«Der spinnt ja völlig und glaubt, daß auch wir spinnen!» höhnte der Rohling.
«Ich schwör’s , es ist die Wahrheit!» rief der Junge. «Auf dem Hinweg ist der Hund nie da, auf dem Rückweg aber kommt er immer!»
«Wenn er auf dem Hinweg nie da ist», stellte der Rohling fest, «so mach dich jetzt auf den Weg.»
«Und wie komme ich zurück?» fragte der Junge verzweifelt.
«Lauf einfach drauflos. Wenn du dich verspätest, komm’ ich dir entgegen. Und nun hau ab!»
Cino nahm seine Schulmappe und verließ das Haus.
Er kam ohne Probleme in der Schule an, dachte aber die ganze Zeit voller Angst an den Heimweg.
Am Mittag mochte er nicht einmal das kleine Vesperbrot essen, das ihm seine Mutter mitgegeben hatte, und auch die Suppe, die es in der Schule gab, ließ er stehen.
Als die paar Unterrichtsstunden des Nachmittags beendet waren, machte sich der Junge auf den Weg nach Hause. Er rannte wie ein Wahnsinniger, fast genau in der Mitte der Hauptstraße, und fiel mehr als einmal der Länge nach hin, aber nichts konnte ihn aufhalten.
An der alten Schleuse stoppte ihn der Köter.
Er versuchte davonzurennen, aber das scheußliche Untier schnappte ihn an den Strümpfen.
Wieder einmal mußte er über den Graben springen und das Feld überqueren, um schließlich das verfluchte Wäldchen von Pralungo zu erreichen.
Als der Rohling zur gewohnten Stunde heimkam, fand er seine Frau völlig verstört.
«Er ist noch nicht da, und es ist schon dunkel.»
Der Rohling stieß ein
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