und du bist weg
ernst. Außerdem, falls sein Tod wirklich nur ein Unglücksfall war, sehe ich auch keinen Grund, sein Andenken zu beschmutzen.«
»Klasse«, ätzte Katharina.
»Herr Burgert«, fuhr Hofmann lauter als nötig dazwischen. »Wir können kein Ermittlungsverfahren eröffnen, so lange es keinen konkreten Hinweis gibt, dass ein Verbrechen vorliegt.«
»Ich verstehe, Ihnen sind die Hände gebunden. Aber glauben Sie mir, ich phantasiere nicht. In den vergangenen Jahren haben mein Bruder und ich uns nicht sehr nahe gestanden. Natürlich haben wir uns hin und wieder gesehen, aber das waren fast ausschließlich offizielle Anlässe. Ich war sehr überrascht, als er mich gestern unangemeldet besuchte.«
Blödes Gelaber, dachte Katharina. »Geben Sie uns doch wenigstens einen kleinen Hinweis, worum es geht«, bat sie laut.
Der Priester rang sichtlich mit sich. Schließlich nickte er und beugte sich ein wenig vor. »Also gut. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass die Sache mit der Firma zu tun hat, die mein Bruder bis vor kurzem besaß. Augenscheinlich gab es bei dem Verkauf Unregelmäßigkeiten und mein Bruder glaubte von. gewissen Leuten hintergangen und übervorteilt worden zu sein.«
»Und die sollen ihn dann getötet haben?«, zweifelte Katharina. »Nachdem sie erst auf seine Kosten ein dickes Geschäft abgezogen haben?«
»Nicht nur wegen des Verkaufs«, erklärte Burgert geduldig. »Die Firma muss früher in illegale Geschäfte verwickelt gewesen sein, die in Zukunft wieder aufleben sollten. Mein Bruder befürchtete, dass er für einige Leute eine Gefahr darstellen könnte. Außerdem sprach er davon, Unterlagen gefunden zu haben, mit denen er alles beweisen könnte.«
»Haben Sie die zufällig?«, unterbrach Hofmann.
»Leider nicht. Er wollte sie mir heute vorbeibringen.«
»Hat er Ihnen gesagt, wo sich diese Unterlagen befinden?«
Burgert hob bedauernd die Hände. »In einem Schließfach. Mehr weiß ich nicht.«
»Trotzdem sehe ich immer noch keinen Ansatzpunkt für uns«, meldete sich Katharina. »Das alles klingt eher nach einem Fall für unsere Kollegen von der Wirtschaftskriminalität.«
»Ich will ja nur sichergehen«, erklärte Burgert. »Letztendlich sind mir die Verfehlungen meines Bruders herzlich egal. Aber ob mein Bruder ermordet worden ist, das ist mir nicht egal. Vielleicht hat ihn ja jemand verfolgt, vielleicht hat auch jemand seinen Wagen manipuliert, so dass er vor der Kreuzung nicht mehr hat bremsen können.«
Abwartend sah Katharina zu Hofmann hinüber. Der atmete tief durch und schlug sich schließlich auf die Schenkel. »Na gut. Meine Kollegin und ich sehen uns den Unfallbericht einmal genau an. Außerdem werden wir unsere Kriminaltechnik auf den Wagen Ihres Bruders ansetzen. Für den Fall, dass wir etwas Ungewöhnliches finden, werden wir selbstverständlich die Ermittlungen aufnehmen; andernfalls haben Sie die Gewissheit, dass es sich wirklich um einen Unfall gehandelt hat.«
Burgert nickte zufrieden, wuchtete sich hoch und presste seinen Jackenknopf wieder in die ausgeleierte Öse. »Das ist überaus freundlich von Ihnen, mehr kann ich auch nicht erwarten. Sie setzen sich mit mir in Verbindung?«
»Auf jeden Fall«, beteuerte Katharina feierlich.
Als Burgert außer Hörweite war, meinte Katharina: »Du bist ja wohl völlig bescheuert. Willst du Rex und seine Leute wirklich auf die Karre von dessen Bruder hetzen?«
»Nicht die Bohne«, antwortete Hofmann. »Aber eine andere Möglichkeit, den Typen loszuwerden, habe ich nicht gesehen. Morgen werfe ich einen Blick in den Unfallbericht, Freitag ruf ich bei ihm an und sage ihm, dass wir leider nichts gefunden haben, was seinen Verdacht erhärtet. Dann ist wieder Ruhe.«
»Hoffen wir es«, unkte Katharina. »Diese Sorte Mensch macht nichts als Ärger.«
26
»Gibst du unserem Sohnemann noch das Fläschchen? Oder reicht deine Zeit mal wieder nicht?«
Katharina schlug den Lokalteil der Zeitung herunter und sah neidisch über den Klapptisch. Zander schaute freundlich zu ihr hinüber; braun gebrannt, sichtlich erholt und gut gelaunt.
»Gleich«, nickte Katharina. »Lass mich wenigstens noch meinen Kaffee austrinken.«
Ulli streckte seine langen Beine aus und griff nach seinen Zigaretten. Seit er in den Wohnräumen nicht mehr rauchte, fräste er bei jeder Gelegenheit Spurrillen in die Balkonfliesen.
»Sollen wir am Wochenende nicht was unternehmen?«, fragte er und zupfte einige braune Blätter aus den Blumenkübeln mit den
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