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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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weiß sie ja was.« Romy zuckte die Schultern. »Aber sie hat nie ein Wort darüber verloren, und das ist typisch für sie.«
    »Ich habe Kathryn eigentlich immer gemocht«, meinte Colleen nachdenklich. »Sie ist so … so gefestigt.«
    »Ich weiß.« Romy nickte. »Darum beneide ich sie auch. Sie hat all das getan, was ich machen wollte, nur viel besser.«
    »Du wolltest doch nie an die Wall Street!« Colleen lachte.
    »Nein, aber Kathryn strahlt so viel … Kompetenz aus«, erklärte Romy. »Ich wollte immer kompetent sein, aber um dir die Wahrheit zu sagen, ich bin noch dieselbe Chaotin wie mit sechzehn Jahren.«
    »Das bist du nicht«, widersprach Colleen. »Schau dich doch an  – du bist nach Hause gekommen und pflegst deine Mutter, und du machst das recht gut.«

    »Genau das ist der springende Punkt«, wandte Romy ein. »So gut kriege ich das auch wieder nicht hin.«
    »Du bist zu streng zu dir«, bemerkte Colleen. »Auf jeden Fall, wenn du das Gefühl hast, du hältst es nicht mehr aus  – ein Anruf genügt.«
    Romy lächelte. »Ich hatte ganz vergessen, wie schön es ist, mit dir befreundet zu sein.«
    »Danke.« Colleen erwiderte ihr Lächeln. »Also, was hältst du davon …«
    Ihre nächsten Worte gingen unter in dem plötzlichen Schrillen von Romys Handy. Sie griff sofort danach und drückte auf den grünen Knopf. Was ihre Mutter wohl von ihr wollte, fragte sie sich, als sie Veronicas Nummer sah.
    »Komm schnell nach Hause«, sagte Veronica, als Romy sich meldete. »Es ist wegen Giselle. Sie ist gestürzt und blutet mir hier alles voll. Ich brauche dich. Mir ist schon ganz übel, und ich falle, glaube ich, gleich in Ohnmacht.«
     
    Romy hatte einen Spaziergang zum Schloss gemacht, und so brachte Colleen sie in ihrem uralten roten Toyota nach Hause. Dort angekommen, stürzte Romy sofort aus dem Wagen, knallte die Beifahrertür zu und rief Colleen im Laufen zu, dass sie sich bei ihr melden würde. Ihre Freundin winkte und verschwand die Straße hinunter, während Romy die Einfahrt hinauf und ins Haus lief.
    »Bist du das?« Veronicas verängstigte Stimme drang durch den Flur.
    »Natürlich bin ich es  – bin ich froh, dass du nicht umgekippt bist. Oh!«
    Als Romy ins Wohnzimmer trat, saß Giselle auf dem Sofa, das Gesicht kreidebleich. Auf der Stirn prangte eine lila Beule, und quer über das Gesicht verlief eine eingetrocknete Blutspur.
    »Was ist passiert?«, fragte Romy, an Veronica gewandt.

    »Ich kann nicht …« Veronica sah sie starr an, und Romy bekam ihre Mutter gerade noch am Arm zu fassen. »Tut mir leid«, sagte Veronica, als Romy ihr zu einem Stuhl half. »Ich dachte, Giselle ist tot. Und dann ist ihr das Blut aus der Nase geschossen, und ich dachte, sie hätte einen Hirnschaden.«
    »Was ist denn passiert?«, wiederholte Romy.
    »Ich bin von der Trittleiter gefallen«, antwortete Giselle, »und habe mir die Nase angeschlagen. Und die Beule an meinem Kopf stammt von der Schere, die mich dort getroffen hat.«
    »Vom Griff der Schere«, fügte Veronica hinzu. »Sie hat Glück gehabt. Sie hätte sich die Augen ausstechen können.« Sie schluckte. »Mir ist schlecht, und ich habe fürchterliche Magenschmerzen. Und mein Rücken tut noch mehr weh als sonst.«
    »Dir fehlt nichts, Mam«, erklärte Romy barsch. »Du bist nur fürchterlich erschrocken, das ist alles. Setz dich hin, und atme ein paarmal tief durch, während ich dir ein Glas Wasser hole.«
    Das war wieder typisch Veronica, dachte sie. Obwohl es einem anderen schlecht ging, war sie diejenige, die die meiste Aufmerksamkeit beanspruchte. So wie immer. So wie damals an Kathryns einundzwanzigstem Geburtstag.
    »Mir geht es aber gar nicht gut.« Veronicas Unterlippe bebte. »Ich kenne ganz genau den Unterschied zwischen einem Schock und etwas anderem. Klar habe ich einen Schock, aber das ist nicht der Grund, weswegen es mir schlecht geht.«
    Romy ignorierte ihre Mutter, holte das Wasser für sie und drückte ihr das Glas in die Hand, mit dem Rat, langsam und schlückchenweise zu trinken.
    »Was hattest du denn auf der Trittleiter zu suchen, Giselle?«, fragte Romy und wandte sich von ihrer Mutter ab.
    »Ich wollte die Hängekörbe ausputzen«, erklärte Giselle. »Ich stand gerade auf der dritten Stufe, als mir plötzlich ein wenig schwindlig wurde, und dann bin ich auch schon ausgerutscht. Es war wirklich kein schlimmer Sturz, ehrlich. Aber ich bin fürchterlich
erschrocken, und dann hat auch noch meine Nase zu bluten

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