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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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diese Scheißtabletten doch mal Wirkung zeigen.«
    »Hast du zu Hause schon was eingenommen?«
    »Vier Dolormin.«
    »Herrje, dann läufst du ja bald auf Wolken.«
    Katharina bröselte zwei Tabletten in das Glas mit dem lauwarmen Kranwasser und sah ungeduldig zu, wie sich die Wirkstoffe auflösten. Als sie am frühen Sonntagmorgen auf Thilos Wohnzimmercouch die Augen aufgeschlagen hatte, hatte sie wenigstens gewusst, warum ihr Kopf so breit wie eine Bahnschranke war. Obwohl sie vielleicht noch zwei Promille zu viel im Blut hatte, war sie vorsichtig gen Heimat gezockelt, das Fenster schön weit heruntergekurbelt. Ulli hatte ihr keine Szene gemacht, aber die Kopfschmerzen waren nicht verschwunden, sondern zu einer handfesten Migräne ausgewachsen. Wenigstens verdrängten die ekelhaften Schmerzen ihre ständigen Gedanken an den Freitag.
    »Guten Morgen, ihr beiden«, tönte Gassel auf dem Flur. »Mädchen, du machst ja Sachen. Alles in Ordnung mit dir?«
    Der Dicke quetschte sich auf den im Vergleich zu seiner Statur nahezu zierlichen Besucherstuhl. Das Möbelstück ächzte gefährlich, hielt der Belastung aber stand.
    »Halbwegs«, gab Katharina zurück. »Ich hatte allerdings schon mal bessere Tage.«
    »Glaube ich dir aufs Wort. Stimmt das, was ich der Presse entnehmen konnte, so halbwegs?«
    Hofmann sprang seiner Kollegin hilfreich zur Seite. »Im Großen und Ganzen war das ’ne faire Berichterstattung. Lohkamp hat den Untersuchungsbericht bestimmt schon fertig, und wenn da nichts anderes drinsteht, als er am Freitag gesagt hat.«
    »Trotzdem eine äußerst blöde Angelegenheit«, unterbrach Gassel den Stoppelhaarigen. »Erst wollte ich dich am Wochenende anrufen, aber du warst bestimmt froh, in Ruhe gelassen zu werden.«
    »Danke«, nickte Katharina und kippte ihren Cocktail auf einen Zug. Mit angewidertem Gesicht griff sie nach der Mineralwasserflasche auf der Fensterbank und spülte den bitteren Geschmack herunter.
    »Bestimmt hast du dir dein Comeback nach deiner Babypause anders vorgestellt«, sinnierte der Dicke. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Gleich ist Besprechung beim Chef«, antwortete Hofmann.
    »Mit oder ohne uns?«, fragte Gassel.
    »Ohne. Es sei denn, Katharina möchte einen von uns dabeihaben.«
    »Schon in Ordnung«, lehnte die Kommissarin dankend ab. »Es geht bestimmt nur um den Abschlussbericht. Das steh ich schon durch.«
    »Na ja, dann drück ich dir sämtliche Daumen«, seufzte Gassel teilnahmsvoll.
    Mit einem Ruck flog die Verbindungstür zum angrenzenden Büro auf und Ewald Hardenberg, der sich seine Sporen als Kriminalmeister unter Eulensteins Knute verdient hatte, katapultierte sich ins Büro. Atemlos schnappte er wie ein Karpfen nach Luft. Bevor er das erste Wort herausbringen konnte, war den anderen klar, was er sagen wollte.
    »Es stimmt«, meinte Hofmann ruhig. »Dagmar ist tot.«
    »Aber. aber wie konnte das denn passieren?«, stammelte der Rangniedrigere aufgeregt.
    »Keine Zeitung gelesen?«, meinte Gassel.
    »Nein. Ich war übers Wochenende in Holland. Ich hab gerade erst gehört.«
    Gassel wuchtete sich von seinem Platz und nahm den Eindringling sanft, aber bestimmt am Ellbogen und führte ihn in sein eigenes Büro zurück. Mit einem leisen Klicken schnappte das Schloss hinter den beiden zu.
    »Karl Heinz ist wirklich ein Menschenfreund«, atmete Katharina tief durch.
    »Er kann bestimmt gut nachempfinden, wie es dir geht«, erklärte Hofmann. Als ihn Katharina fragend ansah, ergänzte er: »Karl Heinz ist früher auf Streife gegangen, bevor er zur Kripo gekommen ist. Vor etlichen Jahren ist sein Kollege von einem Bankräuber erschossen worden, ohne dass unser Dicker etwas dagegen unternehmen konnte. Ist zwar eine etwas andere Situation, aber, na ja.«
    »Davon wusste ich ja gar nichts«, antwortete die Blonde langsam.
    »Ist schon eine Ewigkeit her. Außerdem bindet er das nur ungern irgendjemandem auf die Nase.«
    Katharina nuckelte den Rest aus ihrer Mineralwasserflasche und warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr. So allmählich war es Zeit für die Visite bei Flenner.
    Hofmann klopfte ihr beim Hinausgehen linkisch auf die Schulter, dann gab es kein Zurück mehr. Der Weg zum Büro des Präsidenten war nicht sonderlich weit, trotzdem kamen Thalbach die paar Schritte über den Flur endlos vor.
    Die Residenz des PP war bereits voll. An dem kleinen Besprechungstisch tummelte sich direkt neben Flenner Wielert, der bei ihrem Eintreten demonstrativ aufstand und sie mit

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