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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Geranien.
    »Keine Lust«, meinte Katharina sofort. »Ich bin froh, wenn ich mich ein wenig in die Sonne legen kann.«
    »Also willst du dich wieder vergraben und deinem Selbstmitleid frönen.«
    Katharina klappte die Zeitung zusammen, leerte ihr Kaffeetasse und stand auf. »Bitte keine weiteren Diskussionen«, bat sie. »Und jetzt geh ich Arne füttern.«
    Der Sozialarbeiter blieb kopfschüttelnd auf dem Balkon zurück und seufzte. Als er gerade anfing, das benutzte Geschirr einzusammeln, klingelte das Telefon.
    »Zander«, meldete er sich, als er die Diele erreicht hatte.
    »Gassel hier, guten Morgen, Ulli. Gibst du mir mal Katharina?«
    »Grüß dich, Karl Heinz. Geht im Moment leider nicht, Madame ist gerade bei unserem Nachwuchs. Kann ich ihr was ausrichten?«
    Der Dicke am anderen Ende schnaufte einmal durch. »Tut mir Leid, ist äußerst dienstlich. Was macht denn euer Sohnemann?«
    »Wächst und gedeiht prächtig«, gab Ulli Auskunft. »Warte, ich hol sie eben.«
    Der fliegende Wechsel klappte prima. Katharina streifte die bequemen Slipper über die Füße und griff nach dem Hörer. »Um diese Uhrzeit kann das nur eines bedeuten«, meinte sie statt einer Begrüßung.
    »Korrekt«, bestätigte der Dicke. »Scheinbar haben die Bochumer Ganoven nur auf deinen Dienstantritt gewartet. Erst vier Wochen tote Hose, jetzt innerhalb von vier Tagen der zweite Mord. Beeil dich, ist nur ein Katzensprung.«
    Katharina kritzelte Gassels Angaben zur Tatortadresse auf einen kleinen Zettel und legte auf. Als sie sich umdrehte, stand Ulli hinter ihr. »Ich muss los«, sagte sie. Dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange, schnappte sich ihre üblichen Arbeitsutensilien und spurtete davon.
    Wenige Minuten später erreichte sie den Tatort, das obligatorische Flatterband wies ihr den Weg. Die Blonde quetschte ihren Kleinwagen neben die Kutsche der Kriminaltechnik und sah sich um. Gassel und Wielert standen vor der offenen Eingangstür des schnuckeligen Einfamilienhauses und warteten darauf, dass die Erkennungsdienstler das Feld räumten. Hinter der Absperrung sammelte sich die übliche Meute Hausfrauen, Rentner und Schulkinder, die hoffte, einige blutige Details des Geschehens mitzubekommen.
    »Guten Morgen, Katharina«, nickte Gassel. »Anscheinend war jemand der Meinung, ein toter Obdachloser macht uns nicht genug Arbeit.«
    »Keine voreiligen Schlüsse«, gähnte Wielert herzhaft. »Warten wir die Spurensicherung ab.«
    »Wen hat es denn erwischt?«, fragte Katharina, die sich ein wenig über Wielerts Anwesenheit wunderte. Ansonsten kam der Chef nur bei mittel schweren Katastrophen mit vor Ort – oder, wenn er gerade nichts Besseres zu tun hatte.
    »Anscheinend den Ortsteilpfarrer«, erklärte Gassel. »Hab bisher lediglich einen kurzen Blick auf die Leiche werfen können, aber die Würgemale am Hals waren gut zu sehen.«
    Katharina wurde blass. »Ein Pfarrer?«
    »Katholischer Priester, keine Sekte«, beruhigte sie Gassel lächelnd. »Und die Zeichen seiner Manneskraft sitzen noch da, wo sie sein sollten.«
    Katharina winkte heftig ab. »Hieß der zufällig Burgert? Heinrich Burgert?«
    Wielert sah auf. »Genau. Woher wissen Sie das? Gehen Sie hier zur Kirche?«
    Die Kommissarin kratzte sich nervös den Kopf. »Ach, Quatsch. Der war gestern kurz vor Feierabend noch im Präsidium.«
    Gassel und Wielert wechselten einen schnellen Blick. »Und warum?«, fragte der Ranghöhere. »Etwa wegen seines Bruders?«
    »Ja«, antwortete Katharina schwach. »Er erzählte ziemlich wirres Zeug, Hofmann und ich sind nicht richtig schlau daraus geworden. Angeblich habe sich sein Bruder bedroht gefühlt und man hätte ihn bei irgendwelchen Geschäften übers Ohr gehauen.«
    »Interessant«, meinte Gassel. »Habt ihr etwas unternommen?«
    »Wann und wie denn? Außerdem war das doch klar ein Unfall. Berthold und ich waren zufällig gestern bei der Obduktion dabei, weil wir den Bericht über den toten Obdachlosen abholen wollten. Burgerts Bruder hatte ganz schön was getankt.«
    »Eigenartig ist das doch«, murmelte Wielert. »Erst kommt ein ehemaliger Staatssekretär bei einem Unfall ums Leben, nur wenige Tage später wird sein Bruder ermordet. Und das, nachdem er tags zuvor auf dem Polizeipräsidium war, weil ihm der Tod seines Bruders merkwürdig vorkam.«
    »Erzähl doch mal genau, was er gestern von sich gegeben hat«, bat Gassel.
    »Ach, das war wirres Zeug«, meinte Katharina. »Berthold und ich haben nur erfahren, dass die Firma, die

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