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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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umgebracht«, erklärte Katharina nüchtern.
    Preuß wurde blass. »Ach du Scheiße«, sagte er schließlich. »Wie ist denn das passiert?«
    »Lädst du mich auf ein Bier ein?«, fragte Katharina. »Ich muss unter Menschen.«
    »Logo. Egal wohin?«
    »Völlig egal. Nur raus hier.«
    Lady schoss wie der Blitz von der Couch, hocherfreut über einen zusätzlichen Spaziergang. Zu dritt polterten sie durch das Treppenhaus. Als sie endlich auf der Straße standen, brauchte Katharina eine kurze Verschnaufpause, bevor sie sich ausführlich den Kummer von der Seele redete. Sie war mit ihrer Geschichte fertig, als Preuß sie mit dem Kopf in eine von außen unscheinbar wirkende Kneipe dirigierte.
    Der Laden war urgemütlich. Die Einrichtung wirkte, als sei sie aus dem Sperrmüll zusammengesucht worden; blanke Holztische, einfache Stühle. Hinter der Theke prangte ein beeindruckendes Arsenal an Hochprozentigem. Auf den Hockern lümmelten sich zwei, drei Gäste, lediglich ein einziger Tisch war besetzt. Die beiden Gestalten hinter der Theke grüßten herüber, offensichtlich war Preuß nicht zum ersten Mal in dem Laden.
    »Scheint nicht gerade sonderlich gut zu laufen«, meinte Katharina leise.
    »Vertu dich nicht«, antwortete Preuß. »Der Biergarten ist bestimmt proppenvoll. Aber ich dachte, ein bisschen Ruhe wäre dir lieber.«
    Das Simplon war schon lange über den Status eines Geheimtipps hinaus. So konnte es auch unter der Woche passieren, dass man mit einem Stehplatz vorlieb nehmen musste.
    Preuß steuerte einen der entlegensten Tische auf einem kleinen Podest an. Lady hockte sich neben ihr Herrchen und starrte erwartungsvoll zur Theke. Die Bedienung verschwand kurz in der Küche und kam mit einem Tablett zurück. Gekonnt balancierte sie es zu den Gästen und setzte eine Schüssel Wasser und eine Schale mit Schokokeksen vor den Hund. Das angeleinte Pony vernichtete die Plätzchen mit einem Happs, schaufelte die Hälfte des Wassers ins Maul, die andere auf den Boden, rülpste herzerfrischend und knallte sich, nach zwei Umdrehungen um die eigene Achse, auf den blank polierten Boden, um sich von der Anstrengung zu erholen.
    »Darf ich dir mal eine Frage stellen?«, begann Preuß umständlich, als er die Bestellung für sie beide aufgegeben hatte.
    »Klar.«
    »Hat es einen tieferen Sinn, dass du heute bei mir vorbeigekommen bist? Ich meine, wenn mir so etwas passiert wäre, würde ich bestimmt erst mal mit Simone darüber reden.«
    Katharina lehnte sich zurück und streckte unbehaglich die Beine aus. »Ulli und ich haben uns ein wenig in die Haare gekriegt«, erklärte sie nach einer Pause. »Der wollte mich dazu überreden, dass ich mich mit einem Seelenklempner zusammensetze.«
    »Und? Was wäre daran verkehrt?«
    »Jetzt fang du auch noch an«, brauste die Blonde auf. »Ich komm schon damit klar.«
    »Sehe ich«, nickte Preuß. »Und bei dem Streit mit Ulli ging es bestimmt um die Farbe deines Nagellacks, stimmt’s?«
    Katharina holte tief Luft, hielt sich aber zurück, weil die Bedienung mit den Gerstenkaltschalen anrückte. Bereits nach dem ersten Schluck wurde ihr flau im Magen.
    »So was brauche ich nicht«, beschwerte sie sich. »Ich … – ich hab doch keine Macke.«
    »Nee«, bekräftigte Preuß, »noch nicht. Aber darum geht es auch gar nicht.«
    »Sondern?«
    »Mädchen, Mädchen, markiere hier nicht das Fräulein Eisblock. Glaubst du, du könntest die Geschichte mir nichts, dir nichts wegstecken?«
    »Ich komm schon damit klar«, wiederholte Katharina bockig.
    »Jetzt vielleicht, obwohl ich dir nicht so recht glaube. Mal ehrlich, wie fühlst du dich?«
    Katharina schickte ihre Augen auf Wanderschaft. An und für sich stand sie mehr auf eine etwas gehobenere Ausstattung.
    »Ich warte«, unterbrach Preuß ihren Gedankengang.
    »Beschissen«, erklärte die Blonde ehrlich. »Am schlimmsten dabei ist, ich weiß nicht, was mich mehr fertig macht. Dagmars Tod war ein Unfall, sicher, aber vorher hatte ich meine Pistole höchstens auf dem Schießstand abgefeuert. Auf einen Menschen abzudrücken. na ja, das ist schon ganz schön happig. Und dass ich gleich beim ersten Mal zwei Menschen töte.«
    »Falls ich dich richtig verstanden habe, wäre es doch ansonsten dir an den Kragen gegangen, oder?«
    »Klar. Aber komm jetzt nicht mit der abgestandenen Floskel, die dir auf der Zunge liegt.«
    »Da hat sich höchstens jede Menge pelziger Belag angesammelt«, meinte Preuß ruhig. »Unfälle dieser Art passieren nun mal, so

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