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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Mantels und etwas klirrte anschließend laut gegen eine der gewaltigen Flansche, mit denen das Regal am Boden befestigt war. Der Pfeil hatte seinen Hinterkopf nur um Zentimeter verfehlt.
    Lindemann schrie auf und hechtete unter das Regal. Sein Kopf landete unsanft auf dem Boden, einen Augenblick später hatte er den Mund voll Blut. Einer seiner Schneidezähne war abgebrochen, seine Unterlippe war aufgeplatzt. Ohne sich um die stechenden Schmerzen zu kümmern, rappelte er sich auf der anderen Seite hoch und lief los. Doch er hörte, dass ihm jemand folgte. Als er das Ende der Regalkonstruktion erreicht hatte, erklang das Sirren erneut. Sekundenbruchteile später bohrte sich ein Pfeil von hinten in seinen Oberschenkel.
    Der Gehetzte schrie gequält auf und ging zu Boden. Das Geschoss hatte sein Bein fast durchschlagen, die scharfkantige Spitze schaute auf der Vorderseite seines Beines aus dem Fleisch.
    Lindemann zog sich verzweifelt mit seinen Fingern weiter nach vorn. Hinter ihm erklangen wieder Schritte, die rasch näher kamen. Der Verletzte drehte sich kraftlos auf den Rücken.
    Über ihm stand der Typ, der ihn am Freitag hierhin verfrachtet hatte, seine Armbrust im Anschlag. Lindemann schüttelte weinend den Kopf und hob abwehrend die Hände.
    Es nützte nichts. Das Letzte, was er sah, war, wie der Yuppie siegesgewiss grinste und den Abzug drückte.

13
    Erschrocken riss Jürgen Burgert den Kopf hoch. Hinter ihm malträtierte ein ungeduldiger Bengel in einem Kabriolett die Hupe, die sich gegen das Gestampfe und Gedröhne aus den Lautsprechern des Autoradios nur schwer durchsetzen konnte. Die Ampel für die Linksabbiegerspur zeigte auf Grün.
    Burgert löste den Fuß von der Bremse und gab ein wenig Gas. Das Automatikgetriebe seines Benz griff sofort, sanft setzte sich die Limousine in Bewegung. Burgert nahm die Kurve Richtung Gewerbegebiet und beschleunigte auf knapp unter fünfzig.
    Der Bengel in dem Kabrio hatte es offensichtlich eilig. Noch in der Kurve tauchte die silberne Schnauze des kleinen Flitzers neben dem Beifahrerfenster auf, obwohl es eigentlich keine zweite Spur gab. Burgert schätzte den Fahrer, dem die flusigen Haare über die Brille baumelten, auf höchstens zwanzig. Wagemutig bretterte der Jüngling vor ihm in die Spur und ließ den Benz in einer Wolke aus Abgasen und dem, was er wohl für Musik hielt, zurück.
    Burgert schüttelte erst belustigt den Kopf und seufzte dann. Diese Burschen wussten gar nicht, wie gut sie es hatten. Als er in dem Alter war, war der Krieg zwar schon seit ein paar Jahren beendet gewesen, aber er selbst hatte, trotz des allmählich anlaufenden Wirtschaftswunders, mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in den Überresten des Hofes gesessen, den eine verirrte Bombe in Schutt und Asche gelegt hatte. An ein eigenes Auto hatte er seinerzeit nicht zu denken gewagt.
    Er steuerte den Wagen in die nächste Linkskurve. Noch gut anderthalb Kilometer und er war in der Firma. Seiner Firma. Oder besser, seiner ehemaligen Firma.
    Heute, nach dem Mittagessen, waren die Verträge unterschrieben worden, das Unternehmen Burgert & Gumprecht gehörte der Vergangenheit an; es war jetzt ein Anhängsel dieses vermaledeiten Konzerns. Burgert machte sich keine Illusionen. Wahrscheinlich würden die Amis den Laden in spätestens zwei Jahren dichtmachen.
    Er lenkte den Wagen an den Straßenrand, drehte die Zündung auf aus und zog den Schlüssel ab. Urplötzlich war der Wunsch über ihn gekommen, ein paar Schritte spazieren zu gehen. Nun, in den nächsten Jahren würde er viel Gelegenheit dazu haben, da konnte er gleich anfangen zu trainieren.
    Wenigstens kam er ohne Schulden aus der Sache heraus. Die Amis hatten nicht mehr versucht, den Kaufpreis zu drücken, sondern ausschließlich über einige Details des Kaufvertrages diskutiert. Knappe drei Stunden hatte das letzte Gespräch gedauert, dann gehörte sein Lebenswerk nicht mehr ihm.
    Nun ja, Lebenswerk war vielleicht zu viel gesagt. In den Anfangsjahren, da hatte er natürlich geschuftet wie ein Ochse, sich manche Nacht und viele Wochenenden um die Ohren geschlagen. Als es dann lief, hatte er sich zunehmend politisch engagiert. Sein Kompagnon kam alleine klar, also war Burgert nach Bonn gegangen. Erst, als es viel zu spät war, hatte er sich wieder um das Geschäft gekümmert. Gumprechts Sohn leitete nun den Laden, Burgert erkannte neidlos an, dass er das gar nicht schlecht machte, aber die Zeiten hatten sich nun mal geändert. In

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