und du bist weg
Handschlag begrüßte. Außerdem erkannte Katharina den Leiter der Spurensicherung aus Recklinghausen, der neben Lohkamp dem Präsi und Wielert gegenübersaß. Für Katharina war der Sünderstuhl direkt vor Kopf reserviert.
»Guten Morgen, Frau Thalbach«, bequemte sich Flenner endlich zu einer Begrüßung. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Katharina nickte den Übrigen zu und hockte sich auf die Kante der um etliche Klassen bequemeren Sitzgelegenheit als die, die sie üblicherweise gewöhnt war.
»Frau Thalbach, ich habe mir gerade den vorläufigen Abschlussbericht der Kollegen aus Recklinghausen angesehen. Und es sieht so aus, als würde sich die erste Einschätzung von Freitagabend hinsichtlich des Ablaufs des Vorfalls auch in diesem Bericht wiederfinden.«
Katharina brauchte einige Sekunden, um aus den rhetorischen Verirrungen die eigentliche Information herauszufiltern. Dann aber atmete sie unhörbar auf.
»Ausschlaggebend war das umfassende Studium des Überwachungsvideos der Tankstellenkette«, fuhr Flenner fort. »Herr Lohkamp hat in seinem Bericht ausdrücklich betont, dass sowohl Sie als auch Frau Eulenstein der Situation angemessen reagiert haben. Sie sind kein unnötiges Risiko eingegangen. Frau Eulenstein hat in der Kassenhalle nicht versucht, zu ihrer Waffe zu greifen, da sie augenscheinlich das Leben der beiden anderen Geiseln nicht gefährden wollte. Und Ihre Reaktion, die Waffe wieder wegzustecken, bevor der Täter mit ihrer Kollegin die Kassenhalle verließ, war ebenso korrekt. Dass die Situation eskalierte, lag einzig und allein an der unvorhersehbaren Reaktion des Täters beim Eintreffen des Streifenwagens. Frau Eulensteins Tod war ein Unglücksfall.«
Endlich wagte es Katharina, auf der Sitzfläche zwei Zentimeter nach hinten zu rutschen. Ihre Kopfschmerzen piesackten sie zwar immer noch gnadenlos, dafür war der Druck im Magen um etwa fünf Prozent zurückgegangen.
»Dieser Meinung wird sich höchstwahrscheinlich auch die Staatsanwaltschaft anschließen«, ergänzte Lohkamp, der Thalbachs Gesichtsfarbe wohl falsch interpretierte. »Jedenfalls hat der zuständige Vertreter der Behörden mir gegenüber eine dementsprechende Bemerkung fallen lassen. Es wird vielleicht noch eine Anhörung geben, aber das scheint mir eine reine Formsache zu sein.«
Wielert griff zu der vor ihm liegenden Mappe und blätterte darin herum, bis er die Stelle fand, die jemand farblich markiert hatte. Mit einem kurzen Räuspern meldete er sich zu Wort. »Nach dem Obduktionsbericht können wir nun auch erklären, warum Frau Eulenstein gestorben ist. Wie Sie alle sicher wissen, benutzen wir als Munition für unsere Dienstwaffen Vollmantelgeschosse, Kaliber neun Millimeter. Die Bleiprojektile werden von einer Stahlschicht umschlossen, was dazu führt, dass sich die Geschosse beim Aufprall kaum verformen.«
»Maximale Hinterlandgefahr«, murmelte der Leiter der Recklinghäuser Spurensicherung undeutlich.
»Was sagten Sie?«, spitzte Flenner die Ohren.
»Maximale Hinterlandgefahr«, wiederholte die Spürnase lauter. »Es ist schon seit einiger Zeit bekannt, dass so ein Projektil bis zu siebzig Zentimeter an organischem Gewebe durchschlagen kann. Das sind bis zu drei hintereinander stehende Erwachsene.«
Katharina sah auf. Das hatte sie bisher nicht gewusst.
»Laut Obduktionsbericht ist genau das passiert«, nahm Wielert den Faden wieder auf. »Ihre Kugel drang aus kurzer Entfernung in den Brustkorb des Täters ein, das heißt, das Geschoss war mindestens 1200 Stundenkilometer schnell. Wäre es auf eine Rippe geprallt, hätte die Kugel ihre Bahn verändert, aber sie ist genau zwischen den Knochen hindurch ins Herz eingedrungen, hat es durchschlagen und ist am Rücken des Täters wieder ausgetreten. Dummerweise war Frau Eulenstein um etliches kleiner als der Kerl, so dass die Kugel anschließend ihre Schläfe traf.«
»Ist übrigens nicht zum ersten Mal passiert«, ergänzte der Vertreter der Spurensicherung. »Erst Anfang Dezember hat es in München neben einem amoklaufenden Randalierer auch einen Zivilisten erwischt. Brettschneider hat das ausdrücklich in seinem Bericht vermerkt.«
»Wie dem auch sei«, meinte Lohkamp. »Unser Abschlussbericht wird sich nicht sonderlich von diesem hier unterscheiden. Wir warten noch, bis sich die beiden Geiseln von dem Schock soweit erholt haben, dass wir eine protokollierte Aussage aufnehmen können. Und, so Leid es mir tut, Frau Kollegin, Sie müssen wir auch noch offiziell
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