Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
an die Kommissarin. »Sie haben absolut richtig gehandelt. Dass Frau Eulenstein getötet wurde, war ein grausames Unglück, das sich aber Ihrer Verantwortung entzieht.«
    Katharina nickte schwach. Der Heini hatte gut reden.
    »Wir nehmen Sie völlig aus der Schusslinie«, entging dem PP die Doppeldeutigkeit seiner Worte. »Lohkamp hat noch für heute Abend eine Pressekonferenz angesetzt. Ich fahre gleich nach Recklinghausen, bei der Gelegenheit werde ich mir den Staatsanwalt vornehmen. Glaube kaum, dass es zu einem Ermittlungsverfahren kommen wird.«
    Hofmann spulte die Kassette zurück und ließ sie aus dem Rekorder springen. »Wollen Sie die mitnehmen?«
    »Nicht nötig«, meinte der PP. »Frau Thalbach, ich schätze Sie als eine meiner besten Beamtinnen. So schlimm das Ganze für Sie auch ist, versuchen Sie, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Sie hätten genauso gut an Eulensteins Stelle sein können. Haben Sie schon mal daran gedacht? Hätte Ihre Kollegin nicht genauso wie Sie gehandelt?«
    Ohne Antwort ließ Flenner sie bestimmt nicht in Ruhe. Dabei wünschte sich Katharina im Augenblick nichts sehnlicher, als in einer Tonne die Niagarafälle herunterzupoltern.
    »Wahrscheinlich ja«, presste sie schließlich leise hervor.
    »Na, sehen Sie«, meinte der PP, als sei alles wieder in Ordnung. »Wir sehen uns Montagmorgen. Bis dahin müssten wir die Ergebnisse der Spurensicherung und die Obduktionsberichte haben.« Er nickte noch einmal in die Runde und machte sich wieder auf den Weg.
    Katharina rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Augen und lehnte sich auf ihren Schreibtisch. »Und nun?«
    Wielert verschränkte die Arme hinter dem Kopf und fixierte einen Punkt oberhalb des Fensterrahmens. »Warum war das Blaulicht auf dem Dach?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    »Was?«, entfuhr es Hofmann.
    »Raus damit, Thalbach.«
    Katharina schloss erneut die Augen und druckste herum. »Wir standen im Stau«, erklärte sie schließlich.
    »Na und?«, polterte Wielert lauter als beabsichtigt. »Herrje, selbst wenn Sie sich, entgegen jeglicher Vorschriften, eine Gasse frei räumen, dann versteckt man die Reklame so schnell wie möglich wieder.«
    »Dagmar hat vergessen, das Ding herunterzunehmen«, brach es aus Katharina hervor. »Meinen Sie wirklich, das hätte etwas geändert?«
    »Wahrscheinlich nicht«, antwortete Wielert ruhiger. »Hoffentlich sieht das außer uns niemand.«
    Hofmann hielt es für besser, nichts zu sagen.
    »Und was jetzt?«, wiederholte Katharina ihre Frage. »Bin ich suspendiert?«
    »Darüber entscheidet letztlich der PP, immerhin hat er nichts dergleichen gesagt. Ich könnte Sie beurlauben, aber vorerst sehe ich eigentlich keinen Grund. Wie der Chef gesagt hat, Sie haben sich vollkommen richtig verhalten. Die Entscheidung, ob Sie weiter arbeiten wollen, überlasse ich Ihnen. Meinetwegen können Sie auch Urlaub nehmen, bis die ganze Sache ein wenig verheilt ist.«
    »Also etwa vier oder fünf Jahrzehnte«, stöhnte Thalbach.
    Wielert schenkte ihr einen Blick, winkte aber ab. »Versuchen Sie, sich zu entspannen«, sagte er. »Kommen Sie zu Hause klar?«
    »Ich denke schon«, antwortete Thalbach. »Berthold, bringst du mich wohl nach Haus?«

8
    Es geschah immer wieder.
    Zuerst das blanke Entsetzen, als der Kerl die Waffe auf den Streifenwagen anlegte und abdrückte, die unendlich lang dauernde Sekunde, in der sie zu ihrer eigenen Pistole hechtete und der Motorradfahrer auf sie zielte, sie ihre Waffe hochriss und abdrückte.
    An dieser Stelle wachte sie auf. Jedes Mal.
    Im ersten Moment wusste Katharina nicht, wo sie war. Ihr lediglich mit einem knappen Bikini bedeckter Körper war schweißgebadet. Die Sonne war schon vor einiger Zeit hinter dem Giebel des Daches verschwunden, von wo aus sie zwar noch den Garten überflutete, den Balkon aber im Schatten ließ. Von der Ruhr wehte eine angenehme Brise hoch.
    Irritiert blinzelte sie und setzte sich in der bequemen Liege auf. Sie war zu Hause, neben sich einen ordentlich gekühlten Eistee auf dem kleinen Beistelltischchen, und tankte einen Hektoliter Sauerstoff. Trotzdem fühlte sie sich wie gerädert.
    Sie schnappte sich das Handtuch und rubbelte sich über die Haut, wobei sie einen schnellen Blick auf die Uhr warf. Der Vorfall an der Tankstelle war gerade mal vierundzwanzig Stunden her. Es war wohl keine Stunde vergangen, in der sie das grausame Geschehen nicht vor ihrem inneren Auge hatte Revue passieren lassen. An Schlaf war in der letzten Nacht

Weitere Kostenlose Bücher