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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Schimpfwort aus, nahm seinen schweren Mantel wieder vom Haken hinter der Tür und ging hinaus. Mit großen Schritten eilte er auf der Hauptstraße bis zum Dorf, ohne eine Menschenseele zu treffen. Schließlich stand er vor dem Schulhaus, aber es war schon geschlossen.
    Da fiel ihm die Abkürzung ein, und fluchend ging er den Weg am Graben entlang. Er legte die ganze Strecke zurück, entdeckte aber niemanden. Offenbar war der Junge schon wieder zu Hause.
    Doch zu Hause war nur Celestina.
    «Hast du ihn gefunden?»
    «Nein! Wer weiß, wo der verdammte Bengel sich herumtreibt. Ich habe den ganzen Weg am Graben entlang und die ganze Hauptstraße abgesucht.»
    «Der Bub hat doch von der alten Schleuse gesprochen. Er sagte, der Hund sei dort aus dem Gebüsch hervorgesprungen und habe ihn gezwungen, wieder die Abkürzung zu nehmen.»
    «Aber welche alte Schleuse? Welche Abkürzung?» schrie der Rohling. «Der ist doch einfach irgendwo hängengeblieben und spielt herum!»
    Celestina schaute ihn mit ganz anderen Augen an als sonst.
    «Ich hab’ verstanden», sagte sie mit eisiger Stimme. «Wenn du Angst hast, so geh’ eben ich.»
    Sie warf sich ein breites Schaltuch über die Schultern und wollte zur Tür hinaus, doch der Rohling hielt sie an einer Schulter fest.
    «Ich hab’ vor nichts und niemandem Angst!» brüllte er. «Ich will mich bloß nicht von einem sechsjährigen Tölpel an der Nase herumführen lassen.»
    «Gut», erwiderte Celestina. «Aber da dieser sechsjährige Tölpel mein Sohn ist, gehe ich ihn suchen.»
    Mit der Faust schob der Rohling seine Frau von sich weg und stürmte hinaus.
    An der alten Schleuse blieb er stehen und rief mit lauter Stimme: « Cino !» Als Antwort hörte er ein fernes Knurren. Da übersprang er den Graben und lief querfeldein. Und da war auch schon das Wäldchen von Pralungo . Der Rohling stand still und horchte. Das Schluchzen eines Kindes drang an sein Ohr.
    Er ging weiter, und nach fünfzig Schritten hielt er wieder an: Cino kauerte weinend auf der Erde, und ein großer, häßlicher Hund bewachte das Kind.
    «Hau ab!» schrie der Rohling.
    Der Hund wich einen Schritt zurück und fletschte die Zähne.
    Der Rohling las einen dicken Knüppel auf und ging auf das Tier los, das die Flucht ergriff, bis es außer Reichweite war. Dann kehrte es um und zeigte erneut die Zähne.
    Cino hatte sich an den Knien des Vaters hochgezogen. Der Mann nahm ihn auf den Arm und wandte sich der Hauptstraße zu.
    «Er kommt!» schrie das Kind gellend an einer bestimmten Stelle, da es über die Schulter des Vaters geschaut hatte.
    Der Rohling drehte sich um und schwang drohend den Knüppel. Der Köter rannte in gestrecktem Galopp auf sie zu, wich dann jedoch in weitem Bogen aus und hielt etwas weiter vorn auf dem Weg, dort, wo der Waldweg über den Graben führt.
    Der Rohling setzte den Jungen rittlings auf seine Schultern.
    «Halt dich da oben fest!» sagte er. «So hab’ ich beide Hände frei. Aber paß auf, daß du mir nicht die Augen verdeckst!»
    Er fing wieder an zu laufen, und der Hund wurde immer angriffiger.
    «Er will nicht, daß wir nach rechts gehen», ächzte das Kind. «Er macht dasselbe wie mit mir: er will, daß wir durch die Waldschneise gehen.»
    Jetzt war der Köter nur noch etwa zwei Meter entfernt. Die Hände fest um den Knüppel, bewegte sich der Rohling vorsichtig vorwärts, und als der Hund in Reichweite war, holte er zu einem gewaltigen Hieb aus. Der Hund wich indes zur Seite und versuchte, seinen Feind von hinten anzugreifen. Doch der Rohling war stark und flink. Überraschend drehte er sich um und setzte zu einem neuen Hieb an.
    Der Hund drehte und wendete sich, und auch der Rohling drehte und wendete sich, indem er mit dem Knüppel heftig um sich schlug.
    Plötzlich stellte der Hund seine Angriffe ein und blieb stehen. Er blieb stehen, weil der Rohling am Ende des Weges angelangt war.
    Mit dem Vater hatte der Hund jetzt das gleiche wie mit dem Sohn erreicht. Der Rohling mußte den langen Weg am Graben entlang gehen, und als er sein Haus erreichte, glühte das Kind vor Fieber.
    Celestina brachte den Jungen ins Bett und kam dann herunter.
    «Was jetzt?» fragte sie ihren Mann, der finster in die Flammen des Kaminfeuers starrte. «Was geschieht jetzt?»
    «Es geschieht das, was geschehen muß», antwortete der Rohling mürrisch.

    Don Camillo las eben in seiner Sammlung von alten Illustrierten, und als er sich plötzlich dem Rohling gegenübersah, blieb ihm vor Überraschung der

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