...und Don Camillo mittendrin...
Vater. Und der hatte dem Herzen des Kindes allen anderen Menschen gegenüber, die nicht seine Mutter waren, Angst und Mißtrauen eingeflößt.
An einem Novembernachmittag stapfte Cino den Weg einher, am Rand des Grabens entlang. Der Nebel machte ihm keine Angst, sondern erheiterte ihn eher. So fühlte er sich vor der feindlichen Umwelt abgeschirmt.
Nie hatte er auf der Abkürzung über den Damm des Grabens jemanden getroffen. Aber um sicherzugehen, hatte er sich eine Variante ausgedacht: Wenn er die Pappelgruppe erreichte, bog er rechts ein, ging dann das Eichenwäldchen von Pralungo entlang und nahm schließlich einen halben Kilometer vor dem Haus seiner Eltern den Weg am großen Graben wieder auf.
Seit langer Zeit hatte er sich seinen eigenen Weg ausgedacht und gerade diesen Nebeltag dazu ausgesucht, um ihn auszuprobieren. Das machte das ganze Unterfangen für den kleinen Erstkläßler nur noch abenteuerlicher und faszinierender.
Doch in der Mitte des Wäldchens von Pralungo stand Cino plötzlich vor etwas. Mit roten, böse blickenden Augen war dieses Etwas aus dem Nebel aufgetaucht: ein verkommen aussehender Köter. Ein streunender Hund.
Cino bekam es mit der Angst zu tun und wollte Reißaus nehmen, aber der Hund überholte ihn, pflanzte sich vor ihm auf und zeigte die Zähne.
Eine Weile blieb der Junge unbeweglich stehen, dann aber setzte er sich wieder langsam in Bewegung. Er trippelte mit winzig kleinen Schritten, und der Hund folgte ihm in zwei Metern Entfernung. Er ließ ihn gehen, aber als Cino wieder losrennen wollte, überholte er ihn erneut und versperrte ihm drohend den Weg.
Cino hielt an, aber da er sah, daß er sich verspäten würde, versuchte er ganz gemächlich weiterzugehen. Das Biest trottete hinter ihm her, ließ ihn aber gewähren. Als sie den Graben erreicht hatten, blieb der Hund zurück, und Cino konnte nach Hause.
Die Mutter schimpfte ihn wegen der Verspätung aus, doch Cino sagte nichts von dem Hund.
Am nächsten Tag, auf dem Heimweg von der Schule, folgte der Junge der alten Straße. Er hatte Angst, wieder dem streunenden Köter zu begegnen.
Er lief den Weg am Graben entlang, da er sich dort sicherer fühlte, aber an der bestimmten Stelle erschien wieder der Hund. Wie am Vortag versuchte Cino , mit winzig kleinen Schritten weiterzugehen, doch diesmal ließ es der Köter nicht zu und fletschte die Zähne. Schlimmer noch: nach einer Weile kam er knurrend näher und zwang das Kind, rückwärts zu gehen.
Cino machte rechtsum kehrt und begann ein verzweifeltes Rennen, wobei er jeden Augenblick fürchtete, die Zähne des Hundes in seinem Fleisch zu spüren. Aber der Hund folgte ihm bloß, ohne ihm etwas anzutun oder ihn zu bedrohen.
So ging es bis zur Pappelgruppe.
Als Cino die Pappeln erreichte, überholte ihn der Hund mit einem Satz und zwang ihn anzuhalten. Cino probierte es wieder mit seinen Trippelschritten, doch das Biest verstellte ihm sofort den Weg.
Der Pfad durch das Wäldchen von Pralungo war nur zwei Meter entfernt. Cino versuchte es dort, und der Hund machte keinerlei Anstalten, ihn zu hindern. Er beschränkte sich darauf, ihm zu folgen, und Cino spürte den heißen Atem an seinen Waden.
Es geschah alles genau wie am Abend zuvor: kurz vor der Einmündung zum Weg am Graben blieb der Köter zurück.
An diesem Abend war Celestina noch strenger mit ihrem Sohn.
«Wenn du nicht brav bist und rechtzeitig nach Hause kommst», drohte sie, «sag ich’s deinem Vater.»
Die Drohung erschreckte den Jungen. Er versprach hoch und heilig, es künftig nicht mehr zu tun. Und so nahm er am folgenden Tag auch für den Hinweg die normale Straße.
Er kam eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht, weshalb ihn die Lehrerin eine halbe Stunde nachsitzen ließ.
Cino mußte jetzt die Abkürzung einschlagen, und nach einiger Zeit sprang auf der Höhe des Weges bei den Pappeln wieder der Köter hervor und zwang den Knaben, die lange Straße durch das Wäldchen von Pralungo zu laufen.
An diesem Abend verlor Celestina die Geduld, und als der Rohling nach Hause kam, sagte sie zu ihm:
«Schon seit drei Tagen kommt der Junge erst fast bei Nacht von der Schule zurück. Sieh zu, daß du ihm beibringst, rechtzeitig heimzukommen.»
Der Rohling öffnete nicht einmal den Mund, sondern knallte seinem Sohn eine Ohrfeige, daß ihm Hören und Sehen verging.
«Das war bloß ein Müsterchen », erklärte er. «Wenn dir diese Ware gefällt und du das nächste Mal wieder zu spät heimkommst, folgt der
Weitere Kostenlose Bücher