und du bist weg
Burgerts Bruder gehört hat, vor ein paar Tagen verkauft worden ist. Dabei soll es einen Beschiss gegeben haben. Und außerdem sollen in dem Laden früher illegale Geschäfte durchgezogen worden sein, aber worum es dabei genau ging, wissen wir nicht.«
»Klasse Ansatz«, stöhnte Gassel.
»Wer hat die Leiche eigentlich gefunden?«, fragte Katharina.
»Sein Hausarzt«, erklärte Wielert. »Einmal in der Woche kommt er morgens vorbei, um Blutdruck zu messen und ein paar Pillen zu verabreichen.«
»Und der hat ’n Hausschlüssel?«, wunderte sich die Blonde.
»Keineswegs. Die Haustür stand einen Spalt auf. Als sich auf sein Klingeln niemand gemeldet hat, ist er reingegangen.«
Aus den Augenwinkeln entdeckte Katharina Hofmann, der sich einen Weg durch die Schaulustigen bahnte und sie aus müden Augen anstarrte.
»Muss das sein, so kurz vor dem Wochenende?«
»Halt dich fest«, begrüßte ihn Katharina. »Der Tote war gestern Nachmittag bei uns.«
Hofmann überlegte einen Moment, dann war er mit einem Schlag hellwach. »Ach du Scheiße, etwa dieser Priester?«
»Exakt der«, nickte Wielert. »Hat wohl nicht nur Unsinn erzählt.«
»Doch«, widersprach Hofmann sofort. »Bevor ich gestern nach Hause gegangen bin, habe ich mir den Unfallbericht besorgt. Da war weit und breit nichts, kein anderes Auto, das den Bruder abgedrängt oder gejagt haben könnte.«
»Trotzdem gab es einen Grund, euren Besucher umzubringen«, stellte Gassel fest. »Na, sehen wir uns die Bescherung mal an.«
Einer nach dem anderen quetschten sie sich vorsichtig in den Hausflur und sondierten die Lage. Die Kriminaltechnik war so gut wie fertig, neben dem Leichnam war bereits der Bestatter zugange. Langsam konnte das KK 11 mit der Arbeit beginnen.
»Komisch, dass Brettschneider nicht da ist«, wunderte sich Hofmann. »Normalerweise schnuppert der doch vor allen anderen am Tatort herum.«
»Da vorne ist es wohl geschehen.« Gassels Arm wies in eine Richtung.
Gemeinsam starrten sie in das Arbeitszimmer; einem anderen Zweck dürfte der Raum wohl nicht gedient haben. Grundsätzlich schien hier ein heilloses, aber nicht unsympathisches Chaos zu herrschen, jetzt allerdings, nachdem die Kriminaltechnik ihre Arbeit gemacht hatte, wirkte der Raum kalt und ungemütlich. Alle erdenklichen Flächen waren mit weißlichem Pulver bestäubt, die Schubladen und Regale mit den Aktenordnern waren durchwühlt. Kleine, schwarze Plastikschildchen mit weißen Nummern belebten den Schauplatz.
Der füllige Leichnam des Priesters lag unmittelbar vor seinem Schreibtisch auf dem Bauch, die Füße in Richtung Tür. Auf dem Hinterkopf zeigte sich eine tiefe, hässliche Platzwunde, die zerzausten grauen Haare waren in dem Bereich blutverschmiert. Auf dem Hals prangten deutlich sichtbar Würgemale.
»Erschlagen oder erwürgt«, meinte Wielert. »Suchen Sie sich etwas aus.«
Gassel wollte etwas erwidern, da rammte ihm Katharina ihren Ellbogen in die Seite. Der Dicke hätte es nicht zum ersten Mal fertig gebracht, einen Zehner auf eine der beiden Todesarten zu setzen.
»Sieht mir nicht nach einem Kampf aus«, wechselte Hofmann das Thema. »Eigenartig. Keine umgeworfenen Möbel, kein leer gefegter Schreibtisch, gar nichts.«
»Ein Einbrecher, der den Toten überrascht hat?«, vermutete Wielert.
»Kaum. Das wäre schon ein zu unglaublicher Zufall, nachdem der gestern bei uns im Büro war«, erklärte Katharina kopfschüttelnd. »Ich vermute eher, Täter und Opfer haben sich gekannt.«
»Unsinn«, platzte Hofmann heraus. »Wenn das tatsächlich mit dem Bruder zu tun hat, kann es ja wohl kein Bekannter von dem Pfaffen gewesen sein.«
»Hätte der Priester seinen Mörder nicht gekannt, wäre er wohl kaum mit ihm in sein Arbeitszimmer gegangen«, warf Gassel ein. »Bis wann war er bei euch?«
»Ungefähr bis kurz nach drei«, schätzte Katharina.
»Die Tatzeit wird frühestens am späten Nachmittag oder in der Nacht liegen«, überlegte Wielert. »Anscheinend steht draußen die komplette Nachbarschaft. Das spart uns gleich Laufarbeit.«
»Ich höre immer uns«, flüsterte Hofmann so leise, dass nur Katharina ihn hören konnte.
»Sollten wir nicht auch diese Firma von dem anderen toten Bruder unter die Lupe nehmen?«, fragte Gassel.
Katharina nickte. »Vielleicht ist an der Geschichte, die Burgert uns gestern erzählt hat, ja was dran.«
»Na schön«, meinte Wielert. »Aber erst klappern Sie die Anwohner ab. Vielleicht kommt ja was dabei heraus. Und dann nehmen
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