Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
der Geräte zufällig entdeckt werden, war es logisch, dass sofort sämtliche anderen Räume untersucht würden.
    Also suchte Burgert weiter. Viele Möglichkeiten gab es nicht, das Mikro war zwar leicht zu verbergen, nicht aber der dazugehörende Senderkasten.
    Systematisch befingerte der ehemalige Firmenbesitzer die Ränder der Deckenlampe, lugte in den Zwischenraum zwischen Heizkörper und Wand, riss sämtliche Schranktüren auf und wollte gerade die Blende der Klimaanlage abschrauben, als er endlich an das Nächstliegende dachte.
    Mit schnellen Schritten hatte er Gumprechts Stuhl erreicht und auf einer Seite angehoben. Da war es.
    Unter der Sitzfläche klebte das Gegenstück zu der Wanze aus seinem Büro, also wurde der Geschäftsführer ebenfalls belauscht.
    Danach war das Büro seines Sohnes an der Reihe. Schreibtisch und Stuhl waren sauber, hier entdeckte er Mikro und Sender an der Rückseite von Kalinowskis Computergehäuse. Ganz schön raffiniert.
    Das letzte Büro in dieser Etage gehörte der Rürich. Eines musste man ihr lassen, ihre vier Wände waren tadellos in Schuss. Wahrscheinlich verbrachte sie sowieso die meiste Zeit mit dem Kopf zwischen Gumprechts Oberschenkeln, aber wenigstens lag hier nichts herum. Ein Mikro und ein Sender allerdings auch nicht.
    Um ganz sicher zu gehen, warf Burgert auch noch einen Blick in den Konferenzraum, aber der schien ebenfalls sauber.
    Gedankenversunken trabte er zurück in den Flur und betrat unbewusst das Büro seines Sohnes. Dass bei der Rürich kein Mikro zu finden war, war zu erklären, sie war zwar Gumprechts Assistentin, um es vornehm zu umschreiben, aber Burgert hielt es für unwahrscheinlich, dass sie Zugang zu wirklich wichtigen Informationen hatte. Gelegentlich benutzte Gumprecht auch mal seinen Verstand.
    Der zukünftige Pensionär hockte sich auf Kalinowskis Schreibtisch und schlug die Beine übereinander. Das alles ergab keinen Sinn. Warum machte sich jemand die Mühe und verkabelte die drei Büros? Wer hatte einen Vorteil, wenn er Informationen über interne Firmenbelange erhielt.
    Die Amerikaner bestimmt nicht. Andernfalls hätten sie sicherlich versucht, den Kaufpreis zu drücken und nicht bereitwillig sämtliche Verbindlichkeiten der Firma übernommen und Gumprecht und ihm noch jeweils eine halbe Million zugesichert. Also musste ein Außenstehender die Mikrofone angebracht haben.
    Burgert fuhr der Schreck in die Glieder. Konnten die Justizbehörden nach so vielen Jahren …?
    Panik nahm von Burgert Besitz. Er wusste nur zu gut, dass er damals, als die Geschäfte mit den Sowjets aufzufliegen drohten, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, um die Untersuchung bereits im Keim zu ersticken. Jetzt, da seine eigene Partei nicht mehr an der Macht war, hatte er keine Möglichkeit, die Angelegenheit noch einmal unter den Tisch kehren zu lassen. Und die verdammten Sozis warteten schon lange darauf, ihn ans Messer zu liefern.
    Natürlich, das musste es sein. Burgert rutschte auf den Schreibtischstuhl und rieb sich die Schläfen. Seine Migräne klopfte an, wie immer, wenn er unter Stress stand. Olaf hatte doch immer eine Packung Aspirin in einer der Schubladen gehabt. Hastig riss Burgert eine Lade nach der anderen auf, bis er das Röhrchen entdeckte. Wie ein Süchtiger steckte er sich zwei Brausetabletten in den Mund und kaute darauf herum.
    Der bittere Geschmack des Medikamentes beruhigte ihn ein wenig. Er warf das Röhrchen zurück in die Schublade, als er die Mappe entdeckte, die, halb unter einem Nachrichtenmagazin verborgen, darin lag. Bei seiner Suchaktion hatte er lediglich nach den Mikrofonen Ausschau gehalten und nur am Rande auf den sonstigen Inhalt der Schubladen geachtet. Nun nahm Burgert den Hefter in die Hand und schlug ihn neugierig auf.

14
    »Hast du noch eins von den Aspirin da?«
    Katharina stützte den Brummschädel in die geöffneten Handflächen und starrte aus verquollenen Augen auf ihre Schreibtischunterlage. Von der anderen Seite des Tisches sah Hofmann amüsiert und besorgt zugleich herüber.
    »Immer noch so schlimm?«
    Statt einer Antwort hob Katharina ihren Kopf circa zwei Zentimeter in die Höhe und präsentierte ihre wachsbleiche Gesichtshaut. Die geringe Bewegung reichte, um einen neuen Bolzen aus Schmerz durch ihr Kleinhirn zu jagen.
    Ihr Kollege langte in seine Schublade und warf ihr das Päckchen mit den Seligmachern zu. »Soll ich dich bei Wielert krankmelden?«
    »Unsinn«, meinte die Blonde schlapp. »Irgendwann müssen

Weitere Kostenlose Bücher