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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Flur, vorbei an den Räumen der Materialwirtschaft und der EDV. Das Treppenhaus war durch einen Glaskorridor von den übrigen Räumlichkeiten abgetrennt und wand sich spiralförmig an der Außenwand des Gebäudes bis in den dritten Stock hoch.
    Im ersten Stock lagen die Büros der Buchhaltung und des Verkaufs, ein Stockwerk höher residierte die Personalabteilung, der Einkauf und der Controller. Ganz oben befanden sich der Konferenzraum und die Büros der Geschäftsführung.
    Wehmütig schlenderte Burgert über den flauschigen Teppich und enterte sein Büro. Sein Schreibtisch war blank, richtig gearbeitet hatte er hier schon seit Jahren nicht mehr.
    Ächzend fiel er in seinen Sessel und drehte die Lehne so, dass er das Panorama bewundern konnte. Langsam lockerte er den Knoten seiner Krawatte und atmete tief durch. Vorhin hatte er mit der gesamten Bagage auch noch dieses grottenschlechte Musical, das Bochum angeblich weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt machte, besuchen müssen. Burgert hatte für diese seichte Form der Singspiele wenig übrig.
    Er zog das kurze Ende seiner Krawatte aus dem Knoten und stopfte das seidene Bekleidungsstück in seine Jackentasche. Der Senior war nicht ohne Grund hierher gekommen. Schwungvoll öffnete er die unterste seiner Schreibtischschubladen und sah den Kram durch, der sich im Laufe der Zeit dort angesammelt hatte. Nichts Wichtiges dabei, also weiter zur nächsten.
    Die Inspektion der Schubfächer war schnell beendet; bis auf einen alten Taschenkalender, der einige brisante Telefonnummern enthielt, konnte alles an dem Platz bleiben, an dem es sich befand. Als Letztes pflückte Burgert den teuren Füllfederhalter aus dem Ständer. Bevor er ihn in seiner Brusttasche verstauen konnte, rutschte ihm das Schreibgerät aus der Hand und kullerte unter den Tisch.
    Fluchend ging Burgert auf die Knie und zwängte seinen Kopf in den für die Beine vorgesehenen Hohlraum. Der Füller war bis zu dessen Ende gerollt. Anstatt aufzustehen und den Stift einfach von der anderen Seite aufzuheben, kroch Burgert ganz unter die Tischplatte und krallte seine Finger um das schwärzlich glänzende Gehäuse. Als er den Rückweg antrat, entdeckte er das Mikrofon.
    Burgerts Rückgrat schrie Zeter und Mordio, trotzdem verharrte er eine Zeit lang in dieser unnatürlichen Haltung. Unter dem Tisch war das Licht natürlich äußerst schummrig, aber er hatte keine Zweifel an dem, was er sah.
    Endlich richtete er sich wieder auf und atmete durch. Er griff die kleine Tischlampe und stellte sie neben sich auf den Boden. Dann robbte er wieder unter den Tisch zurück.
    Am Ende des dunklen Rollcontainers prangte tatsächlich der Kopf eines Mikrofons, mit mehreren Streifen Tesafilm festgeklebt. Von dem Mikrofon führte ein Kabel hinter den Container. Burgert machte sich lang und steckte seine Finger in den Zwischenraum.
    Hinter dem Container befand sich der Sender, er spürte deutlich das Plastikgehäuse unter seinen Fingerspitzen. Das Teil war mit drei Streifen dicken Isolierbandes befestigt, außer dem Kabel des Mikros entdeckte Burgert keine weiteren Strippen. Es musste sich um einen drahtlosen Sender handeln.
    Grunzend schob Burgert sich wieder zurück, wischte sich den Schweiß von der Stirn und plumpste in seinen Sessel. Er wurde abgehört, fragte sich nur, von wem, warum und wie lange schon?
    Nachdenklich stützte er sein Kinn auf den Handflächen ab. Wer, zum Teufel, war für diese Sauerei verantwortlich? Jemand von außerhalb der Firma kam dafür nicht in Frage, und wieso sollte es sich für jemanden aus der eigenen Firma lohnen?
    Gumprecht? Schmidtchen? Oder vielleicht sogar sein eigener Sohn? Warum sollten die ein Interesse daran haben, ihn abzuhören?
    Burgerts Nasenflügel bebten vor Wut. Schwungvoll stand er auf und ging zurück auf den Flur. Gumprechts Büro lag direkt gegenüber. Sofern sein Exkompagnon vorsichtshalber nicht inzwischen das Schloss ausgewechselt hatte, musste sein eigener General noch passen.
    Er passte. Die Tür zu Gumprechts Büro schwang auf, Burgerts Füße betraten den Teppich. Suchend sah sich der alte Mann um.
    Als Erstes checkte er selbstverständlich den Schreibtisch. Seine knubbeligen Knie scheuerten über die Schurwolle. Nichts.
    Burgert grunzte zufrieden, stutzte dann und überlegte. Wenn Gumprecht mit der Abhöraktion nichts zu tun hatte, war der eigentliche Missetäter bestimmt nicht so dumm, ein zweites Mikro an dem gleichen Platz wie bei ihm zu verstecken. Sollte eines

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