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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Während sie den Hauptgang auf die Teller verteilte, goss ihnen Gumprecht nach.
    »Die Exportlizenzen sind die andere Seite«, dozierte er nun weiter. »Wir haben bereits Geschäftsbeziehungen in den ehemaligen Ostblock, in die Türkei und in den Iran. Die Amis haben da bisher einfach kein Bein auf die Erde bekommen. Durch den Kauf unserer Firma haben sie die Chance, in diesen Ländern neue Märkte zu erschließen. Und das hat nun mal seinen Preis.«
    Gedankenversunken spielte die Rürich mit einer Nudel, bevor sie sie mit einem Zinken ihrer Gabel aufspießte, »Sei mir nicht böse, Werner. Das ist großer Mist. Betriebswirtschaft erstes Semester.«
    »Was soll das heißen?«, gab Gumprecht irritiert zurück.
    »Dein ganzer schlauer Vortrag enthält nicht einen Punkt, den ich nicht schon kannte. Was für einen Umsatz macht dieser Konzern? Vierhundert Milliarden im Jahr? Fünfhundert? Ich schätze, mindestens fünfhundert, und das in Dollar. Glaubst du wirklich, die sind auf unsere bescheidenen Geschäftsverbindungen angewiesen, damit sie ihren Umsatz steigern können? Wenn die ihrer asiatischen Konkurrenz eins auswischen wollen, dann kaufen sie die. Mach dich nicht lächerlich. Und diesen Benett habe ich zwar erst gestern Abend kennen gelernt, aber auf mich wirkt er nicht gerade wie ein Mensch mit Macherqualitäten. Der würde doch mit einer Würstchenbude Bankrott gehen.«
    Gumprecht zupfte an seiner Mahlzeit herum, ohne einen Brocken zu probieren. »Dass Benett nicht gerade ein Spitzenmann ist, weiß ich auch.«
    »Und der wird nach Europa geschickt, um ein angeblich so wichtiges Geschäft unter Dach und Fach zu bringen? Lachhaft. Und noch was anderes: Warum hast du schon im Vorfeld versucht, Kalinowski loszuwerden? Wenn die Amis tatsächlich die ganze Firma umstrukturieren wollen, wäre es doch ein Leichtes, den zum nächsten Ersten zu feuern.«
    »Er hat einen Vertrag, der.«
    »Papperlapapp. Den kann er sich an die Backe nageln, wenn der Laden einem neuen Besitzer gehört. Selbst wenn er diesen Assistenten von Benett – wie heißt der noch? – Zalynski, aus seiner Studienzeit kennt. Wenn die Amis bereit sind, weit mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter an die Luft zu setzen, macht einer mehr oder weniger den Kohl auch nicht fett. Und warum Burgert mit diesem Geschäft einverstanden ist, verstehe ich auch nicht.«
    »Was hat der denn damit zu tun?«, begehrte Gumprecht auf. »Der muss doch froh sein, ohne Verluste aus dem Laden aussteigen zu können.«
    »Wirklich? Euch gehört die Firma zu gleichen Teilen. Du kriegst einen Millionenvertrag und der andere Eigentümer schaut in die Röhre.«
    »Burgert ist Sechsundsechzig«, wehrte sich Gumprecht schlapp. »Den als Geschäftsführer weiter zu beschäftigen, wäre doch irrsinnig.«
    »Werner, wir reden hier von Millionen. Die lässt sich niemand durch die Finger gehen, egal, ob er Sechsundsechzig oder sechsundneunzig ist.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hast du was gegen ihn in der Hand?«, fragte Rürich direkt heraus.
    »Inwiefern?«
    »Burgert unterschreibt bestimmt nicht freiwillig, da gehe ich jede Wette ein.«
    »Ich glaube, du hast deinen Job verfehlt. An dir ist eine gute Staatsanwältin verloren gegangen.«
    »Lenk nicht ab«, warnte Carina nachdrücklich.
    »Schatz, du hörst die Flöhe husten. Welche Pläne die Amis langfristig mit der Firma haben, weiß ich genauso wenig wie du. Was ich dir gerade gesagt habe, ist nichts als die reine Wahrheit. Machst du dir Sorgen, ebenfalls auf dem Arbeitsamt zu landen?«
    Carina setzte zu einer Antwort an, aber Gumprecht ließ sie nicht zu Wort kommen. »Wenn es alleine darum geht, kann ich dich beruhigen. Ich wollte es dir eigentlich erst sagen, wenn der Vertrag unterschrieben ist, aber warum nicht jetzt schon. Du erhältst ebenfalls einen neuen Arbeitsvertrag, mit anständig verbesserten Konditionen. Und auch nicht mehr als Assistentin, sondern mit Prokura. Na, ist das was?«
    Einen Moment wusste Carina nicht, ob sie sich freuen oder ihrem Besucher die Auflaufschüssel über das Haupthaar schütten sollte. Der Köder war zu verlockend, um ihn nicht zu schlucken. Schließlich nahm sie ihr Glas, hielt es hoch und wartete darauf, dass Gumprecht mit ihr anstieß.
    »Na, siehst du«, triumphierte der Geschäftsführer. »Warte ab, wenn sich alles ein wenig beruhigt hat, erkennst du, dass du Gespenster gesehen hast. Jetzt lass uns das Thema wechseln, morgen wird noch anstrengend genug.«
    »Meinetwegen«,

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