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und ein Hund mit Herzklopfen

und ein Hund mit Herzklopfen

Titel: und ein Hund mit Herzklopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Usch Luhn
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heftig den Kopf.
    „Wieso ist es denn so schlimm, dass sich Herr Pfeffer die Haare kämmt?“, fragt Jule neugierig. „Ich habe auch eine Bürste in meiner Schultasche, die mit dem süßen Pony drauf, die mir Mama zu Weihnachten geschenkt hat. Und manche Mädchen in meiner Klasse bürsten ihre Haare sogar mitten im Unterricht. Dann schimpft unsere Lehrerin aber immer.“
    Kassia verdreht die Augen. „Aber Herr Pfeffer ist ja kein Mädchen und so viele Haare hat er auch nicht auf dem Kopf, dass er sich kämmen müsste, bevor er mit Mama spricht. Rede nicht dazwischen, wenn du nichts zu sagen hast, was uns weiterhilft.“
    Jule zieht ein finsteres Gesicht. „Ich hab wohl was zu sagen, was weiterhilft. Warum fragt ihr Mama oder Herrn Pfeffer nicht einfach, ob sie ineinander verliebt sind? Ich kann das machen, ich trau mich.“ Sie springt auf und rennt zur Treppe.
    „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, schreie ich laut. Ich schnappe sie mir und halte sie eisern fest.
    Jule tritt mir wütend gegen das Schienbein.
    „Autsch!“ Ich sehe mindestens so viele Sterne wie Kassia durch ihr Teleskop, aber ich lasse Jule einfach nicht los.
    Sie hackt ihre spitzen Zähne so wild entschlossen in meinen Unterarm, dass mir ganz schummrig wird.
    „Jule, lass den Babykram und hör mir mal ganz genau zu“, greift Jonas ein und schnappt sie sich wie ein Bündel. „Super, dass du mithelfen willst. Ganz ehrlich“, sagt er mit einer fremden Rattenfänger-Stimme.
    Ich schaue ihn überrascht an. Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass der Pfefferjunge so Süßholz raspeln kann.
    „Aber bevor du dich mit Maxie weiterstreitest: Wie alt bis du genau?“
    Jule reagiert genauso verdutzt auf seine sanften Töne wie ich. Deshalb vergisst sie offenbar für einen Moment, dass sie auf Krawall gebürstet ist. „Neun Jahre“, antwortet sie und reckt ihren Hals. „Aber bald zehn.“
    Jonas nickt zustimmend. „Genau, meine Süße. Aber erst mal bist du noch neun und ich und deine Geschwister sind ganz schön viel älter. Deshalb kennen wir die Erwachsenen auch schon länger und unsere Eltern sowieso. Besonders als meine Eltern sich scheiden ließen, habe ich einiges Neues gelernt. Mein Vater zum Beispiel versteht einfach immer alles falsch, was ich sage, und ist dann gleich auf zweihundert. Den kann man nicht einfach fragen: Papa, bist du in Frau Buntschuh verliebt? Da geht der höchstens hoch wie eine Rakete und verpasst mir zwei Jahre Hausarrest.“
    Jule zieht eine nachdenkliche Schnute. „Auch nicht, wenn ich ihn frage?“
    Jonas schüttelt den Kopf. „Zwei Jahre Klavierspielverbot“, antwortet er.
    Jule reißt erschrocken die Augen auf. „Wie gemein“, flüstert sie. „Und wenn ich meine Mama frage, ob er in sie verliebt ist?“
    Jonas schaut mich herausfordernd an.
    „Mindestens drei Jahre Mäusestall ausmisten“, ergänze ich eilig.
    Jule seufzt tief. „Und das alles nur wegen einem doofen Kamm“, grübelt sie. „Das kapier ich nicht. Dabei könnte er doch antworten: Nein, Jule, ich bin nicht in deine Mama verliebt. Mir hat nur der Kopf gejuckt und deshalb habe ich mich schnell noch gekämmt.“ Sie schaut Jonas offen an. „Ganz ehrlich: Ich will lieber nicht erwachsen werden, das hört sich alles sehr doof an. Nicht mal bürsten kann man sich dann mehr einfach so.“ Sie schnappt sich eine herumliegende Bürste und beginnt, ihre Haare zu bearbeiten. Das hört sich ein wenig an wie Pferde striegeln.
    „Du brauchst deshalb nicht traurig zu sein, Jule“, sagt Jonas tröstend. „Noch bist du ja klein. Und wenn du groß bist, macht es dir nichts mehr aus. Papa sagt oft zu mir, wenn er so alt wäre wie ich, würde er verrückt werden. Die Erwachsenen vergessen ratzfatz, wie es so als Kind war. Sonst würden sie tatsächlich verrückt werden. Kapiert?“
    Ich starre Jonas mit offenem Mund an. Was er da sagt, hört sich schon fast genau so an wie die Weisheiten, die Kassia absondert, wenn sie ihre philosophische Phase hat. Hoffentlich geht das bei Jonas jetzt nicht auch so los. Dann werde nämlich ich verrückt. Eine Besserwisserin als Schwester ist schon hammerhart. Aber dazu noch ein bester Besserwisser-Kumpel ist mir eindeutig zu anstrengend.
    „Okay“, sage ich hastig. „Das wäre also geklärt. Und wie geht es weiter?“
    Für einen Moment herrscht tiefes Schweigen.
    Jule hat sich einen Kissenzipfel geschnappt und nuckelt daran wie ein Baby. Vermutlich versucht sie, das Älterwerden damit noch ein kleines

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