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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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hörbar.
    »Bitte, bleiben Sie sitzen«, begann ihr Häuptling ungewöhnlich ruhig. »Und sagen Sie mir, dass das Ganze ein gut inszenierter, aber schlechter Witz ist.«
    »Keine Chance«, entgegnete Wielert.
    »Wie geht es Ihnen, Frau Thalbach?«, wechselte Flenner das Thema.
    »Mir ging es schon mal besser«, meldete sich Katharina leise.
    »Glaub ich Ihnen gern. Können Sie uns bitte berichten, wie sich alles zugetragen hat?«
    Katharina sah noch einmal aus dem Fenster auf den ruhig vor sich hin dämmernden Vorplatz und holte tief Luft. Dann begann sie mit ihrem Bericht.
    Zehn Minuten später wechselten die drei Männer stumme Blicke. Die Blonde hatte nüchtern das Geschehen geschildert, mit einigen Unterbrechungen, weil der Kloß in ihrem Hals zu dick geworden war, aber doch präzise.
    »Haben die anderen Zeugen gegenteilige Aussagen gemacht?«, wandte sich der PP an Wielert.
    »Nein. Kollege Lohkamp von der Kripo Recklinghausen hat vor Ort die Ermittlungen geführt. Nach seinen Worten haben sowohl die beiden Geiseln aus der Kassenhalle wie auch die uniformierten Beamten Frau Thalbachs Ausführungen bestätigt. Und außerdem haben wir noch das Video von der Überwachungsanlage.«
    Der PP sah auf. »Haben Sie die Kassette dabei?«
    Statt zu antworten, griff Wielert zu der rechteckigen Pappschachtel, die ihm Lohkamp in die Hand gedrückt hatte. Wo der Recklinghäuser so schnell das Duplikat hatte anfertigen lassen, würde wohl sein Geheimnis bleiben.
    Mit einem eleganten Schwung warf Wielert Hofmann das Band zu. Der Jüngere schob die Kassette in einen Videorekorder und schaltete den kleinen Fernseher ein.
    »Lohkamp hat das Band ab der Stelle überspielt, an der der Motorradfahrer auf dem Gelände der Tankstelle eintrifft«, erklärte Wielert gespannt.
    Die Aufnahme besaß überraschend viel Schärfe. Auf dem Bildschirm war deutlich zu erkennen, wie der Täter seine Maschine abstellte und hastig die Kassenhalle betrat. Nach ein paar weiteren Sekunden tauchte Katharina auf. Vier Augenpaare beobachteten atemlos, wie sie erst auf die Kassenhalle zuging, dann aber unvermittelt hinter dem Motorrad in die Hocke ging.
    »Was machen Sie da?«, fragte der PP, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
    »In der Mitte des Nummernschildes war deutlich eine Naht zu sehen. Ich wollte mich vergewissern, ob das wirklich geschweißt war.«
    Wielert nickte. Das Videoband war inzwischen bis zu der Stelle weitergelaufen, an der sich Katharina eng an die Wand des Gebäudes drückte.
    »Halt!«, befahl Wielert.
    Hofmann verstauchte sich fast den Zeigefinger, als er auf die Pausentaste hämmerte.
    »Sie hatten Ihre Waffe schon zu diesem Zeitpunkt gezogen?«, mischte sich der PP wieder ein.
    »Ein Reflex«, antwortete Katharina schwach. »Gleich werden Sie sehen, wie ich sie wieder wegstecke.«
    »Warum sind Sie nicht in die Kassenhalle gegangen und haben versucht, den Täter sofort zu überwältigen?«
    Katharina pflückte ihre Augen von dem Fernseher und sah den Leiter der Bochumer Polizei entgeistert an. »Das erschien mir einfach zu riskant«, gab sie eine Spur zu scharf zurück. »Ich wollte auf gar keinen Fall ein Risiko für die Geiseln eingehen.«
    »Gut«, bestätigte der PP. »Lassen Sie weiterlaufen.«
    Das Bild flammte wieder auf. Schließlich erschien zuerst Eulenstein in der Tür, dicht gefolgt von dem Täter. Als der Räuber offensichtlich das Blaulicht entdeckte, runzelte Wielert einen Augenblick die Stirn, sagte aber nichts.
    Kurz darauf kam der Film zu seinem Höhepunkt. Als ihr Ebenbild die Pistole hochriss und abdrückte, schloss Katharina die Augen.
    »Scheiße«, fluchte Wielert. »Hofmann, spulen Sie ein kleines Stück zurück und schalten dann auf Zeitlupe.«
    Thalbach wandte sich ab, als die Szene zum zweiten Mal abgespielt wurde. So notwendig die Analyse des Bandes für ihre Kollegen auch war, sie hätte gut auf die Ansicht des Videos verzichten können.
    »Da, sehen Sie?«, bemerkte Wielert. Immerhin war er so rücksichtsvoll, seine Beobachtung nicht in Worte zu fassen. Bei der verlangsamten Wiedergabe erkannten die drei Männer deutlich, dass der Täter und Eulenstein nahezu zeitgleich zusammenzuckten. Die Kugel musste den Körper des Motorradfahrers glatt durchschlagen haben, um dann Eulenstein zu treffen.
    »Herr im Himmel«, stöhnte Hofmann entsetzt.
    Flenner holte tief Luft und hockte sich neben Wielert auf die Schreibtischkante. »Danken Sie wem auch immer für die Existenz dieses Videos«, wandte er sich

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