und du bist weg
vernehmen.«
»Verstehe«, nickte Katharina. »Können wir das sofort hinter uns bringen?«
»Sie können gleich mein Büro benutzen«, bot Wielert schnell an. »Sagen wir in einer Viertelstunde?«
Alle Augenpaare am Tisch richteten sich verdutzt auf den Leiter des KK 11. Wielert grinste. »So wie ich Frau Thalbach kenne, hat sie bestimmt noch keinen Bissen im Magen. Bevor Sie sie in die Mangel nehmen, werde ich sie persönlich dazu bringen, einen kleinen Happen zu sich zu nehmen.«
Lohkamp und der andere Recklinghäuser wechselten einen Blick, aber Flenner nickte zustimmend. »Machen Sie das. Meine Herren, möchten Sie solange einen Kaffee?«
Wielert steuerte zur Tür, ohne auf Katharina zu warten. Die Blonde erhob sich schwerfällig und erreichte ihren Chef erst, als der schon fast das Sekretariat durchquert hatte.
»Wir gehen doch jetzt nicht frühstücken, oder?«, fragte sie.
»Nur, wenn Sie unbedingt möchten. Ansonsten sollten wir uns kurz in Ruhe unterhalten. Bevor Sie mit Lohkamp sprechen.«
Unbehaglich versuchte Katharina Schritt zu halten.
In Wielerts Büro war es angenehm kühl. »Gab es für Ihre Differenzen mit Frau Eulenstein eigentlich einen konkreten Grund?«, begann er ohne Umschweife.
Katharina umklammerte mit der rechten Hand ihren linken Knöchel so stark, das es wehtat. »Was hat das denn mit der Sache von Freitag zu tun?«, fragte sie verdattert.
»Ich möchte eine Antwort, bevor Lohkamp Ihnen eventuell die gleiche Frage stellt«, entgegnete Wielert scharf. »Gab es da was zwischen Ihnen?«
»Nein. Wir konnten uns nicht besonders gut leiden, aber das war, glaube ich, ein offenes Geheimnis. Sie haben es doch auch gewusst.«
»Allerdings«, nickte Wielert. »Und Lohkamp weiß das auch. Ich will nicht behaupten, dass er Sie in die Pfanne hauen will, aber bei dem weiß man nie.«
»Ehrlich, Herr Wielert, Dagmar und ich sind uns so gut es ging aus dem Weg gegangen. Aber außer einer gewissen Antipathie war da nichts.«
»Hoffen wir es«, erklärte Wielert. »Ansonsten gibt es nichts, was ich wissen müsste?«
Die Blonde hob den Kopf. »Wie meinen Sie das?«
Kopfschüttelnd zog Wielert endlich seinen Stuhl zurück und setzte sich. »Ich habe vor einigen Wochen mit Frau Eulenstein ein langes Gespräch geführt. Demnächst steht im KK 11 eine Beförderung an. Und für mich kamen nur zwei Kandidaten in Frage. Eulenstein und Sie.«
»Und?«
»Nun, Frau Eulenstein meinte damals sehr überzeugt, dass Sie zurzeit sicherlich kein Interesse an einer verantwortungsvolleren Tätigkeit hätten, allein schon wegen des Kindes. Ich hielt das damals für eine taktische Bemerkung. Aber je länger ich darüber nachdenke, umso merkwürdiger kommt mir das alles vor.«
Katharinas Knie wurden weich. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie tonlos.
»Gar nichts«, schnappte Wielert. »Aber Frau Eulenstein wirkte so sicher, dass Sie sich der Konkurrenz gar nicht stellen würden. Zu sicher. Deshalb frage ich Sie noch einmal: Gibt es etwas, das ich wissen müsste? Ich will nicht, dass Lohkamp irgendwo herumstochert und dreckige Wäsche findet, von der ich nichts weiß.«
»Muss ich erst einen Eid schwören?«, antwortete Katharina, wobei sie hoffte, dass Wielert das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht hörte. »Vielleicht hat Dagmar damit einfach nur deutlich machen wollen, dass sie sich auf jeden Fall für die Geeignetere für den Posten hielt, weil ich eben mit Kind privat stärker eingebunden bin. Wer kannte sich denn schon bei der Frau aus?«
Wielert dachte nach und verdrehte schließlich die Augen. »Wahrscheinlich sehe ich Gespenster«, nickte er. »Okay, vergessen wir die Sache. Und wenn dieser Lohkamp bei Ihnen ein linkes Ding versucht, klopfe ich dem heftig auf die Finger.«
15
Die Ampel direkt vor der Zufahrt zur Nettelbeckstraße zeigte Rot. Katharina hämmerte auf die Bremse und brachte den Fiesta etwa zwei Zentimeter vor der Haltelinie zum Stehen.
Vor ihrer Stoßstange überquerte eine Familie die Kemnader Straße. Die Blonde strich sich die Haare aus dem Gesicht und drehte das Radio, in dem WDR 2 wie jedes Jahr um diese Zeit verzweifelt um Lehrstellen warb, leiser. Der heutige Tag hätte sich schlimmer entwickeln können.
Gott sei Dank hatte Wielert nicht wieder gefragt, ob sie Urlaub haben wollte. Hätte sie in der nächsten Zeit zu Hause bleiben müssen, wäre sie bestimmt durchgedreht. Auch so ging ihr das Bild der Kollegin mit der Kopfwunde, aus der sachte Blut floss, nicht
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