und ein Hund mit Herzklopfen
ich meinte eigentlich wegen vorhin auf dem Dachboden. Als ich so herumgeschrien habe. Ich weiß auch nicht, warum.“ Ich traue mich gar nicht, in Jonas’ Richtung zu schauen.
„Aber ich weiß, warum du da so herumgeschrien hast“, antwortet Jonas und setzt sich neben mich. „Aus Angst. Das habe ich auch gemacht, als ich erfahren habe, dass meine Eltern sich scheiden lassen. Manchmal, wenn man sich ganz schreckliche Sorgen macht, schreit man einen anderen an, damit man selbst nicht an der Angst erstickt. Verstehst du?“
Hm. Nicht wirklich. „Aber ich war doch einfach nur sauer! Angst hatte ich gar keine. Wovor denn?“
Jonas scharrt ungeduldig mit seinen Füßen über den Holzboden. „Du denkst nur, dass du sauer bist. Dabei hast du Angst. Das fühlt sich manchmal gleich an. Wenn mein Vater und deine Mutter zusammenkommen, dann ist irgendwie alles anders. Keine Ahnung wie. Aber trotzdem finde ich es doof und habe irgendwie Angst davor. Kapiert?“
Ahhh. Endlich fällt bei mir der Groschen.
Es gibt wirklich Momente, da sagt dieser Pfefferjunge echt schlaue Sachen. Jetzt ist gerade so einer. Ich könnte ihn abknutschen.
Zum Teufel, natürlich auf gar keinen Fall! Was denke ich denn plötzlich für einen Schwachsinn?
„Kapiert?“, wiederholt Jonas.
„Na klar“, antworte ich, „für wie bescheuert hältst du mich?“ Ich stehe rasch auf, damit ich ihn vor Erleichterung nicht doch noch küsse.
„Für gar nicht bescheuert. Im Gegenteil. Ich habe noch nie ein Mädchen gekannt, das so fit im Kopf ist“, erwidert Jonas und guckt mich so nett an, dass ich plötzlich fast losheulen muss.
Oh Mann. Was ist nur mit mir los? Erst brülle ich wie verrückt herum, dann könnte ich Jonas abknutschen und dann muss ich beinah flennen.
Also, eine Sache ist so sicher wie meine Vier bis Fünf in Deutsch: An mir würde sich jeder Detektiv die Zähne ausbeißen. Hundertprozentig.
„Wir schlafen heute im Sta-a-all, wir schlafen heute im Sta-a-a-a-all! Bei E-e-e-e-ddy, beim lie-ie-ieben E-e-e-e-ddy!“
Jule und Lukas kommen johlend hereingerannt und führen einen wilden Tanz zu ihrem schrägen Gesang auf.
„Wie hast du das denn geschafft, Jule?“, frage ich fassungslos.
„Das war gar nicht schwer. Herr Pfeffer hat gemeint, dass es im Stall Bakterien und so gibt und es nicht gesund ist, dort zu schlafen. Aber dann habe ich ihn an die Geschichte mit dem Jesuskind erinnert. Das war ja sogar splitternackig im Stroh und fühlte sich pudelwohl. Da hat er gesagt, er gibt sich geschlagen und wir sollen verschwinden, bevor er es sich anders überlegt.“
„Dir ist auch nichts zu doof“, sage ich anerkennend und kichere. „Das wäre mir im Leben nicht eingefallen.“
Jule strahlt siegesgewiss. „Jetzt könnt ihr in Ruhe ermitteln“, flüstert sie mir zu.
„Was soll Maxie vermitteln?“, erkundigt Lukas sich neugierig.
„Gar nichts, du Langohr“, weist ihn Jule zurecht. „Aber du kannst mal in eurer Küche ermitteln, ob ihr noch was zum Schleckern habt. Flips und Chips wären auch nicht schlecht und noch irgendwas für Eddy, als Gastgeschenk. Der muss ja sein Heu mit uns teilen. Und vergiss deinen Schlafsack nicht und dicke Socken und was zu trinken.“
Lukas stürmt los.
„Du bist die geborene Herbergsmutter“, sagt Jonas grinsend.
Er packt eine Taschenlampe, einen Notizblock, ein kleines Fernglas, ein schwarzes T-Shirt und schließlich eine dunkle Sporthose in seinen Rucksack.
„Hast du eine Digitalkamera?“, fragt er mich. „Ich kann ja schlecht Papas Kamera für die Beweisfotos nehmen.“
Ich schüttle den Kopf. „Nee, aber Kassia soll dir ihr Handy geben, damit werden die Fotos super und zoomen geht auch. Du brauchst ja sowieso ein neues Telefon, damit wir uns verständigen können.“
In meinem Bauch kribbelt es plötzlich ganz fürchterlich. Das ist ja fast ein richtiges Abenteuer. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal so etwas Verbotenes gemacht habe. Obwohl ich schon dreizehn werde, habe ich mich niemals heimlich von zu Hause weggeschlichen, erst recht nicht abends. Sogar am Tag sage ich meiner Mutter, wohin ich gehe, und meine Schwestern tun das auch. Ich weiß, dass sie supersauer wäre, wenn sie erfahren würde, dass wir sie beschatten. Deshalb müssen Jonas und ich uns besonders geschickt anstellen. Wenn wir heute auffliegen, schaffen wir es nie, die beiden auszuspionieren.
Jonas denkt wahrscheinlich dasselbe. Deshalb hat er sich die schwarzen Klamotten eingepackt. In seinem
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