und du bist weg
Sie sich diese Firma vor.«
27
»Nee, das war nichts für mich.« Kopfschüttelnd kurbelte Hofmann das Seitenfenster hoch und zog den Zündschlüssel ab. »Den ganzen Tag in so einer stickigen Halle abhängen, den Nippel durch die Lasche ziehen und mit fünfzig am Ende sein.«
»Nun mach mal halb lang«, gab Katharina zurück. »Immerhin haben die Leute ’nen Job, mit dem sie ihre Familie am Leben erhalten können. Nicht jeder rutscht in den Beamtenstand.«
»Da geh ich lieber stempeln«, meinte Hofmann und warf einen abfälligen Blick durch das offene Tor einer der Fabrikationshallen.
»Ich glaube, wir müssen da drüben hin«, sagte Thalbach. »Sieht mir nach dem Verwaltungsbau aus.«
Die Blonde hatte Recht. Hinter einer in modernem Kunststoff gehaltenen Empfangstheke lümmelten sich zwei aufgedonnerte Frauen hinter ihren Bildschirmen. Als die Beamten in ihren Dunstkreis traten, sahen sie auf.
»Hofmann, Kripo Bochum. Wo ist denn hier die Chefetage?«
»Sind Sie angemeldet?«, quetschte die kleinere der beiden durch ihre Kaugummiblase hervor.
»Nein. Trotzdem möchten wir ganz gerne mit dem Geschäftsführer sprechen.«
»Zweiter Stock, dann die zweite Tür links. Ich weiß aber nicht, ob der Herr Gumprecht jetzt Zeit hat.«
»Keine Bange, das machen wir schon«, grinste Hofmann und schob Katharina zum Aufzug. Thalbach drückte auf den Knopf und sah sich um.
»Wenn die mit ihren Kunden genauso umgehen wie mit uns, ist das kein Wunder, wenn der Laden bald bankrott ist.«
»Unsere Jungs an der Zentrale sind auch nicht viel freundlicher«, antwortete Hofmann.
»Unsere Kunden müssen uns aber auch nur in den seltensten Fällen bezahlen.«
Der Aufzug kam, und als die beiden Beamten in den Fahrkorb traten, rieselte erbarmungslos Musik von James Last auf sie herab.
Die Chefetage machte Eindruck, der Teppich und die wohl platzierten Gemälde strahlten Geschmack und Gediegenheit aus. Die Chefsekretärin, die sich hinter einem aus tropischen Edelhölzern geschreinerten Schreibtisch verbarrikadiert hatte, entdeckte man erst auf den zweiten Blick.
»Sie wünschen?«, fragte die hochtoupierte Wächterin dieses Stockwerks, noch bevor sich die Besucher orientieren konnten.
»Zu Herrn Gumprecht möchten wir gerne«, ließ Thalbach verlauten. Dabei gönnte sie der Sekretärin einen kurzen Blick auf ihren Dienstausweis. »Es ist dringend.«
»Nehmen Sie bitte einen Moment Platz, ich werde Herrn Gumprecht über Ihren Besuch informieren«, gurrte die Empfangsdame und zauberte auf ihr Gesicht ein lange antrainiertes Alles-wird-wieder-gut-Lächeln. Dann quakte sie in eine Gegensprechanlage, wartete einen Moment und strahlte die Beamten noch gewinnender an.
»Kommen Sie bitte, Herr Gumprecht nimmt sich einen Moment Zeit.« Dabei quetschte sie sich an den Beamten vorbei. Nach einem energischen Klopfen riss sie einen Türflügel auf und trat zur Seite.
»Kriminalpolizei?«, empfing sie Gumprecht mit einem fragenden Lächeln. »Was kann ich für Sie tun?«
Thalbach und Hofmann sahen sich anerkennend um. Gegen die Residenz des Geschäftsführers wirkte sogar der mondäne Flur wie ein Bahnhofsklo.
»Wir kommen wegen Ihres ehemaligen Kompagnons, Herrn Burgert«, kam Hofmann sofort zur Sache.
Über das Gesicht des langsam in die Jahre kommenden Yuppies legte sich ein Schatten. »Bedauerliche Geschichte«, nickte er. »Herr Burgerts Tod ist ein schwerer Schlag für unsere Firma. Er war der letzte noch lebende Firmengründer. Aber bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Gleichzeitig deutete er auf die bequem aussehende Sitzgruppe. Dankbar ging Katharina auf die Polster zu. Den gesamten Vormittag über hatten Hofmann und sie die Nachbarschaft des ermordeten Geistlichen abgeklappert, dementsprechend schmerzten ihre Füße.
»Können Sie mir vielleicht erklären, was Sie von mir wollen?«, fragte Gumprecht direkt. »Entschuldigen Sie, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber soweit ich weiß, kam Herr Burgert bei einem Verkehrsunfall ums Leben.«
»Das ist richtig«, bestätigte Hofmann. »Allerdings gibt es einige Ungereimtheiten.«
»Zum Beispiel?«
»Wissen Sie, wie der Unfall geschehen ist?«, konterte Katharina mit einer Gegenfrage.
»Nur das, was der Presse zu entnehmen war. Demnach muss Herr Burgert eine rote Ampel übersehen haben.«
»Er hatte mindestens siebzig Sachen drauf, als er mit dem LKW kollidierte«, erläuterte Hofmann. »Entweder hat Herr Burgert mit offenen Augen geschlafen oder es gab andere
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