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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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grausam das auch klingen mag.«
    Katharina nahm einen weiteren Schluck Bier und nickte. Vielleicht hätte sie auf nüchternen Magen lieber keinen Alkohol trinken sollen; aus dem leichten Flattern im Magen entwickelte sich allmählich ein Tornado.
    »Hat sich dein Chef schon zu der ganzen Angelegenheit geäußert?«, wollte Preuß wissen.
    »Natürlich. Wielert hat mich gestern Abend mit Samthandschuhen angefasst. Seiner Meinung nach ist das alles äußerst dumm gelaufen. Der PP und Lohkamp sagen genau das Gleiche.«
    »Lohkamp?«, horchte Preuß auf.
    »Kripo Recklinghausen, die waren als Erste an der Tankstelle.«
    Preuß hielt sein geleertes Glas in die Höhe. Die Bedienung hinter der Theke nickte und klemmte ein frisches Glas unter den Zapfhahn.
    »Weiß Ulli eigentlich, wo du dich herumtreibst?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Ich hab mir seine Autoschlüssel geschnappt und bin ab durch die Mitte.«
    »Ich mach dir ’n Vorschlag. Auf dem Weg zum Klo ruf ich deinen Herzallerliebsten an und stecke ihm, dass er sich keine Sorgen um dich machen muss. Und dann werden wir zwei uns richtig schön einen brennen. Bist du dabei?«
    Katharina nickte. »Bring aber bitte auf dem Rückweg die Speisekarte mit; sonst liege ich schon nach dem zweiten Bier unter dem Tisch.«

11
    Olaf Kalinowski dirigierte seinen schnittigen japanischen Sportwagen in die Tiefgarage, die im Kellergeschoss des Komplexes mit Eigentumswohnungen lag, in dem er wohnte. Obwohl es schon nach Mitternacht war, fuhr er mit offenem Verdeck, die Nacht war angenehm mild und wolkenlos. Die frische Luft tat ungemein gut.
    Hinter ihm rasselte das Tor mit der Schließautomatik vor die Zufahrt, im Schritttempo dirigierte Kalinowski sein Auto an den übrigen abgestellten Fahrzeugen vorbei, bis er zu seinem Einstellplatz kam. Er parkte die Reisschüssel mit den Rücklichtern zur Wand, drehte die Zündung aus und kletterte aus dem Geschoss.
    Von der Tiefgarage führten ein enges, schäbiges Treppenhaus und ein Aufzug hinauf ins Haus. Kalinowski entschied sich für die zweite Alternative. Während er auf das gedämpfte Klingeln wartete, welches den Lift als gelandet meldete, kramte er seine Wohnungsschlüssel hervor.
    Seine Hütte lag im sechsten Stock, so dass er einen guten Ausblick genießen konnte. Die Wohnung befand sich in Langendreer, unweit des kleineren Opelwerkes. Bei guter Sicht konnte Kalinowski fast bis nach Wuppertal schielen.
    Im Haus war es um diese Uhrzeit totenstill. In den meisten Wohnungen vegetierten hoch dotierte Beamtenwitwen, nur in den ersten beiden Stockwerken hausten auch Familien mit Kindern. Aber Kalinowski lebte so hoch über dem kreischenden Pack, dass ihn die Blagen auch nicht störten, wenn sie im Garten herumtobten.
    Kalinowski schlüpfte noch im Hausflur aus seinem Jackett. Als er seine Wohnung aufschloss, hing der Knoten seiner Krawatte schon etliche Zentimeter unter seinem Adamsapfel.
    Er ging ins Bad, entledigte sich seiner restlichen Klamotten, die, bis auf den Anzug, ausnahmslos im Wäschekorb landeten, und sprang unter die Dusche. Der Luxuspuff, in den er die Amis geführt hatte, legte zwar überaus großen Wert auf Hygiene, aber dennoch fühlte er sich dreckig. Nutte blieb Nutte, auch wenn die Miezen in dem Laden den Tausender pro Nase wert waren.
    Frisch geduscht fühlte er sich besser. Nachdem er sich trocken gerubbelt hatte, zog er den weichen, flauschigen Bademantel über, stülpte die bequemen Badelatschen über seine Zehen und betrat das Wohnzimmer. Bevor er sich in das Monstrum von Fernsehsessel fallen ließ, mixte er sich an seiner Bar einen krachenden Gin-Tonic und schaltete den Fernseher ein.
    Er zappte sich durch die zur Verfügung stehenden einunddreißig Kanäle. Die Öffentlich-Rechtlichen quälten ihre Gebührensklaven mit abgestandenen Wiederholungen, die Privaten zeigten entweder schwachsinnige Comedys oder etwas unterhaltsamere Sex-Werbespots. Kalinowski malträtierte so lange die Fernbedienung, bis er den zuletzt auf Sendung gegangenen Musiksender erwischte. Bei harmlosen Country-Balladen, die honigsüß aus den Lautsprechern tröpfelten, legte er seine Füße hoch und nippte an seinem Absacker.
    Noch ein paar Wochen und er hatte die ganze Scheiße hinter sich. Ein halbes Jahr hatte er darauf hingearbeitet, morgen würden die Verträge endlich unterschrieben werden. Zwanzig Millionen sprangen für ihn und seinen Partner heraus, das Ganze nahezu steuerfrei. Die Briefkastenfirma auf den Cayman-Islands würde endlich

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